2024-04-29T14:34:45.518Z

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Die Bayernligatruppe der SpVgg Weiden in der Saison 1998/99 mit Abteilungsleiter Charly Aldermann, Trainer Reinhold Schlecht und seinem „Co“, dem Ende Dezember verstorbenen Alfred Kromp (mittlere Reihe von links).
Die Bayernligatruppe der SpVgg Weiden in der Saison 1998/99 mit Abteilungsleiter Charly Aldermann, Trainer Reinhold Schlecht und seinem „Co“, dem Ende Dezember verstorbenen Alfred Kromp (mittlere Reihe von links). – Foto: Reinhold Schlecht - privat

Weidener und Amberger Torwartlegende Alfred Kromp lebt nicht mehr

Ehemaliger Schlussmann des FC Amberg und der SpVgg Weiden starb am ersten Weihnachtsfeiertag im Alter von 69 Jahren

Eine Torwartlegende der 70er und 80er Jahre, die das Trikot gleich beider großer Vereine des Spielkreises Amberg/Weiden getragen hat, lebt nicht mehr. Alfred Kromp – vor allem den älteren unter den FuPa-Lesern ein Begriff – ist am 25. Dezember an seinem 69. Geburtstag nach längerer schwerer Krankheit verstorben. Als Schlussmann des FC Amberg und der SpVgg Weiden durfte Kromp noch Zeiten erleben, in denen beide Vereine in Bayern zu den „Großen“ des Amateurfußballs gehörten und dabei meist mehrere tausend Zuschauer (vor allem bei den Derbys) begeisterten.

Ohne Fußball könne er nicht leben, hieß es in einem Pressebericht von 1998 über Alfred Kromp, obwohl er es einige Male versucht hätte. Dabei hatte ihm der Zufall eigentlich zu einer äußerst erfolgreichen Karriere verholfen. Als im Jahre 1964 in Hütten eine Schülermannschaft gegründet wurde, suchte man bei der Concordia nach einem Torwart und wurde beim kleinen, damals 10-jährigen Alfred fündig. Obwohl sein Vater dagegen war und er anfangs den Ball „noch nicht so richtig“ fangen konnte, er hatte Talent und blieb schließlich in der „Kiste“. Dort überwogen zunächst die Enttäuschungen, denn es hagelte geradezu Niederlagen. Später, in der Jugendmannschaft, stellten sich dann erste Erfolge ein. Alfred und seine Mannschaftskameraden holten die Meisterschaft und auch Kromp selbst wurde als Torhüter immer stärker. Nun wurden höherklassige Nachbarvereine auf ihn aufmerksam, so wechselte er mit 15 zum TuS Grafenwöhr, der in der Jugend-Bezirksliga (damals die höchste Liga) spielte. Mit 17 spielte er schon in der Ersten, bevor ihn sich der TSV Pressath (Landesliga) „schnappte“. Nächste Station auf der Karriereleiter war dann der FC Amberg waren damals unter anderem Peter Meßmann und Lutz Ernemann, Namen die auch heute noch ein Begriff im oberpfälzischen Fußball sind.

In der Nachbarstadt Weiden – dort wo Kromp in der Stadtverwaltung arbeitete – beobachtete man seine Entwicklung ganz genau. Als der Aufstieg in die Landesliga gelang, holte ihn die SpVgg 1980 schließlich ans Wasserwerk und machte dabei das Rennen gegenüber einer ganzen Reihe von weiteren Interessenten. Dort sollte er sieben mehr oder weniger erfolgreiche Jahre verleben. Zunächst wollte allerdings das Ziel der Max-Reger-Städter, endlich in die Bayernliga aufzusteigen, einfach nicht gelingen. Erst nach fünf Jahren im Gehäuse der „Schwarz-Blauen“ wurde der Traum dann endlich wahr: Durch ein 2:1 ausgerechnet gegen den FC Amberg vor 6000 (!) Zuschauern gelang der Sprung eine Etage höher. Heinz Schneider, eine weitere Weidener „Fußballlegende“, erzielte in der 90. Minute den Siegtreffer.

