2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Zunächst als Trainer der Hachinger U19 im Einsatz, seit der Saison 2021/22 als Co-Trainer der Ersten: Thomas Kasparetti.
Zunächst als Trainer der Hachinger U19 im Einsatz, seit der Saison 2021/22 als Co-Trainer der Ersten: Thomas Kasparetti. – Foto: Johannes Traub

Thomas Kasparetti, der »Kapo« aus der zweiten Reihe

FuPa-Serie über die Co-Trainer der Regionalliga Bayern +++ Teil 13: Thomas Kasparetti, SpVgg Unterhaching

Der Kapo (auch Polier) auf einer Baustelle ist der Vorarbeiter. Einer, der sein Handwerk versteht und als stellvertretender Bauleiter die Zügel in der Hand hält. Der die Anweisungen des Bauleiters entgegen nimmt und diese mit seiner Fachkompetenz umsetzt.

Thomas Kasparetti ist auch eine Art Kapo - und das nicht nur, weil sie ihn bei der SpVgg Unterhaching mit Spitznamen so nennen, sondern weil auch er seinem "Bauleiter", Cheftrainer Sandro Wagner, als Co-Trainer Tag für Tag zuarbeitet und mit seinem Fachwissen in den Trainingseinheiten sowie an den Regionalliga-Spieltagen unterstützt.

"Kapo ist ein toller Mensch", sagt Hachings erster Übungsleiter über den 39-Jährigen. "Mit seiner Expertise in komplexen fußballerischen Themen und seiner sozialen Empathie ist er nicht nur für mich, sondern mannschaftsübergreifend für den ganzen Verein ein Glücksfall."

Als Spieler war Thomas Kasparetti u.a. für den TSV Buchbach (Bayernliga) und dem SV Amerang (Kreisliga) im Einsatz. Erfahrungen als Trainer konnte er beim SV Amerang, in Bad Endorf, bei 1860 Rosenheim sowie zuletzt in der U19 der SpVgg Unterhaching sammeln. Als Regionalliga-Co-Trainer an der Seite von Sandro Wagner ist er seit der Saison 21/22 gefragt.

Wir haben mit Kapo über seine Aufgaben im Team der Hachinger gesprochen, seine Einflussmöglichkeiten während des Spiels und sein Vorbild unter den Trainer-Assistenten.

Thomas: Was unterscheidet den Co-Trainer in eurem Verein vom Cheftrainer, außer dass Letztgenannter die spielerische Grundausrichtung vorgibt?

Sandro hat bei uns natürlich den Hut auf und alle Zügel fest in der Hand. Er gibt klar und präzise die Richtung vor. Das betrifft nicht nur die spielerische Ausrichtung, sondern auch viele weitere Themen. Wir im Trainerteam versuchen ihn dabei nicht nur zu unterstützen, sondern auch selbstverantwortlich viele Aufgaben zu übernehmen.

Welche Aufgaben als Co-Trainer übernimmst Du innerhalb des Trainerteams konkret?

Grundsätzlich arbeiten wir im Trainerteam sehr eng zusammen und teilen uns eine Vielzahl von Aufgaben - sowohl sportlich als auch außerhalb des Spielfeldes. Konkret konzentriere ich mich auf die Standardsituationen, die datenbasierte Spielanalyse und die Durchführung von Trainingsübungen bzw. -einheiten. Darüber hinaus versuche die Stimmung untereinander hoch zu halten (lacht).

Bitte nicht falsch verstehen, aber: Bist Du Co-Trainer, weil Du es bislang nicht zum "Chef" geschafft hast - oder bist du's ganz bewusst geworden?

Naja, ich war ja bereits als Cheftrainer beim TSV 1860 Rosenheim in der Regionalliga Bayern tätig. Von daher war es eigentlich genau anders herum. Für diese Zeit bin ich übrigens sehr dankbar, vor allem dem ehem. Sportlichen Leiter Hansjörg Kroneck, der es mir ermöglicht hat, dort sehr viel Erfahrung zu sammeln. Und genau das versuche ich nun in unsere tägliche Arbeit mit einfließen zu lassen.

Als "Glücksfall" bezeichnet Unterhachings Coach Sandro Wagner das Engagement seines Co-Trainers bei Unterhaching.
Als "Glücksfall" bezeichnet Unterhachings Coach Sandro Wagner das Engagement seines Co-Trainers bei Unterhaching. – Foto: Sven Leifer

Wie groß sind Deine Einflussmöglichkeiten während eines Spieles? Oder liegt Dein Schwerpunkt ohnehin eher auf der täglichen Arbeit zwischen den Partien?

Wir haben im Trainerteam klar abgesteckt, welche Aufgaben und damit verbundene Verantwortungsbereiche ein jeder am Spieltag übernimmt. Entsprechend konzentriert und emotional gehen wir die Spiele an.

Wie empfindest Du die Wahrnehmung der Co-Trainer in der Öffentlichkeit? Als stets im Schatten des Cheftrainers? Wird die Arbeit der Co-Trainer öffentlich so honoriert, wie sie's verdient hätten?

Nach außen ist der Cheftrainer gefragt, schließlich trägt dieser auch die meiste Verantwortung- und das ist auch völlig in Ordnung so. Grundsätzlich sollte man als Co-Trainer nicht den enormen Drang nach Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verspüren. Es ist wichtig, dass man sich intern einig ist und im Trainerteam mit offenem Visier sprechen kann. Wenn man dann gemeinsam Erfolg hat, erhält man Anerkennung genug.

Was würdest Du sagen: Bist Du bei Deinem aktuellen Verein aufgrund Deines Cheftrainers gelandet bzw. derzeit aktiv? Oder wärst du auch unabhängig von ihm dort?

Ich war kurz zuvor schon bei der SpVgg in der U19 tätig, als ich Sandro kennengelernt habe. Als ich dann gefragt worden bin, ob ich mir die Rolle des Co-Trainers unter Sandro vorstellen kann, musste ich nicht lange überlegen. Nach unserem ersten Gespräch war ich 100 Prozent davon überzeugt, dass ich in dieser Konstellation noch eine Menge lernen kann - und es unheimlich Spaß machen wird.

Welches (Co-)Trainer-Vorbild hast Du?

Wenn man als Co-Trainer ein Vorbild haben sollte, dann wohl Hermann Gerland. Kein anderer Trainer in Deutschland hat diese Rolle über so viele Jahre unter so vielen Toptrainern erfolgreich ausgefüllt. Loyal, ehrlich und authentisch zu bleiben und gleichzeitig den Fokus auf das Wesentliche nie zu verlieren - das ist definitiv erstrebenswert.

Wie schaut Dein weiterer Weg aus binnen der nächsten fünf Jahre?

Wenn alles normal läuft, werde ich in den kommenden Monaten meine DFB-A-Lizenz erfolgreich abschließen. Jedoch bin ich kein Freund davon, sich Drei-, Vier,- oder sogar Fünfjahrespläne zu schmieden. Im Fußball geht es sehr schnell, oft viel zu schnell - und das in beide Richtungen. Von daher möchte ich mich aktuell einfach nur auf die tägliche Arbeit konzentrieren, um meinen Beitrag für eine erfolgreiche Saison mit Haching zu leisten. Alles Weitere kommt dann von ganz allein.

So schaut's aus. Vielen Dank für die Beantwortung und weiterhin alles Gute!

Aufrufe: 015.2.2023, 06:00 Uhr
Stephan HörhammerAutor