2024-05-08T14:46:11.570Z

Spiel der Woche
Gleich knallt es: Dieser Zusammenprall von Club-Keeper Max Nawe und seinem Abwehrkollegen Patrick Weimar im Dreikampf mit dem Fürther Stefan Maderer ging dem 0:1 voraus, den Abpraller schob Aykut Civelek (nicht im Bild) ein. F: Zink
Gleich knallt es: Dieser Zusammenprall von Club-Keeper Max Nawe und seinem Abwehrkollegen Patrick Weimar im Dreikampf mit dem Fürther Stefan Maderer ging dem 0:1 voraus, den Abpraller schob Aykut Civelek (nicht im Bild) ein. F: Zink

Keine Tore, kein Aufbäumen

Club II blamierte sich im Derby mit 0:3 gegen Fürther "U21"

Verlinkte Inhalte

Es war das 26. Aufeinandertreffen in einem Punktspiel, doch selten verlief ein Derby zwischen den beiden zweiten Mannschaften des 1.FC Nürnberg und der Sp Vgg Greuther Fürth so einseitig: Völlig verdient entführte die Fürther „U23“ mit einem glatten 3:0 (2:0) im Derby bei der „U21“ des Clubs.

1. FC Nürnberg II - SpVgg Greuther Fürth II 0:3 (0:2)

Heini Müller dürfte sich angesichts des Geschehens auf dem Rasen mit Grausen abgewandt haben. Da kam der Meisterspieler des 1.FC Nürnberg von 1961 mal wieder ins Stadion, um sich den Club-Nach­wuchs anzuschauen, und dann das: Als Ivan Knezevic in der zweiten Minute am Fürther Strafraum frei zum Schuss kam, den aber zu hoch ansetzte, hatte Müller wie die übrigen 631 Zuschauer die erste, beste und letzte Torchance des 1.FCN gesehen.

Das Grauen für den Club-Anhang begann zwei Minuten später: Da ver­tändelte Özgür Özdemir aus dem FCN-Profikader als letzter Mann den Ball, Fürths Sturmspitze Jann George schnappte sich die Kugel, sprintete frei auf Keeper Max Nawe zu – und schob haarscharf daneben. Als der einst beim FCN ausgebildete und dann vom Hof gejagte George eine knappe Viertelstunde später nahezu perfekt flankte, behinderten sich Nawe und Patrick Weimar im eigenen Fünfmeterraum selbst, so dass Aykut Civelek keine Mühe hatte, den Haus­herren per Abstauber den ersten Genickschlag zu verpassen. Fortan waren die jungen Nürnber­ger von der Rolle, agierten bewegungs­arm, behäbig und ohne Tempo. Wie man es besser macht, führten ihre Altersgenossen aus der Nachbarstadt vor: Die waren in den Zweikämpfen des insgesamt sehr fairen Derbys aggressiver, spielten durchdachter und gefälliger und stürmten bei ihren Angriffen mit Zug zum Nürnberger Tor. Eine der wenigen Gemeinsamkei­ten beider Teams nicht nur an diesem Tag: die mäßige Spieleröffnung aus der Abwehr heraus. Größere Handlungsschnelligkeit zeigten die Gäste auch beim 2:0, dem eine laut Trainer Mirko Reichel einstu­dierte Freistoßvariante vorausging: Der Ball wurde an der Mauer vorbeige­schoben, George sprintete ihm hinter­her und hämmerte aus spitzem Winkel ein (28.). Wie man es nicht macht, führten zwei Minuten später wieder­um die Nürnberger vor: Als sich der wenig über­zeugende Markus Mend­ler einmal am Flügel durchsetzen und flan­ken konnte, stand kein Clubspieler im Straf­raum, dafür hatten sich sechs von ihnen vor dem „Sechzehner“ versam­melt und staunten dem Ball andächtig hinterher.

Auch die Pausenansprache von Trai­ner Roger Prinzen hatte offenbar nicht die erhoffte Wirkung: So schlief die Club-Abwehr noch selig, als die Fürther ihren ersten erfolgverspre­chenden Angriff nach dem Seiten­wechsel starteten. Özdemir wusste sich nur mit einem Foul zu helfen, den folgenden direkten Freistoß hob Cive­lek aus 20 Metern gefühlvoll über die Mauer ins FCN-Gehäuse (47.). Nürn­berger Aufbäumen? Fehlanzeige. Mendler, Maximilian Dittgen und Co. verzettelten sich in Einzelaktionen und blieben dabei immer wieder in der kompakten Defensive des Klee­blatts hängen. Die wiederum stand für einen gra­vierenden Unterschied zwischen bei­den Teams: Sie wurde vom spielenden Co-Trainer Thomas Kleine stabili­siert, der mit seiner Routine viel Ruhe auf die jungen Mitspieler ausstrahlte.

Ein solcher Führungsspieler fehlt in den vor der Saison noch einmal ver­jüngten Nürnberger „U21“-Reihen, wie Prinzen bereits vor Wochen einge­räumt hatte. Bleibt abzuwarten, ob Ex-Profi Andreas Wolf im Abstiegs­kampf nicht doch reaktiviert wird. Prinzen meinte hin­terher zwar, er habe mit Knezevic, Dittgen und Julian Wießmeier drei Stürmer aufgebo­ten – zu sehen war da­von wenig. Der „fal­sche Neuner“ Wießmei­er versauert als alleini­ge (wenig torgefähr­liche) Spitze auf unpas­sender Position, wäre mit seiner Laufstärke im Mittelfeld besser aufgehoben. Als mit dem schnellen A-Junior Cedric Teuchert nach einer Stunde ein echter Stürmer kam, sollte der die Gästeabwehr auf der linken Außenbahn aufreißen, statt zentral vorne zu agieren. Also so, wie es der sichtlich moti­vierte George auf der anderen Seite tat: Er war treffsicherer Stürmer und Spielmacher in einer Person, arbeitete zudem viel nach hinten – und hat sich mit starken Leistungen in den Blick der Profis geschoben, bei denen er inzwischen mittrainiert.

Schiedsrichter: Tobias Schultes (Betzigau) - Zuschauer: 632
Tore: 0:1 Aykut Civelek (16.), 0:2 Jann George (28.), 0:3 Aykut Civelek (47.)

Aufrufe: 013.10.2014, 10:45 Uhr
Philipp Roser (NZ)Autor