In Bayerns Eliteliga bleiben ihm besonders die Siege gegen die 60er aus München in bester Erinnerung, auch weil dabei die „Bude“ grundsätzlich voll war und wie er es schilderte – „gebebt“ hat. Dann stellten sich erste „Gebrechen“ ein bei Kromp, Rückenschmerzen plagten ihn, eine OP war unumgänglich. Doch der „Fredl“ konnte einfach nicht ohne seine Lieblingsbeschäftigung, nach sechs Wochen war er wieder im Training. Nach seiner Weidener Zeit (bis 1987) führte ihn den Weg zurück nach Pressath, dort schaffte er mit dem TSV den Aufstieg in die Landesliga mit nur sieben Gegentoren in der Saison. In der höheren Klasse hielt sich Kromp mit seinen Mannschaftskameraden allerdings nur eine Saison, dann ging es wieder runter. Der Tormann aus Leidenschaft verabschiedete sich darauf in Richtung Schöninger Luhe in die damalige A-Klasse (heute Kreisliga). Zudem nahmen die gesundheitlichen Probleme zu. Es folgte die zweite Bandscheibenoperation, die leider nicht mehr so erfolgreich verlief wie die erste. „Der Nerv ist weg, der rechte Fuß ist kaputt“, berichtete Kromp und begründete damit auch seinen Abschied vom aktiven Fußball. Doch ganz so ohne Fußball, natürlich nicht. Er kehrte zurück zu Schöninger Luhe als Trainer, nach zwei Jahren war dann aber endgültig Schluss. Fortan kümmerte sich der Hobbyschreiner und -gärtner um seine „Ranch“ in Hütten.

„Endlich keine Trainings- und Spieltermine“, äußerte er einmal auf die Frage, wie er sich so ohne Fußball fühle. Doch so recht wollte ihm diese scheinbare Zufriedenheit keiner abnehmen. Als sich die SpVgg Weiden 1997 dann meldete und ihn als Torwarttrainer haben wollte, konnte er natürlich nicht Nein sagen und stieg wie gewohnt mit Leib und Seele ein. Denn ein Hobby außer der „wichtigsten Nebensache der Welt“, das gab es ja nicht, außer vielleicht die Gartenarbeit bei seinen Eltern. Fragte man ihn, welcher Mannschaft außer seiner Spielvereinigung er die Daumen hält, also Fan ist, kam auch nicht wie vielleicht erwartet der FC Bayern oder der „Glubb“. Nein, die Spielweise Gladbacher „Fohlen“ begeisterten ihn und deren stetes Vertrauen in junge Leute. Und später, nachdem er schweren Herzens auch als Übungsleiter der schwarz-blauen Keeper aufhören musste, war er zu Regionalligazeiten noch Betreuer der 1. Mannschaft der Wasserwerkler.

Reinhold Schlecht, eine der bekanntesten Trainerpersönlichkeiten in der Nordoberpfalz, langjähriger Spieler und Trainer am Weidener Wasserwerk und damit auch Wegbegleiter von Alfred Kromp, blickt zurück: „Alfred und ich kannten uns schon aus unserer Jugendzeit. Er war Torhüter in Grafenwöhr und ich Stürmer bei der SpVgg Weiden. Auch im Seniorenbereich kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Wenn ich ein Tor gegen ihn geschossen hatte, bekam er nach dem Spiel ein paar Bemerkungen von mir zu seiner Leistung, die ihm natürlich nicht gepasst haben. Ich bekam es dann aber richtig zurück, wenn wir gegen seine Mannschaft verloren haben und mir kein Tor gegen ihn gelang. Wie es im Sport halt so ist. Es war eine richtige Freundschaft unter Sportlern, die auch nach unserer aktiven Zeit bestand. Als ich dann als Bayernligatrainer der SpVgg einen Torwarttrainer für unsere Mannschaft brauchte, war der Alfred sofort dabei und übernahm den Job fast fünf Jahre lang mit vollster Begeisterung. 2002 trennten sich dann unsere sportlichen Wege. Erst 2006, da war ich Sportlicher Leiter der SpVgg und brauchte einen Betreuer für unsere erste Mannschaft, fanden wir wieder zusammen. Kurz angefragt und Alfred war dabei. Er machte diesen Job richtig leidenschaftlich und äußerst gewissenhaft. Mit ihm stiegen wir damals auch in die Regionalliga auf. Er war der erste in der Früh, der kam und abends der Letzte der ging. Der Verein und ich konnten uns jederzeit zu hundert Prozent auf ihn verlassen. Nach unserer gemeinsamen Zeit im Fußball riss unser Kontakt nie ab. Dadurch bekam ich natürlich auch mit, dass es ihm gesundheitlich immer schlechter ging“, erzählt der heute 71-jährige Schlecht.

In den letzten Jahren ging Alfred Kromp nicht mehr ins Stadion, was unglaublich erscheint, doch das Kapitel Fußball war für Kromp – vor allem eben auch aus gesundheitlichen Gründen – ein für alle Mal beendet. Dass er noch immer die Geschehnisse bei der SpVgg mit Interesse verfolgte, verstand sich jedoch von selbst. Am 25. Dezember nun hörte sein Herz auf zu schlagen, vier Tage später wurde Alfred Kromp in Rothenstadt verabschiedet. In Erinnerung wird der „Fredl“ – dessen Vorbilder ein Sepp Maier und ein Wolfgang Kleff waren – vor allem den Älteren unter den schwarz-blauen und gelb-schwarzen Fans jedoch noch lange bleiben.

Aufrufe: 010.1.2024, 12:00 Uhr
Werner SchaupertAutor