2024-04-29T14:34:45.518Z

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Sebastian Pichura (l.) tritt das Erbe von Daniele Varveri in Mettmann an.
Sebastian Pichura (l.) tritt das Erbe von Daniele Varveri in Mettmann an. – Foto: Maikel de Almeida, Achim Blazy

Pichura folgt ab sofort auf Varveri beim ASV Mettmann

ASV Mettmann: Der abstiegsbedrohte Landesligist hat die Reißleine gezogen und den eigentlich für nach der Saison geplanten Trainerwechsel bereits absolviert.

Landesligist ASV Mettmann und Daniele Varveri wollten, nachdem die einvernehmliche Trennung seit gut zwei Wochen feststeht, die Spielzeit vernünftig abschließen. Nach der desolaten Vorstellung beim 1:2 vergangenen Sonntag gegen Süchteln entwickelte sich jedoch eine neue, eigene Dynamik.

Die Mannschaft ließ im Abstiegskampf erneut die nötigen Grundtugenden wie Einsatzbereitschaft und positive Mentalität vermissen, schien fußballerisch und moralisch am Boden und der Coach angesichts der sportlichen Magerkost fast schon ein wenig resignierend.

So befand der ASV, es müsse etwas passieren. Der Sportliche Leiter Imad Omairat erklärt: „Wir mussten einfach reagieren, einen Schlussstrich ziehen, um auch den Trainer aus der Schusslinie zu nehmen. Wir haben deshalb noch am Sonntagabend mit Daniele gesprochen und angesichts der problematischen Situation die vorzeitige Trennung beschlossen.“ Der Sportliche Leiter hatte nach Varveris „Absage“ die Fühler bereits nach einem Nachfolger ausgestreckt und war fündig geworden: Sebastian Pichura, bis vergangenen September beim SV 09/35 Wermelskirchen unter Vertrag und einer der Kandidaten, die ganz oben auf der Liste standen, übernimmt beim ASV. Nicht erst im Juli, sondern ab sofort.

Nahtloser Übergang

Am Montagabend wurden die persönlichen Verhandlungen geführt, im Telefonat mit Omairat gab der 33-Jährige am Dienstagmorgen seine feste Zusage. Mit der Verabschiedung von Varveri einher ging Dienstagabend im Mannschaftskreis die Präsentation des neuen Übungsleiters. Direkt anschließend leitete Pichura seine erste Einheit auf dem Platz. „Es hat vom gesamten Ablauf her alles gestimmt. Wir führten im Vorfeld gute Gespräche und sind überzeugt, dass Sebastian, der seinen Staff mit nach Mettmann bringt, wodurch wir Peter Budek als Co-Trainer und Klaus Meyer als Torwarttrainer freistellen mussten, sehr gut zum ASV passt. Er ist ein junger, ambitionierter Coach, der durch seine frühe Verpflichtung auch in Sachen Kaderplanung seine Vorstellungen für die neue Saison mit einbringen wird“, sagt Omairat.

Der neue Chefcoach ist also bereits vor Ort und der Ex-Trainer früher als erwartet von seinen Aufgaben entbunden. Angesichts der jüngsten Entwicklung eine wohl nachvollziehbare Entscheidung, selbst wenn sich der nun verabschiedete Coach in „Fußball-Mettmann“ viele Sympathien erworben hat. Aber so ist es – nicht nur bei den Profis, auch in der sechsthöchsten Klasse.

Nach eigenem Bekunden hätte Varveri seine Aufgabe gerne bis zum Saisonende wahrgenommen. Und sich erst am letzten Spieltag, am 2. Juni mit dem Heimspiel gegen den SC Düsseldorf-West, verabschiedet. Nun kam es anders. Damit endet also früher als erwartet eine von Höhen, aber auch von Rückschlägen geprägte Zeit. Dem aktuell kaum noch zu verhindernden Abstieg aus der Landesliga stehen gleichwohl eine Reihe sportlicher Höhepunkte gegenüber. Im Rückblick auf die Ende November 2019 begonnene Zusammenarbeit steht da in erster Linie der Aufstieg aus der Landes- in die Bezirkliga Mitte Mai vergangenen Jahres. Am drittletzten Spieltag wurde mit dem 2:1 Heimsieg gegen den SSV Berghausen unter dem Jubel der treuen Fans alles perfekt gemacht.

