Man kann auch Fußball ohne Erfolg haben.

Mit einem Affenzahn kommt der mitte-20-jährige auf mich zu.

Der Ball scheint dabei an seinem Fuß zu kleben. Ein simpler Wackler mit der Hüfte reicht, um mich zu verladen und an mir vorbeizugehen.

"So nicht, mein Freund", denke ich mir und will mich schnell umdrehen, um die Verfolgung aufzunehmen.

Ich weiß nicht genau, wie, aber meine Hüfte dreht sich nicht so schnell, wie es die Beine bräuchten. Auf jeden Fall stehe ich mir irgendwie selbst im Weg und lande unsanft erst auf meinem Knie, um dann auf dem Rücken zu liegen, wie ein Maikäfer.

Die Haut meines Knies verbleibt dadurch auf dem Kunstrasen, und ich würde mir wirklich wünschen, die kleine Narbe, die bleiben wird, wäre bei der Verhinderung eines Tores oder beim Erzielen eines entstanden. Aber gut. So ist der Fußball nun mal. Die Frage ist halt, wie du damit umgehst. Bleibst du liegen und haderst mit deinem Schicksal oder stehst du auf und versuchst es wieder?

Ich bin aufgestanden, habe mir die Gummi-Granulat-Krümel des Kunstrasens abgeklopft und bin direkt wieder von meinem Gegenspieler überrannt worden.

Damit geht es mir ähnlich wie dem heutigen Gastgeber der Ama Zwee. Die gastierten nämlich in Lankwitz. Und zwar beim SC Lankwitz. Diesem waren kurz nach dem Saisonstart der Trainer und der halbe Kader abhandengekommen.

Eine, entschuldigt den Begriff, Rumpftruppe aus Spielern der Zweiten, einigen Jugendlichen und einem Ü50-Keeper versucht seitdem, die Saison zu Ende zu spielen.

Dabei kassieren sie regelmäßig eine zweistellige Anzahl an Gegentoren und haben, durch einen Sieg und ein Remis, genau vier Punkte auf der Habenseite. Aber sie laufen Woche für Woche wieder auf und bringen jedes Spiel zu Ende. Dafür muss man einfach Respekt zollen. Trotzdem erhoffte ich mir natürlich einen hohen Sieg der Ama Zwee.

Am frühen Vormittag schmiss ich den Sohnemann wieder bei seiner Oma ab, was für ihn erneut das Highlight des Wochenendes war. Ich hatte ihm die Wahl gelassen zwischen "mit Papa zum Fußball" oder zur Omi. Die Entscheidung "zur Omi" fiel schneller, als ich ihm Fußball schmackhaft machen konnte. Da muss pädagogisch wohl nochmal nachgebessert werden. Also fuhr ich allein über die A100, den Grazer Damm und schlussendlich über die Malteser Straße. Ein paar Meter vorbei am Preußenstadion, und der Gemeindepark Lankwitz taucht zur Rechten auf.

Und genau parallel zur Straße liegt der Platz des SC Lankwitz. Ich bin hier früher täglich dran vorbeigefahren und hatte immer gedacht: "Hier müssten die Ama Zwee mal spielen…".

Und heute war es so weit.

Kaum hatte ich das Auto fast direkt am Eingang geparkt, erreichte mich eine Sprachnachricht von Donni, der mir den Standort seines Parkplatzes mitteilte. Er sei ewig gekreist, hätte aber nur, zehn Minuten vom Platz entfernt, etwas gefunden.

Und dort wäre noch vieles frei. Ich behielt aber lieber meinen Stellplatz und lief zehn Sekunden zum Eingang.

Dort stellte ich erfreut fest, dass ein Imbiss vorhanden und geöffnet war, der Kaffee anbot und dass meine Ama Zwee Kumpanen schon vor Ort waren.

Ein kurzer Experten-Talk brachte die Erkenntnis zu Tage, dass man die Lankwitzer trotz der letzten Ergebnisse nicht unterschätzen dürfe.

Anschließend ging es an der selbstgemalten Preistafel vorbei auf den Platz. Fahnen an den Zaun, Kameras in Position, und es ging los.

Die ersten zehn Minuten spielten die Gastgeber einen wirklich guten Ball. Auch als Daniel nach einer Ecke per elegantem Seitfallzieher das 0:1 für Hertha BSC erzielte, steckten die Lankwitzer nicht auf.

Im Gegenteil. Sie kamen, zu diesem Zeitpunkt völlig verdient, nach 24 Minuten zum Ausgleich. Jonas hatte den ersten Versuch noch mit der Schläfe abwehren können, doch seine kurze Ohnmacht nach dieser Rettungstat und das Fehlen eines Verteidigers nutzte der SC zum Ausgleich.

Ein Doppelschlag von Sascha nach 31 und 40 Minuten brachte den Ama Zwee dann eine zwei-Tore-Halbzeitführung. Im zweiten Abschnitt ließen die Kräfte bei Lankwitz dann merklich nach, und Hertha BSC spielte ihren Stiefel runter. Trotz unzähliger Abseitsstellungen und einer gelb-roten Karte gegen die Ama Zwee nach 72 Minuten stand am Ende ein 1:8 zu Buche. Kapitän Justin hatte nach 54 Minuten mit seinem 1:4 im Grunde schon die Entscheidung herbeigeführt, ehe erneut Daniel, Neuzugang Karim, nochmal Justin und schließlich Khalil das Resultat auf 1:8 hochschraubten.

Damit stehen die Lankwitzer als erster Absteiger dieser Staffel fest.

Ein paar Fachgespräche noch nach dem Schlusspfiff, und jeder ging seiner Wege. Wichtige drei Punkte für die Ama Zwee, wenn auch durch eine Pflichtaufgabe.

Ich werde mich übrigens am Dienstag auf dem Platz wieder vorführen lassen, wie der SC Lankwitz wohl nächsten Sonntag wieder. Aber manchmal ist das Ergebnis nicht alles.

Man kann auch Fußball ohne Erfolg haben.

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König