2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Holger Jähnisch, Trainer des FC Einheit Rudolstadt wählt klare Worte und nennt das Vorgehen zur "Causa Westerhausen" einen "handfesten Skandal".
Holger Jähnisch, Trainer des FC Einheit Rudolstadt wählt klare Worte und nennt das Vorgehen zur "Causa Westerhausen" einen "handfesten Skandal". – Foto: Marcel Junghanns

Causa Westerhausen: Unverständnis und rechtliche Schritte

Natürlich ist der Entzug der Oberliga-Zulassung für den SV 1890 Westerhausen für das Spieljahr 22/23, die das Präsidium des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) verkündet hat aus vielerlei Gründen ein allgegegenwärtiges Thema.

Die daraus resultierende Annullierung der Spiele bedeutet für einige Teams, dass sie die Punkte verlieren, die sich aus den Spielen gegen Westerhausen geholt haben. Das sorgt zum Teil für merkliche Verstimmungen.

Rolf Cramer, sportlicher Leiter des FC An der Fahner Höhe, hat bereits mitgeteilt, dass sein Verein rechtliche Schritte gegen das Vorgehen eingeleitet hat. Noch handelt sich beim Entzug der Zulassung um ein schwebendes Verfahren. Rechtskräftig ist die Maßnahme noch nicht.

Auch die Trainer vom FC Grimma, Steffen Ziffert, und vom FC Einheit Rudolstadt, Holger Jähnisch, äußerten sich in der Pressekonferenz nach der Oberligapartie vom Mittwochabend dazu. Während Grimma einen Punkt abgezogen bekäme, wenn die Entscheidung greift, wären es bei Rudolstadt vier.

Steffen Ziffert (FC Grimma): „Ich denke einfach, dass es Regeln gibt und die wurden von Westerhausen nicht eingehalten. Was mich so ein bisschen nachdenklich macht, ist der Zeitpunkt der Entscheidung. Wie ich gelesen habe, hat der Verein seine A-Jugend schon im August zurückgezogen. Warum man dann nicht eher eingegriffen hat, erklärt sich mir nicht. Deshalb ist es jetzt für Mannschaften, die gegen Westerhausen gepunktet haben, doppelt bitter, wenn die Punkte am Ende abgezogen werden. Aber das Urteil steht ja noch aus, deshalb ist jetzt alles Spekulation.“

Holger Jähnisch (FC Einheit Rudolstadt): „Da spiegelt sich so ein wenig das wider, was in unserer Gesellschaft vorherrschend ist. Da wird im Sport eine Meinung verbreitet, die von der Verbandsseite kommt.

In meinen Augen ist das Ganze ein handfester Skandal. Der Verein hatte am 30.08.22 schon nicht genügend A-Junioren. Das war vor acht Monaten. Für mich ist der NOFV der Dienstleister für die Vereine und hat dafür zu sorgen, dass ein reibungsloser Spielbetrieb vonstatten geht. Ich frage mich, warum das jetzt nach 24., 25 Spieltagen passiert? Wo die Liga so ’eng’ ist, lässt man kurz vor Toresschluss eine Bombe platzen und hat damit nach meiner Auffassung auch den Fair Play-Gedanken mit Füßen getreten. Man hätte Westerhausen sofort aus dem Verkehr ziehen können oder spätestens zur Winterpause. Dass aber nach acht Monaten zu tun, da wiederhole ich mich, ist ein Skandal.

Man sollte nicht nur die Meinung vom NOFV, sondern auch von den Vereinen, die es betrifft, verbreiten. Wir rechnen uns gegenseitig die Tabelle vor, als ob das schon alles save ist. Dabei ist das ein schwebendes Verfahren, weil Westerhausen Einspruch eingelegt hat. Deshalb muss auch die Meinung von denen gehört werden, die es betrifft.

Wir sind nach Westerhausen gefahren, und haben mehr als 1.000 Euro für den Bus ausgegeben. Ich frage mich, was Bautzen macht, wenn die auch diese Summe für die Fahrt in den Harz für ein Pflichtfreundschaftsspiel hinblättern müssen? Was passiert mit gelben Karten, was nach Verletzungen, wie bei uns geschehen? Da hängt ein ganzer ‚Schwanz’ dran.

Das muss es einen Punktabzug geben und nicht eine Strafe für die halbe Liga. Deshalb muss man sich dort auf die ‚Hinterbeine’ stellen und sich mit anderen Vereinen, die in manchen Telefonaten schon ihren Unmut kundgetan haben, solidarisieren. Man muss an den Verband herantreten und deutlich machen, dass es auf diese Art und Weise absolut nicht geht. Da haben die, die das auch hauptamtlich tun, einfach ihren Job nicht gemacht. Das fasst mich absolut tief an, denn so etwas habe ich in zwölf Jahren als Trainer noch nicht erlebt, dass ein Verband nicht in der Lage ist, seine Statuten umzusetzen.“

Keine A-Jugend

Grund für den Entzug der Lizenz ist die Tatsache, dass für den SV Westerhausen keine A-Junioren im Spielbetrieb unterwegs ist. Das ist allerdings als Oberligist erforderlich. "Der SV 1890 Westerhausen hat das für die Teilnahme an der Oberliga nach § 3 Nr. 5 der Spielordnung des NOFV zwingend erforderliche Nachwuchssoll nicht erfüllt. Die hierbei erforderliche A-Junioren-Mannschaft, die am Jugendspielbetrieb teilnehmen muss, ist zwar am 15.06.2022 gemeldet worden, aber aufgrund nicht verfügbarer Spieler bereits am 30.08.2022 (vor Beginn der Spielserie) wieder zurückgezogen worden", heißt es in der Meldung des Nordostdeutschen Fußballverbands (NOFV). Westerhausen legte gegen den Entzug der Spielzulassung für die Oberliga fristgerecht Beschwerde ein. "Der Verein hat lt. § 11 der Rechts- und Verfahrensordnung (RuVO – H. G.) des NOFV fristgemäß Beschwerde gegen die Entscheidung des Präsidiums beim NOFV-Verbandsgericht eingelegt. Eine endgültige Entscheidung steht somit noch aus", informiert der Verband.

Aufrufe: 08.4.2023, 08:10 Uhr
Hartmut Gerlach / FuPa ThüringenAutor