Soll ich mich warmlaufen?

Ich habe das schwere Gerät in der Hand und es fährt sich in meiner Hand, durch vorsichtiges Drehen, immer weiter aus. Ein zufriedenes Vibrieren geht durch den harten, langen Zylinder in meinem Griff.

Meine Atmung ist ruhig und gleichmäßig, obwohl mein Puls ziemlich hoch ist und mit jeder Sekunde steigt.

Mein Finger liegt auf dem kleinen Nippel, umkreist ihn ungeduldig und wartet nur auf seinen Einsatz.

Jetzt geht alles ganz schnell:

Kapillaren weiten sich, die bis eben noch regelmäßige Atmung wird schnell und unregelmäßig. Der Finger, der bis jetzt stillhalten musste, traktiert den kleinen Nippel und drückt blitzschnell hintereinander auf ihn ein. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn und am Ende bleibt ein tiefes Durchatmen und eine geballte Faust.

Ich bin mir sicher, viele würden jetzt eine rauchen und auch ich bin für einen kurzen Moment mal wieder davor, mir das 2018 abgelegte Laster wieder anzugewöhnen.

Kaum hat sich der Puls wieder normalisiert hoffe ich sofort auf eine Wiederholung des Dopamin-Stoßes durch meine Membranen.

Leider bleibt es nach 1 ½ Stunden bei einem Höhepunkt. Und da die anderen 11 Männer zwei davon hatten, ging Hertha BSC III als Verlierer aus der heutigen Kreisliga-Partie.

Das schwere Gerät war natürlich meine Canon, der Nippel der Auslöser und der Höhepunkt war das 1:2 nach 83. Minuten durch Kevin. Und um in der Bildlichkeit zu bleiben: Es war sein erstes Mal für die alte Dame. Glückwunsch an dieser Stelle.

Mit dieser Einleitung habe ich mir die Chance verpasst, einen Spannungsbogen im Spielbericht aufzubauen.

Aber es war auch irgendwie zu keinem Zeitpunkt spannend.

Ich hatte die Lüderitze eine gute Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff erreicht und zusammen mit dem Anzeigehauptmeister und dem Teilzeitassi alles aufgebaut, was aufzubauen war, ehe wir uns in das Aufwärmen der Hertha einmischten. Das klingt sportlicher, als es war, denn wir spielten einfach nur die Bälle zurück, die sich zu uns verwirrt hatten.

Coach Armin fiel dabei meine unwiderstehliche Grazie auf, bei der ich mit der perfekten Mischung aus Kraft und Genauigkeit die Pille auf den Weg brachte. “Endlich mal einer, der passen kann”, kommentierte er meine Ballbehandlung.

Trotzdem sollte ich mich nicht warmlaufen. Schade eigentlich und auch etwas verwunderlich. Denn der eh schon dünn besetzte Kader heute wurde durch eine Verletzung von Benny beim Aufwärmen nochmal reduziert.

Um künftig auf solche Personalengpässe vorbereitet zu sein, hier mein offizielles Spielerprofil:

Ich brauche ein Trikot mit möglichst vielen Xen vor dem L, Rückennummer 54 wäre nett.

Ich spiele in der Verteidigung mit 10% Talent und 90% Arroganz.

Ich laufe nicht viel, aber ich antizipiere unheimlich gut.

Nach drei Sprints müsste ich erstmal ausgewechselt werden, aber nach nur 40 - 60 Minuten wäre ich wieder einsetzbar.

Je nach Gegner bin ich nach 5 bis 10 Minuten Spieldauer Gelb-Rot gefährdet.

Trotz dieses genialen Profils stand ich heute nicht auf dem Platz. Damit teile ich die Einsatzzeit mit dem angesetzten Schiri. Der tauchte nämlich nicht auf. Gut, dass ein Anhänger der Mahlsdorfer eine Schiri Lizenz in der Tasche hatte und sich bereit erklärte, auszuhelfen. Stilsicher im Unterhemd und mit einem Bewegungsradius, der mit dem Mittelkreis identisch war, leitete er die Partie aber wirklich gut und fair.

Zum Spiel an sich gibts kaum was zu sagen: die Gäste gingen nach 13 Minuten in Führung und bauten sie nach 26 aus.

Im ersten Abschnitt fand die Hertha auch kaum ein Mittel, um hier etwas zu reißen. Der zweite Durchgang sah für die Ama Zwee besser aus, aber es dauerte bis zur 83. Minute, ehe Kevin mit seinem Premieren-Tor für Hertha BSC den Anschluss erzielte. Die Mahlsdorfer protestieren und forderten Stürmerfoul. Der Ersatz-Schiri gab den Treffer aber. Aus meiner Sicht hätte man das eventuell wirklich abpfeifen können. Aber ich will mich nicht beschweren, dass der Treffer gegeben wurde.

Der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen und man hatte so ein bisschen das Gefühl, dass die Gäste heute das sprichwörtliche Pferd waren, das nicht höher springt, als es muss.

Ich machte mich kurz nachdem Abpfiff auf den Heimweg, da noch ein Kindergeburtstag auf dem Plan stand.

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König