Nicht minder wichtig waren die Erfolge im Niederrheinpokal in der Saison 2022/23. Mit dem VfB 03 Hilden, VfB Homberg und der SSVg Velbert kegelte der ASV drei Oberligisten aus dem Wettbewerb. Erst Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen stoppte mit dem 6:0-Sieg im Viertelfinale den kaum für möglich gehaltenen Siegeszug. „Das tolle Abschneiden im Pokal war auch mitentscheidend für die guten Leistungen in den Meisterschaftsspielen, vermittelte den Jungs viel Selbstvertrauen und förderte den Teamgeist“, sagt Varveri, der noch gerne auf die vergangene Saison zurückblickt.

In der höheren Liga wurde indes schnell klar, dass es der Aufsteiger schwer haben wird. Die Bilanz am Jahresende nach 21 Spieltagen: vier Siege, drei Remis und 14 Niederlagen. Trainer und Vorstand reagierten, holten fünf neue Spieler, um aus dem Tabellenkeller zu kommen. Aber die Rechnung ging nicht auf. Bereits in der Vorbereitung hakte es. Die Trainingsbeteiligung blieb, obwohl der Abstiegskampf längst eingeläutet war, überschaubar. In den Testspielen stand aus unterschiedlichsten Gründen selten die Wunschformation auf dem Platz – auch aufgrund von Verletzungen. „Die Fehlzeiten im Training und in den Spielen waren einfach zu hoch. Irgendwie fehlte der Zusammenhalt, die Geschlossenheit wie noch im Aufstiegsjahr. Es mangelte bei einigen Spielern an der nötigen Bereitschaft, alles für den Verein zu investieren“, blickt Varveri zurück.

Herzensangelegenheit

Der Coach verhehlt nicht, dass auch er sich, in 2024 steht mit dem 0:0 gegen Viersen erst ein Punktgewinn auf der Habenseite, seinerzeit bereits hinterfragte: „Als Trainer, der sich selbst voll einbringt, habe ich da schon Ansprüche an die Mannschaft. Aus der Niederlagenserie resultierten letztlich auch gewisse Probleme in der Zusammenarbeit. Dennoch habe ich mir meine Entscheidung keineswegs leicht gemacht.“

Jetzt also sind die Würfel längst gefallen, war die Trennung letztlich alternativlos. Dennoch scheiden die Partner, selbst wenn jetzt alles sehr schnell ging, in einem guten Einvernehmen. „Daniele hat hier hervorragende, akribische Arbeit geleistet, auf und neben dem Platz. Das betrifft seine Fachkompetenz als Übungsleiter genauso wie sein Auftreten im zwischenmenschlichen Bereich. Unsere Erfolge sind ganz eng mit seinem Namen verbunden“, betont Omairat.

Varveri, der seinerzeit vom TSV Ronsdorf als Chefcoach in die Kreisstadt wechselte, schnürte als offensiver Außenbahnspieler unter anderen die Fußballstiefel für Fortuna Düsseldorf, Ratingen 04/19, den 1. FC Wülfrath, Hilden 05/06, TVD Velbert und Sportfreunde Dönberg. Der 42-jährige Übungsleiter, der über die Trainerlizenz „B-plus“ verfügt, stellt im Nachhinein und ohne Groll fest: „Ich habe beim ASV eine tolle Zeit als Trainer erleben dürfen. Der Verein ist mir in den letzten Jahren ans Herz gewachsen. Andererseits gilt es jetzt für mich persönlich, den Blick nach vorne zu richten.“

Aufrufe: 019.3.2024, 17:00 Uhr
RP / Elmar RumpAutor