2024-05-08T14:46:11.570Z

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Christoph Bender wird in der kommenden Saison sowohl die erste Frauen-Mannschaft des TuS Wörrstadt als auch die der TSV Pfungstadt als Trainer betreuen.
Christoph Bender wird in der kommenden Saison sowohl die erste Frauen-Mannschaft des TuS Wörrstadt als auch die der TSV Pfungstadt als Trainer betreuen. – Foto: Michael Wolff

Job-Sharing im Frauenfußball

TuS Wörrstadt teilt ihren neuen Trainer Christoph Bender mit dem hessischen Verbandsligisten TSV Pfungstadt

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Wörrstadt. Jahrelang pflegten die Fußballerinnen von TuS Wörrstadt und TSV Pfungstadt ein enges Verhältnis. Nun teilen sie sogar den Trainer. Christoph Bender kümmert sich künftig auch um den rheinhessischen Regionalligisten – ein Fulltime-Job, sieben Tage die Woche.

Ambitionierte Trainerverpflichtung

27 Jahre alt, Sportstudent, Lebensplan: Hauptamtlicher Fußball-Trainer, am liebsten an einem College in den USA. Das ist das Profil des neuen Coaches, der die Nachfolge von Jessica Wissmann übernimmt. Bei TuS Wörrstadts sind sie froh, noch eine gute Lösung in der Trainerfrage gefunden zu haben, sagt Manager Gregor Hertlein.

In Zugzwang kam der Regionalligist, weil er der verdienten Jessica Wissmann beim nächsten Karrieresprung nicht im Weg stehen wollte. Sie bat um Entbindung von ihrer bereits zugesagten Trainerverpflichtung, weil sie ein hoch interessantes Angebot vom 1. FC Kaiserslautern erhielt. Deshalb musste sich TuS sehr kurzfristig auf dem ohnehin dünn besetzten Trainermarkt nach Ersatz umschauen.

Bender hilft wo er kann

Die Lösung mit Christoph Bender ergab sich zufällig. Er hatte sich mit der Frage an TuS gewandt, ob die Wörrstädterinnen in dieser Saison am Pfungstädter Merck-Cup teilnehmen wollten. Dabei erfuhr er von den Sorgen der Rheinhessen. Im Dialog reifte die Idee, ob er womöglich das Neuborn-Team übernehmen könnte. Zumal ein Abschied vom TSV im Raum stand: „Dort sind nur noch zwölf Fußballerinnen im Training. Ich machte mein weiteres Engagement davon abhängig, dass die Personaldecke dicker wird“, erzählt Bender, der auch Erfahrungen im Männer- und Jugendbereich gesammelt hat.

Größer wurde die Personaldecke beim TSV Pfungstadt nicht. Trotzdem kam er dem Wunsch des ehemaligen Regionalligisten, der in dieser Saison in die Verbandsliga abstieg, nach weiterzumachen. Der TSV Pfungstadt wie TuS Wörrstadt akzeptierten, dass der Fußball-Enthusiast sich in beiden Klubs engagiert. Gestützt wird das Modell von dem Umstand, dass die Pfungstädterinnen über einen Athletik-Trainer verfügen. Und dass Bender Papa im Hintergrund mithilft.

Der Verband macht einer SG einen Strich durch die Rechnung

Die Krönung des Projekts hätte eine Spielgemeinschaft zwischen beiden Klubs werden können. Bender, nachdem er sich beim Hessischen Fußballverband erkundigt hatte: „Leider lassen das die Statuten nicht zu“: Andernfalls hätte er die Idee wohl in die Vereine getragen.

Der TSV Pfungstadt, über Jahre hinweg einer der führenden Klubs in Hessen, leidet unter der Professionalisierung des Frauenfußballs. Die ambitionierten Spielerinnen schließen sich eher den höherklassigen Klubs der Umgebung an. Den anderen Vereinen bleiben die Hobby-Fußballerinnen. Die Polarisierung nehme zu, beobachtet Bender.

Eine Entwicklung, die auch TuS Wörrstadt zu spüren bekommen könnte, alsbald das Frauenfußball-Projekt von Mainz 05 und Schott Mainz realisiert wird. Von daher hätte eine SG Wörrstadt/Pfungstadt ein interessantes Denkmodell werden können.

Ein Blick in die Zukunft

Zwei Mal besuchte Bender das Training von TuS Wörrstadt. Am Mittwochabend wurde er der Mannschaft offiziell vorgestellt. Einen ersten Eindruck unter Wettkampfbedingungen machte er sich im Südwestpokalfinale, das TuS Wörrstadt 1:2 verlor. Die eklatante Abschlussschwäche sei ihm ins Auge gefallen, sagt er.

Die weiten Anfahrtswege von Oberursel nach Pfungstadt und von Oberursel nach Wörrstadt bewältigt er mit der Bahn. So wird Reisezeit zur Arbeitszeit, sagt der Fernstudent der Hochschule für Sport und Gesundheit in Ismaning. In zwei, drei Jahren möchte er es abgeschlossen haben. Dann soll es in die USA gehen. Oder China, wo er auch schon als Trainer arbeitete. Oder sonst wohin. „Fußball-Trainer werden immer gesucht“, glaubt er. In Wörrstadt nicht mehr. Da haben sie jetzt einen.

Aufrufe: 017.6.2022, 10:30 Uhr
Claus RosenbergAutor