2024-05-02T16:12:49.858Z

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Beim SV Italia Mainz ist Durchsetzungsvermögen gefragt: Der Wiesbadener Verein (hier: in dunkelblau) steht am Anfang eines großen Umbruchs, sowohl sportlich als auch strukturell.
Beim SV Italia Mainz ist Durchsetzungsvermögen gefragt: Der Wiesbadener Verein (hier: in dunkelblau) steht am Anfang eines großen Umbruchs, sowohl sportlich als auch strukturell. – Foto: Jochen Haupt (Archiv)

SV Italia: "Wir haben alle Schuld daran, wo wir jetzt sind"

Im Sommer verlässt Trainer und Bindeglied Eldin Avdija den A-Ligisten +++ Der neue Vorstand steht vor großen Herausforderungen

Wiesbaden. Sportlich läuft es nicht besonders gut für den SV Italia Wiesbaden. Die ersten beiden Spiele im Jahr 2023 verlor der A-Ligist gegen direkte Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg. Doch die Sorgen des Wiesbadener Fußballclubs haben sich mit dem anstehenden Abgang des Trainers Eldin Avdija zum TuS Nordenstadt weiter vergrößert. Der neue erste Vorstand des SV Italia Wiesbaden, Roberto Barbuto, gibt Einblicke in die Suche nach einem neuen Übungsleiter und den Umbruch des Vereins.

Die turbulenten letzten Monate

Aufgrund des überraschen Rücktritts des gesamten Vorstands bildet Barbuto zusammen mit Gianni Pighetti der Vorstand des Wiesbadener Vereins. "Der alte Vorstand hat von heute auf morgen aufgehört", erzählt Barbuto. "In unserer Vorstandssitzung Mitte April wollen wir neue Vorstandsmitglieder akquirieren, sodass wir die vielen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen können." Denn wie der 1. Vorsitzende deutlich unterstreicht, gibt es einiges an Verbesserungspotenzial im Verein. Auch der Abgang des aktuellen Trainers sieht Barbuto als logische Folge der Fehler der vergangenen Jahre: "Eldin war die Person, die den Scherbenhaufen in den vergangenen Jahren zusammengehalten hat. Wir haben alle Schuld daran, in welcher Situation wir uns jetzt befinden. Die Probleme wurden viel zu lange einfach verschleppt. Nun heißt es für uns als Verein, den kompletten Neuaufbau zu starten."

Nach Veröffentlichung des Artikels hat sich mit Saki Wolters der ehemalige sportliche Leiter und Mitglied des Italia-Vorstands zu Wort gemeldet. Er ist mit einigen Aussagen von Barbuto in diesem Artikel nicht einverstanden. "Die Wahrheit ist, dass Eldin und ich diesen Verein über Jahre am Leben gehalten haben. An uns beiden blieb die meiste Arbeit hängen, Eldin hat sich um das Sportliche gekümmert, und ich hab das Drumherum gemanagt, Trikots besorgt, eingekauft, Sponsoren reingeholt. Unwahr ist, dass wir von heute auf morgen hingeschmissen haben. Wir haben im letzten Jahr schon monatelang auf die Missstände hingewiesen, was Ausschreitungen, Drohungen und rote Karten seitens einiger Spieler betrifft. Ich habe im Verein klar kommuniziert, dass wir uns von einigen Spielern trennen müssen und dass wenn das nicht passiert, ich und meine Frau als Vereinsvorsitzende hinschmeißen werden. Wenn Eldin und ich uns im Sommer von einigen Spielern getrennt hätten, wäre einiges vielleicht anders gelaufen. Ich wünsche Eldin für die Zukunft alles Gute, weil ich ihn für einen sehr guten Trainer halte und ihn als Menschen sehr schätze.

Unterstützer im Vorstand dringend gesucht

Beim Neuaufbau im Vorstand benötige Roberto Barbuto weitere Unterstützung. Denn auch wenn Gianni Pighetti sich freiwillig gemeldet hat als Vorstand einzuspringen, ist der junge Verteidiger vor allem noch als aktiver Spieler im Einsatz. "Er hat das getan, um den Verein am Leben zu halten. Doch er will sich, sofern es geht, aus den Entscheidungen heraushalten. Und wenn wir ehrlich sind, kann es sein, dass seine sportliche Zukunft nicht bei Italia Wiesbaden liegt", erklärt Barbuto. Somit ist der Druck hoch, möglichst schnell neue Mitglieder für den Vorstand zu finden.

Die sportliche Zukunft

Zurzeit befindet sich der SV Italia auf dem 12. Tabellenplatz und damit zwei Plätze vor dem womöglich ersten Abstiegsplatz der Kreisliga A. Da in diesem Jahr neben dem bereits zurückgezogenen SV Kostheim 12 bis zu vier weitere Mannschaften direkt absteigen können und ein Team in die Abstiegsrelegation muss, spitzt sich die Lage im Abstiegskampf zu. An diesem Wochenende hat der SV Italia aufgrund des Rückzugs von SV 1912 Kostheim spielfrei.

Nun muss sich der angeschlagene A-Ligist auf die Suche nach einem neuen Übungsleiter für die kommenden Jahre machen. Zurzeit habe Barbuto in Zusammenarbeit mit dem Verein erstmal eine Liste möglicher Kandidaten erstellt. In den kommenden Tagen solle diese telefonisch abgearbeitet werden, sodass möglichst bald eine neue Lösung für die Trainerbank präsentiert werden kann.

Doch das größte Problem sei laut Barbuto nicht die Neubesetzung der Stelle eines Trainers. Die weit schwierigere Herausforderung sei die Zusammenstellung eines neuen Kaders: "Wie jeder Trainer hat auch Eldin Avdija einen treuen Anhang an Spielern. Sie werden den Verein sehr wahrscheinlich im Sommer ebenfalls verlassen. Um neue Spieler akquirieren zu können, braucht man Mittel, aber die haben wir zurzeit nicht. Daher müssen wir Spieler finden, die etwas neues aufbauen wollen", gibt sich Barbuto kämpferisch.

Neue Wege und eine Notlösung

Daher begibt sich Barbuto auf eine neue Art auf die Suche nach Spielern für die Aktivenmannschaft. Er beantragte mehr Nutzungszeiten für den mit der TSG Kastel 46 geteilten Platz, sodass ortsnahe Betriebsmannschaften verschiedenster Firmen auf diesem trainieren können. Durch eine regelmäßige Nutzung der Örtlichkeiten erhoffe sich der Vorstand ein Interesse am Verein und den Gewinn neuer Spieler.

Gewissheit, dass dieser Plan neue Mitglieder bringt, gibt es jedoch keine. Daher muss der A-Ligist und Vorstand Barbuto sich zurzeit auch mit dem "Worst-Case-Szenario" beschäftigen: "Wir werden nicht um diesen Umbruch herum kommen. Stand jetzt bin ich sehr optimistisch, dass alles klappt, doch sollten wir eine Ehrenrunde drehen müssen, dann ist das so." In diesem Falle würde eine Ehrenrunde bedeuten, dass der SV Italia sich aus dem aktiven Spielbetrieb für mindestes eine Saison zurückziehen und dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder in der, ab Sommer neuen, Kreisliga D einsteigen würde. Barbuto weiter: "Wenn wir bei null anfangen müssen, ist das kein Genickbruch für uns, solange die neuen Mitglieder Lust auf das Projekt und den Verein haben."

Aufrufe: 010.3.2023, 12:00 Uhr
Karim MathisAutor