Milliardär und Sunderland-Besitzer kickt bei Seefeld IV in der 4. Liga

Eine Geschichte, wie sie nur der Regionalfussball schreiben kann: Da steht doch seit letztem Herbst tatsächlich der 26-jährige Jungmilliardär und Investor Kyril Louis-Dreyfus für den FC Seefeld IV in der Viertliga-Gruppe 8 auf dem Feld. Mal als linke Sturmspitze, mal als zentraler Mittelfeldspieler und Captain. Auf der FVRZ-Homepage ist er sogar als Assistenztrainer eingetragen.

Er schiesst Tore (wie im vergangenen Oktober gegen Egg) und kassiert gelbe Karten (wie letzten Samstag gegen Unterstrass III). Und wahrscheinlich merken weder seine Gegenspieler noch die Schiedsrichter, wen sie da eigentlich vor sich haben.

Jüngster Vereinsvorsitzender in der Geschichte des englischen Fussballs

Kyril Robert Leonid Louis-Dreyfus, so sein voller Name, ist niemand Geringeres als der Mehrheitsaktionär und somit der Eigentümer des traditionsreichen englischen Fussballclubs Sunderland AFC, der aktuell in der EFL Championship, der zweithöchsten englischen Liga, spielt.

Er übernahm im Februar 2021 einen Aktienanteil von 41% am damals kriselnden und in der dritthöchsten Liga spielenden Verein und wurde mit 23 Jahren zum jüngsten Vereinsvorsitzenden der Geschichte im englischen Fussball. Sein junges Alter sorgte im Klub und vor allem bei den Fans für einige Unsicherheiten.

In Staffel 3 der viel beachteten Netflix-Serie "Sunderland 'til I Die" heisst es: "Dreyfus hat den Verein übernommen und ist Multimilliardär. Einer der reichsten Männer Europas hat den Klub gekauft. Alles läuft wie geschmiert. Aber er ist erst 23, man weiss nicht, was passieren wird." Und: "Er hat vielleicht einen Haufen Geld von seinem Vater auf der Bank, aber ist er der richtige Mann für den Job?"

Die anfängliche Skepsis beim Verein im Norden Englands hat sich inzwischen gelegt. 2022 gelang Sunderland als Tabellenfünfter nach Play-off-Siegen über Sheffield Wednesday und Wycombe Wanderers der langersehnte Aufstieg in die EFL Championship. Louis-Dreyfus erhöhte seinen Aktienanteil auf 51% und schliesslich im Mai 2023 auf 64%. Inzwischen gilt er als "Retter von Sunderland".

Ein Vermögen von 5,5 Milliarden US-Dollar

Der in Zürich aufgewachsene und zur Schule gegangene Kyril Louis-Dreyfus ist der Sohn des 2009 verstorbenen französisch-schweizerischen Unternehmers Robert Louis-Dreyfus und der russisch-schweizerischen Unternehmerin Margarita Louis-Dreyfus, die inzwischen mit dem Ökonom und ehemaligen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, verheiratet ist und den Agrar- und Rohstoff-Multi Louis Dreyfus Group leitet.

Eine illustre Familie. Und eine der reichsten auf der Welt - mit einem Vermögen von 5,5 Milliarden US-Dollar gemäss Forbes (Stand 11.4.24). Sohn Kyril soll sich gemäss der Zeitung "Sunderland Echo" aus einem Zwei-Milliarden-Fonds bedienen können.

Vater Robert war der Eigentümer von Olympique Marseille

In den Norden Englands zu ziehen für einen Drittliga-Verein sei für ihn "eine sehr intrinsische Entscheidung" gewesen, sagt Kyril Louis-Dreyfus in der Netflix-Serie. "Der Fussball stand in meinem Leben immer im Vordergrund." Tatsächlich war schon Vater Robert Louis-Dreyfus seit 1997 Klubbesitzer - nämlich Mehrheitsaktionär von Olympique Marseille und auch bei Standard Lüttich beteiligt. "Meine ersten Erinnerungen, auf den ersten Bildern meiner Kindheit sieht man mich im Marseille Trikot." Noch heute besitzt die Familie 5% des Aktienkapitals am französischen Spitzenverein.

"Ich war privilegiert, weil ich so jung daran beteiligt war", sagt Louis-Dreyfus. Er habe viele gute Mentoren, viele gute CEOs kennengelernt, von denen er viel habe lernen können. Und: "Ich hatte das Glück, dass ich eine Familie habe, die mich immer unterstützt."

Eine Familie gegründet hat er inzwischen selbst. Wie seinem Instagram-Account zu entnehmen ist, sind er und seine Frau Alexandra Nowikovsky im Februar 2024 Eltern geworden. Dies ist vielleicht auch der Grund für seine Rückkehr in die Schweiz und zum FC Seefeld, bei dem er bereits als Junior gespielt hatte.