2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Sascha Köppen

„Größere Sprünge sind kaum möglich“

Der Kapitän des Fußball-Oberligisten 1. FC Kleve über den verpatzten Saisonstart und den XXL-Spielplan.

Der Saisonstart des Oberligisten 1. FC Kleve war ein Graus. Am vergangenen Sonntag unterlag die Mannschaft von Trainer Umut Akpinar bei Germania Ratingen mit 0:4. In der Defensive waren die Rot-Blauen anfällig, in der Offensive fehlte jedwede Zielstrebigkeit. So war die Niederlage zum Auftakt folgerichtig. Nun wartet am Sonntag, 15 Uhr, das erste Heimspiel in der Klever Getec-Arena. Dann wird Oberliga-Dino TuRU Düsseldorf am Bresserberg zu Gast sein. Das Team aus der Landeshauptstadt legte ebenfalls einen klaren Fehlstart hin. Gegen die Sportfreunde Baumberg setzte es eine 0:3-Niederlage.

Der 1. FC Kleve wird in der Partie gegen TuRU abermals von Kapitän Fabio Forster aufs Feld geführt. Der 29-jährige Mittelfeldspieler geht bereits in seine zehnte Spielzeit für den Fusionsklub. Zwischenzeitlich kickte er jeweils eine Saison für die Spielvereinigung Hönnepel-Niedermörmter (2011/2012) und den SC Düsseldorf-West (2016/2017).

Wie blicken Sie auf den Saisonstart gegen Germania Ratingen zurück?

Fabio Forster Eines ist ganz klar: Das war nicht der Saisonstart, den wir uns gewünscht haben. Doch die Mannschaft hat auch nicht so schlecht gespielt, wie das Ergebnis vermuten lässt und es hinterher in der Öffentlichkeit dargestellt worden ist. Die Niederlage war zwar verdient. Doch wir müssen den Inhalt vom Ergebnis trennen.

Inwiefern?

Forster Bis zum Doppelschlag von Ratingen, der uns das Genick gebrochen hat, haben wir nicht schlecht gespielt. Danach war die Fehlerquote dann deutlich zu hoch. Dennoch weise ich gerne darauf hin, dass wir gegen Ratingen deutlich besser gespielt haben als im Halbfinale gegen den 1. FC Bocholt, als wir nach Elfmeterschießen ins Endspiel des Niederrheinpokals eingezogen sind. Wir dürfen diese Niederlage also nicht überbewerten. Das war der erste Spieltag.

Ihnen droht in dieser Saison ein Hammerspielplan mit 44 Partien allein in der Oberliga. Dazu kommen noch Pokalspiele. Ist der Kader des 1. FC Kleve für diese Belastung gerüstet?

Forster Auf jeden Fall sind wir darauf vorbereitet. Meiner Meinung nach haben wir unseren Kader qualitativ und quantitativ verbessert. Das Gerüst der Mannschaft ist bestehen geblieben. Mit Ryo Terada, Luca Thuyl und Michael James den Heijer haben wir zudem gestandene Spieler verpflichtet. So konnten wir die Abgänge kompensieren. Außerdem bin ich mir sicher, dass unsere Nachwuchstalente wie Pierre Heyer, Marten Albrecht, Calvin Top oder Leander Derksen viele Einsatzminuten vom Trainer bekommen werden. Für sie ist dieser große Spielplan auch eine Chance, sich zu zeigen.

Der Mannschaft fehlen mit Sebastian van Brakel, Andre Trienenjost und Kai Robin Schneider verletzungs- oder krankheitsbedingt langfristig drei Akteure. Wie weh tut das?

