2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines

Brotlose Fußballkunst

Offensiv zeigen sich beide Aufgebote zahnlos. Mit dem Ergebnis haderte zuvorderst Kray.

Erst drei Sekunden lang zeigte die Anzeigetafel in der Essener Kray-Arena die 90. Spielminute an, da pfiff der Unparteiische Gerrit Wiesner die Oberliga-Partie des 1. FC Kleve gegen den FC Kray ab. Und das trotz zahlreicher Verletzungspausen in der zweiten Halbzeit. Wiesner schien genug gesehen zu haben. Immerhin kreierten die Kicker auf dem Kunstrasen über die gesamte Spieldauer kaum nennenswerte Torchancen.

Der Tross des 1. FC Kleve schien einverstanden mit der Entscheidung, Krays Trainer Philip Kruppe redete leidenschaftlich auf den Regelhüter ein. Immerhin habe dieser seiner Mannschaft die Möglichkeit genommen, noch gefährlich vors Klever Tor zu kommen. Doch warum sollte den Oberliga-Kickern in der Nachspielzeit das gelingen, was zuvor anderthalb Stunden lang in schier unerreichbarer Ferne lag? Kruppe erklärte: „Die Reaktion der Jungs nach dem Abpfiff zeigt, dass wir gerne weiter gespielt hätten, da wir unbedingt den Dreier wollten.“ Seit Anfang Oktober warten die Blau-Grün-Weißen nun schon auf einen Sieg.

Der 1. FC Kleve war druckvoll in die Begegnung gestartet. Beide Mannschaften versuchten es mit ähnlichem Rezept: intensives Pressing gegen den Ball, schnelles Umschalten mit dem Ball. Die erste Gelegenheit leitete Niklas Klein-Wiele ein. Er bediente nach feinem Doppelpass Pascal Hühner, dessen Schuss allerdings an Krays Schlussmann Marius Delker hängen blieb. Kurz darauf spielte Hühner Levon Kürkciyan im Strafraum frei. Der Armenier lief unbedrängt auf das Tor der Gastgeber zu, sein Abschluss aber flog einige Meter neben das Ziel.

Es sollten die einzigen beiden hochkarätigen Chancen der Rot-Blauen bleiben. „In der ersten Halbzeit hatten wir auch immer wieder zu große Abstände zu den Gegenspielern, wodurch sie dann gefährlich aufspielen konnten“, sagte Kleves Trainer Umut Akpinar unserer Redaktion. Nach 28 Zeigerumdrehungen verpasste Krays Angreifer Philipp Schmidt aus der Drehung knapp. Kleves Schlussmann Ahmet Taner, seit Wochen in herausragender Form, hielt einen strammen Abschluss von Ilias Elouriachi (31.) sehenswert. So gingen die Mannschaften nach einer torlosen Halbzeit auf Augenhöhe in die Kabine. „Wir wollten nur wenige klare Torchancen zulassen. Das hat in der ersten Halbzeit ein, zwei Mal nicht geklappt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann gar nichts mehr zugelassen“, sagte Kruppe.

Der Blick auf den zweiten Durchgang: Kray präsentierte sich nach dem Seitenwechsel williger und war zunehmend feldüberlegen. Nach 55 Minuten musste Ahmet Taner einen Schuss von Philipp Schmidt parieren. Die Rot-Blauen versuchten es mit schnellen Konterspielzügen über die Außenbahnen, in aussichtsreiche Position aber gelangen sie so nur selten. FC-Spielführer Fabio Forster (81.) hätte für die Führung sorgen können, sein Freistoß von der Strafraumkante aber flog direkt in die Mauer des Ruhrpott-Aufgebots. „Wir haben nicht viele Dinger zugelassen. Andererseits war es bei uns nach vorne auch nicht gut. Wir haben viele Zweikämpfe, viele Fouls, viel Hin-und-Her gesehen. Das Spiel hat sich vor allem zwischen den Sechszehnern abgespielt und war von Kampf geprägt. Es ist uns nicht gelungen, ruhig aufzutreten und zu unserem Spiel zu finden“, sagte Akpinar.

So pfiff Schiedsrichter Wiesner die Partie wohl zum rechten Zeitpunkt ab: Zwar hatten die Gastgeber schlussendlich häufiger den Ball, allzu viel aber wussten sie damit nicht anzufangen. „Das Spiel war relativ ereignisarm, was ich gar nicht so schlecht fand. Wir hatten in der letzten Zeit viele Ereignisse, die eher negativ waren. Nun haben wir zu Null gespielt. Natürlich wollten wir unbedingt gewinnen, um eine Trendwende einzuleiten. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Kleve eine richtig gute Mannschaft mit viel Selbstvertrauen ist“, sagte FCK-Trainer Kruppe.

Der 1. FC verpasste es, Kray in der Tabelle zu überholen. Dennoch reicht es aktuell für Tabellenplatz zehn. Da parallel der SC Velbert der Sport- und Spielvereinigung Velbert unterlag, wächst der Vorsprung der Rot-Blauen auf den ersten Abstiegstabellenrang auf elf Punkte. „Wir können mit dem Punkt leben“, sagte Akpinar. In der kommenden Woche dann wartet die letzte Ligapartie des Jahres auf seine Mannschaft: Vor heimischem Publikum geht es gegen Monheim.

Aufrufe: 08.12.2019, 19:09 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor