2024-06-03T07:54:05.519Z

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Roland Kock - das Urgestein des RSV Praest.
Roland Kock - das Urgestein des RSV Praest. – Foto: RSV

Roland Kock: „Der Zusammenhalt war früher größer“

Der Coach geht beim Bezirksligisten RSV Praest im Sommer ins 20. Jahr. Er spricht über den Job, Erfolge und Weggefährten.

Er ist als Coach ein Dauerbrenner im auch bei den Amateuren so schnelllebigen Fußballgeschäft. Roland Kock übernahm im Jahr 2004 als Spielertrainer die erste Mannschaft des RSV Praest, bei dem er einst auch als Kind seine Laufbahn auf dem Rasen begonnen hatte.

Und er wird im kommenden Sommer in seine 20. Saison als Coach des aktuellen Bezirksligisten gehen, den er in der B-Liga übernommen hatte und zweimal in die Landesliga geführt hat. Der 55-Jährige spricht im Interview über treue Weggefährten, alte Zeiten und seine große Verbundenheit zum RSV Praest.

Herr Kock, wird es auf Dauer nicht langweilig, immer nur bei einem Verein als Trainer zu arbeiten?

Roland Kock Das mag der eine oder andere vielleicht denken. Ich empfinde es aber nicht so. Ich komme aus dem Dorf, ich bin ein Praester Junge. 19 Jahre als Trainer dieses Vereins hätte ich anfangs dennoch nicht für möglich gehalten. Ich habe nach dieser langen Zeit trotzdem nicht das Gefühl, dass es Abnutzungserscheinungen gibt – weder bei den Spielern, den Leuten im Verein, mit denen ich viele Jahre zusammenarbeite, noch bei mir.

Woran liegt das?

Kock Zum einen daran, dass sich eine Mannschaft Saison fürSaison verändert, neu zusammensetzt. Ich habe in der langen Zeit ja nicht immer mit den gleichen Spielern gearbeitet. Wir haben in diesen Jahren einige Umbrüche gehabt. Ich musste mich immer wieder auf neue Situationen einstellen, bei der mir treue Weggefährten im Verein geholfen haben. Sie haben erheblichen Anteil daran, dass ich meine Zusammenarbeit mit dem RSV Praest immer wieder fortgesetzt habe.

Welche Weggefährten sind das?

Kock Von Anfang an als Bestandteil der Mannschaft um die Mannschaft ist Betreuer Christoph Tillemann dabei. Mein Co-Trainer Marcel Wolters war erst einer meiner Teamkollegen, als ich in meiner Anfangszeit in Praest noch Spielertrainer war. Später ist er in den Trainerstab gewechselt und hat jetzt auch wieder verlängert. Und zu den langen Weggefährten gehört natürlich Michael Kühn, der seit 2006 Vorsitzender des RSV Praest ist. Das sind nur einige der Leute in einem besonderen Verein, auf die ich mich blind verlassen kann.

Was macht den RSV Praest so besonders?

Kock Der RSV ist ein bescheidener Verein, wo das Miteinander noch wichtig ist, der Umgang untereinander stimmt. Deshalb kommen auch immer wieder Spieler gerne zu uns zurück. Und deshalb können wir Rückschläge, wie zuletzt die beiden sieglosen Jahre in der Landesliga, so gut überstehen. Wir sind nach Erfolgen nie abgehoben und nach Misserfolgen immer bei uns geblieben. All das macht den RSV zu einem besonderen Klub. Und sportlich passt es auch mit vier Aufstiegen. Derzeit spielen wir unter meiner Regie die 14. Saison in der Bezirksliga und haben nur einmal keinen einstelligen Tabellenplatz erreicht. Das kann sich für einen Dorfverein sehen lassen. Darauf können wir sicherlich stolz sein.

Überlegen Sie eigentlich lange, bevor Sie dem Verein, wie vor Kurzem geschehen, für ein weiteres Jahr als Trainer zusagen?

Kock In den vergangenen zwei, drei Jahren habe ich tatsächlich etwas länger überlegt. Aber nicht, weil der Trainerjob keinen Spaß mehr macht, ich nicht mehr ehrgeizig bin oder ich mich beim RSV nicht mehr hundertprozentig wohlfühle. Der Posten ist sehr anstrengend. Und man wird ja nicht jünger, ich bin ja mittlerweile 55 Jahre alt. Und obwohl ich der Letzte bin, der sagt, dass früher alles besser war, hat sich bei den Spielern doch auch einiges verändert.