Forster Natürlich sind solche Ausfälle schwer zu kompensieren. Das haben wir auch in der vergangenen Woche gegen Ratingen gesehen, zumal Michael James den Heijer da noch nicht spielberechtigt gewesen ist. Wir haben es aber auch in der Vergangenheit immer wieder geschafft, langfristige Ausfälle zu kompensieren. Außerdem gibt es kaum eine Mannschaft in der Oberliga, die so intensiv trainiert wie wir. Umut Akpinar hat uns in der Vorbereitung richtig schwitzen lassen, teilweise sechs Mal pro Woche. Was die Fitness anbelangt, werden wir also kaum einem Team unterlegen sein.

Sorgen Sie sich, dass die Saison aufgrund von Corona gar nicht wie vom Fußballverband geplant durchgezogen werden kann?

Forster Das wird sicherlich eine spannende Saison werden. Keine Mannschaft ist davor gefeit, in Berührung mit Corona zu kommen – auch wenn wir uns an die Hygienevorschriften halten. Fußball ist nämlich eine Kontaktsportart. Das wird sich nicht ändern lassen. Ich bin mir außerdem nicht sicher, ob der Terminplan tatsächlich eingehalten werden kann. Wir sind nun vier Wochen später mit der Saison angefangen als üblich und haben zehn Spiele mehr auf dem Programm. Da sind die Pokalspiele noch außen vor. Das ist für den Amateurfußball schon eine Hausnummer. Es dürfte abenteuerlich werden, wenn auch nur eine Mannschaft aufgrund eines Corona-Falls unter den Akteuren pausieren muss oder im Winter Partien aufgrund der Witterung ausfallen. Dann haben wir noch mehr Englische Wochen als ohnehin schon. Aber ich habe auf jedes einzelne Spiel Bock.

Sie sind aktuell als Referendar an einem Gymnasium tätig. Lässt sich der Beruf überhaupt noch mit diesem XXL-Spielplan und dem Trainingsprogramm vereinbaren?

Forster Ich glaube, dass ich da mit meinem Beruf als angehender Lehrer noch einigermaßen Glück habe. Aber es gibt Jungs, die nun einmal nicht vor 17 oder 18 Uhr ihre Arbeitsstelle verlassen können. Da wird es schwieriger. Es wird in dieser Saison sicherlich auch dazu kommen, dass der eine oder andere Spieler mal eine Partie unter der Woche sausen lassen muss.

Was ist das Ziel des 1. FC Kleve in dieser Saison?

Forster Zunächst einmal geht es für uns nur um den Klassenerhalt. Den wollen wir allerdings möglichst früh perfekt machen und einen Platz im gesicherten Mittelfeld erreichen. Es ist uns nicht egal, ob wir auf dem 14. oder auf dem achten Tabellenplatz landen. Größere Sprünge nach oben sind aber leider kaum möglich. Mannschaften wie Baumberg, Bocholt, Velbert oder Monheim spielen finanziell einfach in einer anderen Liga. Diese Vereine verpflichten teilweise Spieler aus der Dritten Liga oder der Regionalliga. Da können und wollen wir aktuell nicht mithalten.

Wird es erneut eine Mannschaft wie den SV Straelen in der vergangenen Saison geben, die mit großem Vorsprung die Tabelle anführt und die Konkurrenz Woche für Woche deklassiert?

Forster Nein, daran glaube ich nicht. In der Oberliga dürfte es in dieser Saison keine Mannschaft wie den SV Straelen im vergangenen Jahr oder den VfB Homberg vor zwei Jahren geben. Allerdings muss man zum SV Straelen auch sagen, dass sie einen schlechten Job gemacht hätten, wenn sie mit diesem Kader nicht aufgestiegen wären. Nun dürfte es an der Tabellenspitze spannender werden.

Wie stark schätzen Sie TuRU Düsseldorf ein?

Forster TuRU Düsseldorf gehört zum absoluten Stamm der Oberliga. Das ist eine Mannschaft, mit der wir uns auf Augenhöhe messen wollen und gegen die wir mithalten können. Am Sonntag wollen wir unbedingt die ersten drei Punkte holen.

Das Gespräch führte
Maarten Oversteegen

Aufrufe: 012.9.2020, 08:15 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor