2024-05-23T12:47:39.813Z

Interview

Herthaner auf und neben dem Platz

Wenn Spieler und Verantwortliche auch Fans des Vereins sind.

Als Hertha-Fan hat man es nicht immer leicht. Die Profis und die erste Mannschaft des Hertha BSC e.V. (die Ama Zwee) sind sogar diese Saison abgestiegen.

Bei den Ama Zwee, bei denen auch viele Hertha-Fans aktiv am Ball sind, herrscht aber purer Optimismus vor der kommenden Kreisliga-Saison.

Ich habe mit Trainer Armin und den Spielern Max, Fäkko und Yasin gesprochen.

Und welchem Herthaner bei den Antworten nicht das Herz aufgeht, dem ist nicht mehr zu helfen.

Auf gehts in die Fragen:

Wann bist du Hertha Fan geworden?

Yasin:

Hey Kutte, danke dir für die Einladung!!

Ich bin Herthaner seitdem ich ein kleiner Bengel bin, angefangen hat es im Jahr 2007 zur Saison 07/08, es war der 9.Spieltag am Samstag den 06.10.2007, um 15:30, da wusste ich schon als der Marko Pantelic in der 90 Minute den Elfer verschossen hat, dass es lustige Höhen und Tiefen geben wird mit diesem Team, ich aber der alten Dame immer treu bleiben werde !!! 🔵⚪️

Max:

Dadurch, dass ich in Spandau geboren und aufgewachsen bin und meine Vor-/Grundschule direkt beim Stadion war, hatte ich bereits früh Interesse für Hertha entwickelt. Schätze, also im Alter von 5/6 Jahren gab es für mich nur Hertha. Allerdings haben meine Eltern kein großes Interesse am Verein gehabt, so dass ich mein erstes Spiel im Stadion auch recht spät miterlebt habe (etwa mit 10 Jahren).

Armin:

Gute Frage, zu meiner Jugendzeit gab es in Berlin nur eine Fußballmannschaft, und das war Hertha BSC und seitdem mein Papa mich das erste Mal ins Stadion mitgenommen hat, war ich hin und weg. Lang, lang ist her.

Fäkko:

Am 20.11.2004 habe ich mein erstes Hertha-Spiel live im Stadion gesehen. Wir haben mit meiner damaligen Mannschaft Freikarten für das Spiel bekommen. Der Gegner war der 1. FC Hansa Rostock. Und, wie sollte es auch anders sein, war das erste Hertha-Spiel kein Sieg, sondern ein 1:1 Unentschieden. Ich erinnere mich genau, wie wir am Marathontor vorbeigelaufen sind und ich das erste mal den leuchtenden Rasen und das riesige Stadion gesehen habe. Schon ab dem Moment war ich als kleiner Fußballer, der nur die Sportplätze in Brandenburg kannte, Feuer und Flamme. Dann ist mein Papa immer wieder mal mit mir ins Stadion gegangen. So hat das alles angefangen.

Wann hast du erfahren, dass es die Ama Zwee gibt und wie bist du in die Mannschaft gekommen?

Yasin:

Das es die Ama Zwee gibt, wusste ich schon sehr lange allerdings hatte ich nie einen Kontaktmann in diese Richtung, das alles änderte sich als im Winter der saison 21/22 meine alte Truppe (TeBe II) zusammenbrach und ich meinen ehemaligen Co Trainer und aktueller Mitspieler Loenard Riebe kontaktiert habe, dafür auch ein dickes danke an Leo und den damaligen Coaches Robert Sartori und Armin Prill als ich auch das Probetraining bestanden hatte.

Max:

Die Existenz der Ama Zwee war mir schon länger bewusst - allerdings nie wirklich super interessant für mich persönlich. Durch das aktivere Besuchen der Ama Zwee einiger Leute war man aber letzten Endes dann doch so weit, sich mal hinzusetzen und schlau zu machen, wer da eigentlich hinter steckt. Sicherlich hat auch unser Spielbesuch in Köpenick mein Interesse verstärkt. (Anm.d.Red im Oktober 2021 sahen fast 200 Herthafans einen 1:3 Sieg der Ama Zwee beim Köpenicker FC II).

In die Mannschaft bin ich tatsächlich etwas komplizierter gekommen. Ich hatte ehrlicherweise Armin damals einfach ewig über Instagram genervt, bis ich unter dem damaligen Trainer zum Probetraining kommen konnte. Nach wenigen Einheiten verabschiedete dieser sich allerdings und in intensiven Gesprächen mit Robert, der fortan übernahm, wurde meine Verpflichtung dann in Stein gemeißelt.

Armin:

Ich glaube, ich bin 2006 zu den Senioren bei Hertha BSC gekommen und durfte da im Ü32 und dann bei der Ü40 spielen.

Und in dieser Zeit habe ich natürlich auch mitbekommen, dass es die Ama Zwee gibt!

Zu den Ama Zwee gekommen bin ich über Wissam Shaheen (Coco).

Coco sollte damals die Mannschaft übernehmen und hat mich gefragt, weil wir uns aus alten Zeiten aus Cottbus kennen, ob ich ihm nicht als Co Trainer bei Seite stehen, gefragt getan und natürlich sofort zugesagt

Fäkko:

Ich wusste schon länger, dass es die Ama Zwee gibt. Während Corona war ich auch schon bei zwei Spielen zu sehen. Damals ohne jegliche Wechselabsicht, sondern aus reinem Fan-Interesse. Ich habe bisher immer nur mit meinen engsten Freunden und meinem Bruder zusammen Fußball in Berlin und Umgebung gespielt.

Für mich war das Thema Vereinswechsel ohne meine Freunde nie ein Gedanke. Vor der letzten Winterpause kam es allerdings zu genau diesem Gedanken, da ich in der aktuellen Konstellation in meiner alten Mannschaft nicht mehr weitermachen konnte und wollte. Ich habe also dort als Spieler schweren Herzens aufgehört. Da ich nun nicht mehr mit meinen Freunden zusammen gespielt habe, gab es für mich nur eine Option. Und das war der Wechsel zu Hertha. Wenn es hier nicht geklappt hätte, hätte ich das Fußballspielen vorerst eingestellt. Ich habe dann über die Fanbetreuung und weitere Ansprechpartner bei Hertha Kontakt gesucht. Dann wurde ich an Armin weitergeleitet und so kam es nach kurzem Austausch zum ersten Probetraining.

Wie ist es, einen Spieltag mit der Fahne auf der Brust zu erleben bzw. mit ihr aufzulaufen?

Yasin:

Es ist immer ein absolutes Highlight, ich glaube egal in welcher der vier Mannschaften man hier in diesem Verein spielt, wenn du Berliner bist und für Hertha brennst, ist das immer was ganz besonderes und vor allem auch emotionales sobald du dir das Trikot überziehst, am liebsten würde ich damit schlafen, aber dann meckert meine Freundin nach dem Spieltag sicherlich rum wenn es durchgeschwitzt ist.

Max:

Als Mensch, bei dem der Verein Hertha BSC über allem steht, ist es eine absolute Ehre, die Fahne auf der Brust tragen zu dürfen. Das beginnt mit den Trainingsklamotten, dem Präsentationsanzug, bis hin zum Trikot. Zeitlich bedingt halten sich meine Einsatzzeiten - besonders nach Corona - stark in Grenzen, weshalb für mich nach wie vor eine enorme Anspannung und ein Stück weit auch Wehmut vorhanden ist, wenn ich denn mal für den Verein auflaufen kann.

Armin:

Für mich ist es immer eine Ehre, die blau-weißen Farben zu vertreten. Das Herz am richtigen Fleck, die Fahne gleich da drüber und es ist ein tolles Gefühl, den Verein ein Stück weit vertreten zu dürfen, und ja, das macht mich stolz und gibt mir sehr viel Glücksgefühle .

Fäkko:

Das ist für mich als Herthaner das Größte überhaupt. Das Gefühl, das erste mal mit der Fahne auf der Brust, im ersten Testspiel der Rückrunde, aufzulaufen ist für mich unvergesslich. Damals noch mit einem anderen Namen auf dem Rücken. Als ich dann mein eigenes Trikot bekommen habe, war ich überglücklich. Jedes Mal, wenn ich das Trikot sehe und überstreife, fühle ich eine Mischung aus Glück, Aufregung und vor allem Ehrfurcht vor unserer Fahne. Dahinter stecken über 130 Jahre Berliner Fußballgeschichte. Wenn man sich überlegt, was diese Fahne alles erlebt hat und wofür Sie steht, dann ist das unglaublich. Und wir als Team haben die Ehre, genau diese auf der Brust zu tragen.

Wie hast du den Abstieg diese Saison erlebt?

Yasin:

Dadurch das ich in einer Saison als Fan und Spieler abgestiegen bin, war das ein absolutes Desaster, ich hatte eine sehr desolate Saison mit wenigen Einsätzen, aber in meiner Welt ist es entscheidend ob du zum Kader dazu gehörst oder nicht, denn du gewinnst als Team, oder steigst als Team ab da sind es keinen einzelnen die daran schuld sind, ich bevorzuge hier das Wort Kollektiv Versagen.

Kurz gesagt, der Abstieg tut brutal weh und ich könnte, wenn ich wieder darüber nachdenke grad wieder heulen!

Max:

Traurigerweise muss man an dieser Stelle leider konkreter werden, schließlich haben weder wir als Ama Zwee, noch die sogenannten ‚Profis‘ es geschafft, die Klasse zu halten ?

Ich schätze mal die Frage bezieht sich auf die Ama Zwee.

Für meinen Geschmack war der Abstieg leider absolut verdient. Jeder, der viel Kontakt mit der Mannschaft hat weiß, dass in den Jungs so viel mehr steckt. Qualitativ wäre viel mehr drin gewesen, das weiß jeder. Nur leider wurde oft nicht als Team agiert. Jeder hat einen eigenen Charakter und eine eigene Spielweise, das ist überall so. Wichtig ist es, diese Charaktere zu vereinen und eine Mannschaft zu sein. Das ist vielen leider nicht gelungen und so war es dem ein oder anderen wichtiger sich zu präsentieren, statt die persönliche Vermarktung hinten anzustellen und sich für den Verein und die Fahne reinzuhauen.

Vielleicht ist das aber auch nur mein Empfinden, ich glaube aber, dass man als Team selbst einen noch so starken Gegner schlagen kann, wenn man an einem Strang zieht. Und schwupp haben wir den Bogen zu den ‚Profis‘ unbewusst gespannt…

Wir sind definitiv nicht im letzten Spiel abgestiegen, das haben wir schön über die komplette Saison verkackt. Da bringt es dann auch nichts im letzten Spiel Ü32iger spielen zu lassen. Dann gehe ich lieber mit Jungs runter, denen der Abstieg nahe geht, als auf Teufel komm raus im letzten Spiel irgendwas noch rausholen zu wollen und dafür teilweise sogar bekennende Nicht-Herthaner wie einen Karim Benyamina spielen zu lassen. Generell eine sehr fragliche Konstellation, schließlich könnte man von einem ehemaligen Profi und sicherlich Leistungsträger der Ü32 erwarten, dass dieser wenigstens den aktuellen Präsidenten von Hertha BSC kennt.

Armin:

Ja, als Hertha-Fan, als Hertha Mitglied einer der Familie zu sein, ist es natürlich schmerzlich zu erfahren, dass die Profis absteigen. Es ist ein langer Leidensweg und bitter zugleich, aber in dieser Spielzeit zu sehen, dass die Profis absteigen und dann noch das eigene Team, die erste Mannschaft vom e.V. die Ama Zwee, das sitzt tief und muss erstmal verarbeitet werden. Aber nichtsdestotrotz. Es muss weitergehen und ich trage immer noch die Fahne mit Stolz.

Fäkko:

Als ich die erste Trainingseinheit mitgemacht habe, war ich von der Qualität der Mannschaft sehr überrascht. Das hatte aus meiner Sicht nichts mit dem aktuellen Tabellenstand zu tun. Demzufolge war ich mir von Anfang an sicher, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Nach den ersten Erfolgen, z.B. gegen Spandau (Anm.d.Red mit einem schönen Hacken-Tor von Fäkko) kam ein kurzes Tief, aus dem wir uns mit einer kleinen Serie wieder befreit hatten.

Wir waren ja schon „so gut wie durch“. Der Fußballgott war im Anschluss dann auch einfach nicht auf unserer Seite. Gerade wenn ich an Spiele wie gegen Amed denke (Anm d Red - in Überzahl 2:1 in Führung gegangen und trotzdem 2:3 verloren). So viel Pech habe ich wirklich noch nie im Männerfußball gesehen. Damit will ich keineswegs die Schuld von mir oder der Mannschaft weisen. Am Ende des Tages haben wir‘s verkackt. Punkt, Aus, Ende. Als der Abstieg dann traurige Gewissheit war, habe ich ehrlich gesagt nur eine große Leere und Trauer gespürt. Mit der Fahne auf der Brust runter zu gehen und für diesen Abstieg mit verantwortlich zu sein, ist mit Großem Abstand das traurigste, was ich im Fußball erlebt habe. Der Abstieg tut mir auch deutlich mehr weh, als der der Profimannschaft.

Was sind deine Ziele für die nächste Saison? Für dich persönlich und für die Ama Zwee?

Yasin:

Mein persönliches Ziel ist ganz klar, ich will eine Stammkraft sein und ein Teil der Geschichte der Saison 23/24 sein, ich und ich glaube das wollen wir alle, wollen den direkten Wiederaufstieg schaffen, einfach auch als dank für die Fans die immer da sind egal bei welchem Wetter oder an welchem Standort, es ist immer Unterstützung da gewesen, gerade denen Schulden wir es jetzt mehr denn je und ich weis das wir ein Arschaufreisser Team haben werden !!!

Max:

Sicherlich ist ein direkter Wiederaufstieg ein Wunsch bzw der Anspruch, den jeder Spieler haben sollte. Ich bin kein Freund davon, große Ankündigungen zu machen, die sich am Ende eventuell nicht bewahrheiten. Wichtiger ist, dass wir ein starkes Team werden, elf Freunde, die füreinander einstehen und alles geben. Der Rest kommt von ganz alleine.

Für mich persönlich wünsche ich mir eine verletzungsfreie Saison und, dass ich dem Team möglichst häufig zur Verfügung stehe und dazu beitragen kann, dass wir letzten Endes in der Tabelle dort stehen, wo wir hingehören. Des Weiteren wäre es für alle wünschenswert, wenn vereinsinterne Probleme und Missstände endlich geklärt werden, so dass sich alle auf ihre Aufgaben konzentrieren können.

Armin:

Ja, wie sind die Ziele also in erster Linie müssen wir sehen, dass wir wieder Spaß und Freude am Fußball spielen bekommen und dann ne gute Vorbereitung und dann positiv gestärkt in die neue Saison gehen und dann von Spiel zu Spiel gucken und schauen, wo uns der Weg hinführt

Fäkko:

Ich spreche mal rein von meinem persönlichen Standpunkt aus, was meine und die Ziele der Ama Zwee angeht. Es gibt aus meiner Sicht nur ein Ziel, dass wir alle im Auge haben müssen. Und das ist der Wiederaufstieg.

Meine persönlichen Ziele ordne ich hier komplett unter und sie sind auf einen Satz zu reduzieren: Ich möchte alles, was in meiner Macht steht, tun, um der Mannschaft beim Wiederaufstieg zu helfen.

Hätten die Profis die Lizenz nicht bekommen, hätte es passieren können, dass die Ama Zwee die erste Mannschaft der Hertha werden. Also, bist du froh über die Lizenz oder ein bisschen traurig? (mit einem Zwinkern gefragt)

Yasin:

Dadurch das ich Hertha BSC auch im Lizenzsport sehr liebe bin ich glücklich über die Lizenz, sollten sie Spieler bevorzugen die für den Verein spielen wollen und nicht aufs Geld schauen, könnte ich Pal Dardai meine Handy Nummer da lassen, aber alles zu seiner Zeit jetzt gilt es erstmal den direkten Wiederaufstieg zu packen und das in der Profi Mannschaft, sowie bei den Ama Zwee, ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die neue Saison, auf unser Team und auf die Fans die wir dieses Jahr mehr lachen sehen wollen!!!

HaHoHe Yasin 💪🏻🔵⚪️

Max:

Ich probiere es mal möglichst diplomatisch auszudrücken: Bei der überwiegenden Leistung unserer Profis diese Saison hätte man wahrscheinlich kaum einen Unterschied gemerkt ;)

Aber natürlich freut es mich, dass Hertha die Lizenz bekommen hat. Die zweite Liga ist interessant und ich hoffe, besonders medial kommt jetzt wieder mehr Ruhe in den Verein.

Armin:

Ja, lieber Jörn, da muss ich selber ein bisschen schmunzeln. Natürlich habe ich in keinster Weise damit gerechnet, dass unseren Farben die Lizenz entzogen wird. Aufgrund dessen schmunzel ich und muss sagen, damit habe ich mich nie beschäftigt, weil ich stets wusste, dass es weitergeht. Und in diesem Sinne wünsche ich beiden Mannschaften eine gute Vorbereitung, dass sie gut in die Saison kommen, dass wir die Fans mitreißen und dass es wieder ne Etage höher geht

HaHoHe

Fäkko:

Ich bin natürlich froh, dass die Lizenzierung schlussendlich geklappt hat. Ich war allerdings auch von Anfang an recht sicher, dass die Nummer gut geht. Ich hoffe einfach auf einen ruhigen, soliden Neuaufbau. Auch wenn das eventuell mehrere Jahre Zweitklassigkeit bedeutet. Aus meiner Sicht muss die Situation jetzt als Chance genutzt werden, sich von Grund auf neu und nachhaltig aufzustellen. Mit möglichst vielen eigenen jungen Spielern und Neuzugängen, die mit Verstand und Augenmaß ausgewählt werden. Nur so kann Hertha als Team über die kommenden Jahre mit neuer Stärke wiederkommen.

Ich danke euch für die Antworten

Ha Ho He Amateure Zwee 🔵⚪️



Aufrufe: 015.6.2023, 07:31 Uhr
Jörn KutschmannAutor