2024-04-25T14:35:39.956Z

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Treffen am Mittwoch aufeinander: Roland Kock (links) und Sebastian Clarke.
Treffen am Mittwoch aufeinander: Roland Kock (links) und Sebastian Clarke. – Foto: Hubert Hermanns (www.Photo-Ecke.de) / H SP

RSV Praest gegen SF Broekhuysen: „Bezirksliga ist unser Wohnzimmer“

Die Trainer des RSV Praest und der SF Broekhuysen sprechen über ihre Ziele, die Landesliga und Vereinstreue.

Der RSV Praest und die Sportfreunde Broekhuysen, die am heutigen Mittwoch, 20 Uhr, am Praester Brillackweg im Nachholspiel aufeinandertreffen, liegen in der Gruppe 4 der Bezirksliga noch aussichtsreich im Titelrennen. Der RSV könnte mit einem Sieg nach Punkten mit Spitzenreiter GSV Moers gleichziehen. Die Sportfreunde wiederum würden ihren Rückstand auf den Ligaprimus mit einem Erfolg auf drei Zähler verkürzen. Beide Teams haben eines gemeinsam. Sie haben schon zweimal den Sprung in die Landesliga geschafft, konnten sich dort aber nicht behaupten. Roland Kock, in der 20. Saison Coach des RSV Praest, und Sebastian Clarke, seit 2016 Trainer der Sportfreunde Broekhuysen, sprechen im Interview über den bisherigen Saisonverlauf, warum ein Aufstieg in die Landesliga aktuell nicht unbedingt das große Ziel ist und ihre Treue zu ihren Vereinen.

Herr Clarke, Herr Kock, wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden Ihrer Mannschaften?

Sebastian Clarke Ich bin vollauf zufrieden. Wir haben viele junge Spieler und befinden uns in einem Entwicklungsjahr. Deshalb hatten wir auch Schwankungen einkalkuliert, wie sie kurz vor der Winterpause aufgetreten sind. Im neuen Jahr sind wir sehr gut aus den Startlöchern gekommen und haben überzeugende Leistungen geliefert.

Roland Kock Wir haben die Erwartungen bislang klar übertroffen. Mir war klar, dass unsere Bezirksliga-Gruppe sehr gut besetzt ist. Die Leistungsdichte in dieser Gruppe ist bis auf wenige Ausnahmen unheimlich groß. Deshalb bin ich sehr zufrieden und froh, dass wir schon 43 Punkte auf dem Konto haben. Entscheidend dafür ist, dass wir einen sehr breiten Kader haben. Wir konnten deshalb zum Glück immer wieder Verletzungen von Spielern kompensieren.

Ist der Aufstieg in die Landesliga mittlerweile ein Ziel für Sie?

Kock Nein, absolut nicht. Die 43 Punkte, die wir geholt haben, mussten wir uns hart erarbeiten. Und wir haben dabei, wie zuletzt am Sonntag beim 2:1-Sieg beim SV Haldern, auch das nötige Quäntchen Glück gehabt, das man benötigt, um oben mitzuspielen. Doch für den großen Wurf wird es für uns nicht reichen, weil es Mannschaften mit noch mehr Qualität in der Klasse gibt. Teams wie Spitzenreiter GSV Moers oder der TuS Asterlagen haben in der Winterpause auch noch einmal personell nachgelegt, weil sie ganz andere Ambitionen haben als wir.

Clarke In dieser Saison noch nicht, weil sich unsere Talente in Ruhe entwickeln können sollen. Doch auf längere Sicht möchte ich das nicht ausschließen. Wenn unsere Mannschaft zusammenbleibt, bringt sie genug Potenzial mit, um in Zukunft ans Tor zur Landesliga anklopfen zu können.

Würden Sie es bei einem Titelgewinn mit Ihrer Mannschaft denn noch einmal in der Landesliga versuchen? Oder wäre ein Verzicht auf den Aufstieg ein Thema?

Clarke Nein, ein Verzicht käme überhaupt nicht infrage. Wenn die Jungs sportlich den Aufstieg schaffen sollten, sollen sie das Abenteuer Landesliga auch ruhig genießen dürfen. In den Spielklassen, in denen wir uns bewegen, halte ich überhaupt nichts davon, auf Erfolge zu verzichten, die man sich erarbeitet hat. Dafür sind wir schließlich auch zu sehr Sportler.

Kock Das ist eine schwierige Frage. Wenn man den Aufstieg sportlich erreicht hat, dann muss man es eigentlich in der höheren Klasse versuchen. Ich würde es meiner Mannschaft auch nicht verwehren wollen. Aber mit diesem Thema werde ich mich erst befassen, wenn es so weit ist, wobei ich nicht davon ausgehe, dass dieser Fall eintreffen wird. Für mich ist die Bezirksliga unser Wohnzimmer, da gehört der RSV Praest hin. Ich bin im 20. Jahr Trainer beim RSV, 15 Jahre davon haben wir in der Bezirksliga gespielt und dort mit einer Ausnahme immer einen einstelligen Tabellenplatz erreicht. Da kann man schon sagen, dass wir in dieser Liga zu Hause sind.

