2024-04-29T14:34:45.518Z

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Über den Hallenpokal in Rheinberg wird noch länger gesprochen.
Über den Hallenpokal in Rheinberg wird noch länger gesprochen. – Foto: Sebastian Harbke

Rassismus-Vorwurf bei Titelkämpfen

Bei den Hallen-Stadtmeisterschaften am Sonntag soll der dunkelhäutige Emanuel Amissah, Fußballer des SV Budberg, von Concordia-Anhängern rassistisch beleidigt worden sein. Der Kreisliga A-Klub bestreitet die Anschuldigung.

Völlig verdient haben die A-Liga-Fußballer von Concordia Rheinberg in der alten Großraumsporthalle den Stadtmeisterpokal gewonnen. Da waren sich alle beteiligten Mannschaften und Vereinsverantwortliche am Sonntagabend einig. Doch so richtig Feierlaune wollte beim Turniersieger zunächst nicht aufkommen.

In der entscheidenden letzten Partie zwischen der Concordia und Vorjahressieger SV Budberg hatte es einen unschönen Vorfall gegeben, der nachhallt. Kurz vor einer Zwei-Minuten-Strafe gegen SVB-Akteur Emanuel Amissah kam’s zu einem Tumult auf der Tribüne. Es waren Beleidigungen aus dem Concordia-Block zu hören, ein Zuschauer wurde nach kurzer Unterbrechung aus der Halle verwiesen. Jetzt steht ein Rassismus-Vorwurf im Raum.

Es soll wüste Beschimpfungen gegeben haben

„Nach Aussage von Emanuel wurden ihm gegenüber Affengesten von mehreren Personen aus dem Concordia-Block gezeigt. Ein Mitspieler von Manu hat zudem gehört, wie ihm Nigger und Hurensohn zugerufen worden sei“, sagte Henrik Lerch, der Sportliche Leiter der Budberger. Manfred Wranik, der Trainer des neuen Stadtmeisters, bestreitet, dass es rassistische Gesten oder Beleidigungen aus Richtung des Rheinberger Fanbereichs gegenüber dem dunkelhäutigen SVB-Fußballer gegeben habe. Wranik hatte an dem Tag Co-Trainer Ingo Feß die Verantwortung übertragen und das letzte Spiel von der untersten Tribünen-Bank aus verfolgt: „Wir haben uns nochmals erkundigt und mit vielen Leuten gesprochen, die sich dort aufgehalten haben. Uns wurde bestätigt, dass diese Vorwürfe nicht stimmen. Außerdem sind wir ein Multikulti-Verein, wo jeder herzlich willkommen ist.“

Wranik und Frank Baumbach aus dem Concordia-Vorstand sagten unisono, dass Amissah „durch zwei obszöne Gesten“ zum Concordia-Block hin kurz vor seiner Zeitstrafe wegen Unsportlichkeit den Tumult erst ausgelöst habe. „Dafür hätte der Spieler eigentlich Rot sehen und mehrere Wochen gesperrt werden müssen“, so Baumbach, der sich mitten im aufgebrachten Concordia-Block aufhielt. „Wir haben es anders empfunden, dass Manu den Tumult ausgelöst hat. Die Zuschauer haben ihn nach einem Zweikampf lautstark provoziert – klar ist aber auch, dass er sich nicht zu solchen Gesten hinreißen lassen darf“, so Lerch. Wranik war am Montagvormittag immer noch geknickt: „Es ist sehr schade, dass wegen dieser einen Aktion die tolle Leistung meiner Mannschaft in den Hintergrund gerückt ist.“

Hat der Spieler falsch reagiert?

Lerch meinte zudem: „Ich ärgere mich im Nachhinein darüber, dass wir nach dem Vorfall nicht geschlossen vom Feld gegangenen sind. Das wäre wohl das richtige Zeichen gewesen. Sportlich hat Rheinberg absolut beeindruckt und verdient das Turnier gewonnen.“ Frank Misch, Vorsitzender des ausrichtenden TuS Borth, sagte: „Ich bin erschrocken, dass die tolle Veranstaltung durch diese eine Aktion ins negative Licht rückt. Vielleicht hätte man nach dem Tumult noch weitere Personen der Halle verweisen müssen. Das hätte aber vielleicht die Eskalationsstufe erhöht. Wir haben uns beim SV Budberg entschuldigt.“ Rassistische Gesten oder Beleidigungen habe er nicht mitbekommen.

Über einen Turnierabbruch sei kurz nachgedacht, sich dann aber dagegen entschieden worden. TuS-Vorstandsmitglied Oliver Herlitz habe mit Amissah gesprochen, der allerdings keine rassistischen Äußerungen erwähnt habe. „Und ein Abbruch wäre unfair der Rheinberger Mannschaft gegenüber gewesen, die sich einwandfrei verhalten hat und für den Vorfall nichts kann“, so Misch. „Vielleicht sollte man, wenn die Vorfälle öfter passieren, darüber nachdenken, ob bei Stadtmeisterschaften der Einsatz eines Sicherheitsdienstes sinnvoll wäre.“ Davon hält Rainer Lempert, der Fußball-Abteilungsleiter des SV Millingen, nichts. Der A-Liga-Klub richtet die nächsten Hallen-Stadtmeisterschaften Anfang 2025 aus. „Das ist der falsche Weg. Wenn wir dahinkommen, eine Securityfirma zu beauftragen, müssten wir die Durchführung der Hallen-Stadtmeisterschaften hinterfragen“, so Lempert.

Die Hallen-Titelkämpfe vom vergangenen Sonntag werden übrigens sportrechtlich keine Folgen haben. Schiedsrichter Jan Christian Behnisch, der die Partie Rheinberg gegen Budberg geleitet hat, wird keinen Sonderbericht schreiben. „Ich habe keine rassistischen Bemerkungen oder Gesten wahrgenommen“, sagte der Referee.

Lerch monierte derweil angesichts des Fehlverhaltens einiger Concordia-Anhänger den Rheinberger Facebook-Beitrag am Abend nach dem Gewinn des Wanderpokals. Dort bedankt sich der Klub für den „Support“. „Natürlich können sich die Rheinberger feiern lassen. Auf dem Foto sind aber offensichtlich Personen zu erkennen, die Manu wohl beleidigt haben“, sagte der Sportliche Leiter des SVB.

Aufrufe: 09.1.2024, 15:00 Uhr
René PutjusAutor