Was war früher denn besser?

Kock Ich habe den Eindruck, dass viele jungen Spieler heute den bequemsten Weg gehen, wobei man nicht vergessen darf, dass sich ja zum Beispiel auch die Arbeitswelt verändert hat. Viele der heutigen Fußballer wollen am liebsten immer in der Startelf stehen und das nach Möglichkeit mit nur minimalen Aufwand beim Training erreichen. Außerdem wird es schwieriger, die Akteure bei der Stange halten, weil Fußball für sie nicht den Stellenwert hat, wie das früher zu meiner aktiven Zeit bei den meisten Spielern der Fall war. Die heutigen Akteure haben viele andere Interessen, für die sie dann auch schon einmal auf Spiele am Sonntag verzichten. Deshalb braucht man heutzutage einen Kader von weit mehr als 20 Spielern, wenn man ohne Personalsorgen durch eine Saison kommen will.

Was war früher noch anders?

Kock Der Zusammenhalt war größer. Wir haben früher nach dem Training oder den Spielen immer noch in der Kabine zusammengesessen und ein Bierchen getrunken. Das gibt es heute fast nicht mehr. Die Spieler kommen zum Training und verlassen die Anlage in der Regel direkt wieder, wenn es vorbei ist. Damit muss man leben. Und ich komme auch immer noch gut mit jungen Spielern zurecht. Darauf bin ich stolz.

Und was ist heute besser?

Kock Die Spieler sind flexibler und wurden in der Jugend besser ausgebildet. Wenn früher ein Spieler in der Abwehr gespielt hat, dann wollte er nicht im Sturm auflaufen, wenn einmal Not am Mann war. So etwas gibt es heute nicht mehr.

Sie haben selbst viele Jahre beim VfB Rheingold Emmerich und dem SV Vrasselt in der Landes- und Bezirksliga gespielt. Gab es da einen Trainer, von dem Sie sich für Ihre Arbeit als Coach besonders viel abgeschaut haben?

Kock Ich habe unter einigen guten Trainern gespielt. Doch jetzt einen von ihnen besonders herauszustellen, wäre nicht richtig. Ich habe von jedem meiner Trainer etwas für meine Arbeit als Coach mitgenommen.

Gibt es Spiele, an die Sie sich als Trainer besonders gerne erinnern?

Kock Ein einzelnes Spiel gibt es nicht. Aber meine erste Saison als Spielertrainer beim RSV Praest, in der wir direkt in die Kreisliga A aufgestiegen sind, die war besonders – für die Spieler, den Verein und das ganze Dorf, weil die Euphorie so groß war. Und dahinter kommt die Saison, in der wir erstmals in die Landesliga aufgestiegen sind.

Ein Spiel, an das Sie richtig schlechte Erinnerungen haben, gibt es dann wohl auch nicht?

Kock Das stimmt. Aber die vergangene Saison in der Landesliga, in der wir nur einen Punkt geholt haben, das war eine Enttäuschung. Aber wir haben auch dieses schwere Jahr verkraftet. Das zeichnet den Verein aus.

Hat es in der vergangenen Saison oder den Jahren davor eine Situation gegeben, wo Sie daran gedacht haben, die Brocken hinzuwerfen?

Kock Nein, weil ich ein Mensch bin, der immer positiv denkt. Klar, habe ich zwischendurch auch einmal darüber nachgedacht, etwas anderes zu machen. Zumal es auch die eine oder andere Anfrage von anderen Klubs gab. Doch ich weiß, was ich beim RSV Praest habe, und weiß nicht genau, was ich bei einem anderen Verein bekommen würde.

Also wird der RSV Praest Ihre erste und letzte Station als Trainer sein?

Kock Ich will nicht ausschließen, dass ich noch einmal Trainer bei einem anderen Verein sein werde. Vorstellen kann ich mir das schon, wenn das Angebot und das Umfeld bei einem anderen Klub passen.

Sie schließen aber auch nicht aus, ihren Vertrag wieder zu verlängern?

Kock Auch das nicht. Wenn ich irgendwann merke, dass die Spieler zu bequem werden, dann wäre das ein Grund für mich, hier aufzuhören. Genauso gut kann es sein, dass ich noch Jahre weitermache.

Joachim Schwenk führte das Gespräch.

Aufrufe: 011.2.2023, 23:00 Uhr
Joachim SchwenkAutor