2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview
537 Jugendmannschaften gehen im Kreis Regensburg im Frühjahr an den Start.
537 Jugendmannschaften gehen im Kreis Regensburg im Frühjahr an den Start. – Foto: Thomas Schneider

Regensburgs Jugendleiter schlägt Alarm: »Ist uns ein Rätsel«

Kreisjugendleiter Sebastian Wasserburger spricht über die zunehmende Gewaltbereitschaft bei Jugendspielen und darüber, wie man dem Trend entgegenwirken möchte

Mit 537 gemeldeten Jugendmannschaften, davon 146 auf Großfeld und 391 im Kleinfeldbereich, startet der Fußballkreis Regensburg ins Frühjahr. Das sind positive Zahlen. Bei der Jugend-Wintertagung des Kreises vergangene Woche gab es jedoch nicht nur Erfreuliches zu berichten: Die Gewalt im Jugendfußball scheint überall anzuwachsen, ein Trend, der auch vor der Oberpfalz nicht Halt macht. Rund 300 Fälle hatte das hiesige Bezirkssportgericht bis dato zu bearbeiten. Fünfmal musste sogar eine mündliche Verhandlung vor Ort herhalten. Bei Beleidigungen und Pöbeleien bleibt es oft nicht. Nur die Spitze des Eisbergs sind rassistische Aussagen, Streitereien unter Alkoholeinfluss von Zuschauern und eine Laserpointer-Attacke auf einen Schiedsrichter. All das hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen. Regensburgs Kreisjugendleiter Sebastian Wasserburger spricht mit uns darüber.

Wir erklärst Du Dir die zunehmenden Vorfälle?
Sebastian Wasserburger (25):
Ich denke, die Zeit verändert sich einfach. Warum die Fälle gerade so zunehmen, das ist ganz schwierig herauszufiltern. Das ist uns noch ein Rätsel. Wir sind ohnehin noch gut dabei, in anderen Kreisen und Bezirken ist es genau so oder noch schlimmer. Wir haben im Sommer wieder unsere Kreisjugendtagung, wo wir uns ganz klar nach dem Warum beschäftigen.

Wenn man den sportlichen Erfolg mal nicht hat, dann ist der ein oder andere frustriert. Manchmal sind es vielleicht Fehlentscheidungen eines Schiedsrichters. Dass man da mit Emotionen dabei ist, kann ich voll verstehen. Aber so wie wir zum Teil die Fälle mitbekommen haben, ist das ein schwieriges Thema.


Damit einhergehend stellt sich natürlich die Frage, wie man dem entgegenwirken kann.
Wir werden extrem präsent sein in der Frühjahresrunde, werden uns einige Spiele anschauen. Im Moment sind wir im Kreis fünf Jugendmitarbeiter und ein U19-Mitarbeiter, haben am Wochenende im Schnitt 250 Spiele. Da können wir natürlich nicht bei jedem präsentiert sein. Was uns wichtig ist: Wenn ein Verein Unterstützung von uns braucht oder Probleme hat, sind meine Kollegen und ich jederzeit für einen offenen Dialog da. Wir wollen offen kommunizieren und mit den Vereinen zusammenarbeiten.


Was gibt es neben einem offenen Dialog sonst noch für Möglichkeiten?
Vom BFV gibt es Anti-Gewalt-Kurse für den Fall, wenn ein Verein öfter auffällt. Außerdem werden bei Jugendspielen die Schiedsrichter künftig darauf aufpassen, dass immer ein Leiter des Ordnungsdienstes gestellt ist. Und das sollte kein Team-Offizieller sein, sondern ein zusätzlicher Mann, der deeskalierend wirken kann. Der auch mal jemanden vom Platz verweisen kann. Uns ist aber auch klar, dass das natürlich schwieriger wird, da die Ehrenamtlichen immer weniger werden und die Jugendleiter und -trainer schon genügend zu tun haben. Die Schiedsrichter haben wir gebeten, jeden einzelnen Vorfall zu melden. Nur so können wir reagieren und gegensteuern.

Kreisjugendleiter Sebastian Wasserburger (links), sein Stellvertreter Armin Strauß und ihre Mitstreiter möchten ab sofort noch präsenter auf den Plätzen sein.
Kreisjugendleiter Sebastian Wasserburger (links), sein Stellvertreter Armin Strauß und ihre Mitstreiter möchten ab sofort noch präsenter auf den Plätzen sein. – Foto: Wasserburger


537 Jugendmannschaften haben sich fürs Frühjahr gemeldet...
Wir haben seit 2021 im Kreis Regensburg eigentlich keine verminderten Zahlen. Im Kleinfeld-Betrieb gehen sie weiterhin nach oben. Die Schwierigkeit bei uns ist, dass im Großfeldbereich die Zahlen teilweise zurückgehen und es immer mehr Spielgemeinschaften gibt.


Im Bereich der A- bis C-Jugend setzt Ihr jeweils auf eine große Kreisliga-Staffel anstatt wie bisher auf kleinere. Weshalb?
Aus zwei Gründen. Weil wir letztes Jahr in der Frühjahresrunde einen vermehrten Rückzug im Großfeldbereich hatten. Wenn wir eine kleine Runde mit Doppelspieltagen machen, ist das Problem, dass man zum Schluss vielleicht nur noch drei Mannschaften hat. Anschließend bräuchte man ein Entscheidungsspiel, wer aus den beiden Gruppen in die BOL aufsteigt. Darauf haben wir bewusst verzichtet.


Wieso?
Aus Erfahrung und gerade wegen der Herbstrunde – dadurch dass die Aggressivität am Fußballplatz sehr groß ist – wollten wir die Entscheidungsspiele dementsprechend vermeiden. Von der A- bis zur D-Jugend steigt der Erste jeweils in die Bezirksoberliga auf.


Auch beim Bau-Pokal gibt es heuer eine Veränderung...
Dieses Jahr machen wir die Endrunde des Jugend-Baupokals zum ersten Mal gemeinsam mit den Herren. Sie findet am 1. Mai am Sportgelände des BSC Regensburg statt, anschließend ist das Totopokal-Finale der Herren. Wir wollen auch schauen, dass wir zwischen den Herren und der Jugend künftig mehr gemeinsame Veranstaltungen machen können. Zum Beispiel mal mit einem Vorspiel vor den Herren. Da beraten wir uns im Kreisausschuss, mit welchen Aktionen wir Jugendspiele und den Jugendfußball allgemein im Kreis attraktiver gestalten können.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 019.2.2023, 12:00 Uhr
Florian WürtheleAutor