Mit 537 gemeldeten Jugendmannschaften, davon 146 auf Großfeld und 391 im Kleinfeldbereich, startet der Fußballkreis Regensburg ins Frühjahr. Das sind positive Zahlen. Bei der Jugend-Wintertagung des Kreises vergangene Woche gab es jedoch nicht nur Erfreuliches zu berichten: Die Gewalt im Jugendfußball scheint überall anzuwachsen, ein Trend, der auch vor der Oberpfalz nicht Halt macht. Rund 300 Fälle hatte das hiesige Bezirkssportgericht bis dato zu bearbeiten. Fünfmal musste sogar eine mündliche Verhandlung vor Ort herhalten. Bei Beleidigungen und Pöbeleien bleibt es oft nicht. Nur die Spitze des Eisbergs sind rassistische Aussagen, Streitereien unter Alkoholeinfluss von Zuschauern und eine Laserpointer-Attacke auf einen Schiedsrichter. All das hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Regensburgs Kreisjugendleiter Sebastian Wasserburger spricht mit uns darüber.
Wir erklärst Du Dir die zunehmenden Vorfälle?
Sebastian Wasserburger (25): Ich denke, die Zeit verändert sich einfach. Warum die Fälle gerade so zunehmen, das ist ganz schwierig herauszufiltern. Das ist uns noch ein Rätsel. Wir sind ohnehin noch gut dabei, in anderen Kreisen und Bezirken ist es genau so oder noch schlimmer. Wir haben im Sommer wieder unsere Kreisjugendtagung, wo wir uns ganz klar nach dem Warum beschäftigen.
Wenn man den sportlichen Erfolg mal nicht hat, dann ist der ein oder andere frustriert. Manchmal sind es vielleicht Fehlentscheidungen eines Schiedsrichters. Dass man da mit Emotionen dabei ist, kann ich voll verstehen. Aber so wie wir zum Teil die Fälle mitbekommen haben, ist das ein schwieriges Thema.
Damit einhergehend stellt sich natürlich die Frage, wie man dem entgegenwirken kann.
Wir werden extrem präsent sein in der Frühjahresrunde, werden uns einige Spiele anschauen. Im Moment sind wir im Kreis fünf Jugendmitarbeiter und ein U19-Mitarbeiter, haben am Wochenende im Schnitt 250 Spiele. Da können wir natürlich nicht bei jedem präsentiert sein. Was uns wichtig ist: Wenn ein Verein Unterstützung von uns braucht oder Probleme hat, sind meine Kollegen und ich jederzeit für einen offenen Dialog da. Wir wollen offen kommunizieren und mit den Vereinen zusammenarbeiten.
Was gibt es neben einem offenen Dialog sonst noch für Möglichkeiten?
Vom BFV gibt es Anti-Gewalt-Kurse für den Fall, wenn ein Verein öfter auffällt. Außerdem werden bei Jugendspielen die Schiedsrichter künftig darauf aufpassen, dass immer ein Leiter des Ordnungsdienstes gestellt ist. Und das sollte kein Team-Offizieller sein, sondern ein zusätzlicher Mann, der deeskalierend wirken kann. Der auch mal jemanden vom Platz verweisen kann. Uns ist aber auch klar, dass das natürlich schwieriger wird, da die Ehrenamtlichen immer weniger werden und die Jugendleiter und -trainer schon genügend zu tun haben. Die Schiedsrichter haben wir gebeten, jeden einzelnen Vorfall zu melden. Nur so können wir reagieren und gegensteuern.