Ist der Unterschied zwischen der Bezirksliga und der Landesliga denn so groß?

Kock Da ist ein Riesenschritt, weil die Qualität der Teams in der Landesliga so groß ist. Ein Aufsteiger aus der Bezirksliga muss noch einmal vier bis fünf qualitativ sehr gute Spieler verpflichten, um in der Landesliga bestehen zu können. Man sieht ja, wie gut Mannschaften wie beispielsweise die SGE Bedburg-Hau aufgestellt sind. Und trotzdem geht es für das Team nur um den Klassenerhalt.

Clarke Der entscheidende Unterschied besteht für mich darin, dass man als Aufsteiger Woche für Woche an sein Maximum gehen muss, um mithalten zu können. Kleinere Schwächephasen werden in der Landesliga sofort bestraft, weil man dort fast ausnahmslos auf gestandene Gegner trifft. Außerdem haben ambitionierte Landesligisten häufig ein höheres Trainingspensum. Das macht sich durchaus bemerkbar.

Ist die Landesliga machbar?

Bleibt die Landesliga denn langfristig ein Ziel?

Clarke Wie schon gesagt, traue ich meinem Team durchaus zu, zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesliga aufzusteigen. Das wird aber höchstwahrscheinlich nicht in diesem Sommer passieren. Unser Verein hat nicht den Anspruch, in die Landesliga zu gehören. Aber wenn es noch einmal passiert, wehren wir uns nicht dagegen.

Kock Ich will als Trainer jedes Spiel gewinnen. Das ist mein Ziel. Und wenn wir das schaffen, steigen wir auf. Aber es ist für einen Verein wie den RSV Praest enorm schwierig, die Landesliga zu stemmen – auch in finanzieller Hinsicht. Wir bräuchten zum Beispiel mehr Sponsoren, aber da sind wir schon am Limit bei einem Klub in einem kleinen Dorf mit nur 2000 Einwohnern.

Sie sind beide schon sehr lange Trainer bei Ihren Vereinen. Was zeichnet Ihren Klub aus?

Kock Die Gemeinschaft. Der RSV Praest ist sich in all den Jahren mit seiner familiären Atmosphäre und dem Umgang mit den Spielern sowie Trainern treu geblieben. Das ist ein Stück weit Kult für mich. Es gab in der Vergangenheit für mich Möglichkeiten, zu einem anderen Verein zu wechseln. Doch ich bin als Kind beim RSV fußballerisch groß geworden, habe dann als Senior 18 Jahre bei anderen Vereinen gespielt und bin dann als Spielertrainer zurückgekehrt. Der RSV Praest ist der Verein, der mir einfach am Herzen liegt.

Clarke Das ganz große Plus der Sportfreunde Broekhuysen ist die Bodenständigkeit. Jeder, der etwas mit dem Verein zu tun hat, spürt und genießt das familiäre Umfeld. Hier lässt sich in Ruhe und ohne zu hohen Erwartungsdruck etwas aufbauen. Deshalb war es für alle Beteiligten auch kein Beinbruch, als wir in der vergangenen Saison den Klassenerhalt in der Landesliga nur knapp verpasst haben. Es ist ganz einfach der nötige Zusammenhalt als Grundlage für mögliche Erfolge gegeben. Wegen dieser Eigenschaften halte ich den Verein für eine ideale Adresse für junge Spieler. Das zeigt sich wieder einmal auch in der laufenden Spielzeit.

GSV Moers für beide Trainer der Favorit

Ihr Tipp: Wer gewinnt das Titelrennen und warum?

Clarke Ich gehe fest davon aus, dass der GSV Moers das Rennen macht. In der Hinserie hatte das Team vielleicht noch die eine oder andere kleine Schwäche. In der Winterpause haben die Verantwortlichen darauf reagiert und die Mannschaft so gezielt verstärkt, dass auf dem Weg in Richtung Meisterschaft eigentlich kein Weg mehr an ihr vorbeiführt. Der GSV Moers bringt genau die Qualität mit, die sich am Ende einer langen Saison dann wahrscheinlich auch durchsetzen wird.

Kock Ich glaube, dass der GSV Moers die Meisterschaft für sich entscheiden wird, weil der Kader in der Breite noch besser besetzt ist als der von Viktoria Goch.

Aufrufe: 020.3.2024, 09:00 Uhr
RP / Volker Himmelberg und Joachim SchwenkAutor