2024-05-24T11:28:31.627Z

Spielbericht
Ein ganz besonderes Spiel wartet auf Bekim Kastrati.
Ein ganz besonderes Spiel wartet auf Bekim Kastrati. – Foto: Sascha Köppen

Bekim Kastrati und sein Wohnzimmer

Regionalliga West: Der SV Straelen muss am Sonntag bei der U23 von Borussia Mönchengladbach antreten.

Im Rheydter Grenzland-Stadion schoss er einst Tore wie am Fließband und schaffte den Sprung in die Bundesliga. Am Sonntag kehrt der 43-jährige Bekim Kastrati als Trainer des SV Straelen zurück. Gegner ist die U23 der Borussia Mönchengladbach.

Es gehört schon einiges dazu, um Bekim Kastrati die Laune verderben zu können. Der Trainer des Regionalligisten SV Straelen ist ein umgänglicher Zeitgenosse, den so schnell nichts aus der Bahn wirft. Am vergangenen Samstag war der 43-Jährige ausnahmsweise einmal stinksauer. Und er hatte allen Grund dazu. Seine Mannschaft hatte 70 Minuten lang im Heimspiel gegen Alemannia Aachen eine richtig starke Leistung gezeigt, führte verdient mit 2:1 und hatte den Sieg dicht vor Augen. Das Ende ist bekannt: Mittelstürmer Philipp Dünnwald und Spielmacher Jaron Vicario verloren die Nerven, leisteten sich Revanchefouls und sahen jeweils die Rote Karte. In doppelter Unterzahl kassierte der Abstiegskandidat noch eine 2:4-Niederlage.

„Das hat mich zunächst einmal sprachlos gemacht. Aber wir müssen mit der Situation umgehen und werden dennoch versuchen, wieder in die Erfolgsspur zu kommen“, sagt Kastrati. Inzwischen überwiegt bei ihm schon wieder die Vorfreude auf die Rückkehr in sein „Wohnzimmer“. Im Rheydter Grenzland-Stadion, wo am Sonntag um 14 Uhr die Partie bei der U23-Auswahl des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach angepfiffen wird, feierte der Straelener Trainer den größten Triumph seiner sportlichen Laufbahn. In der Oberliga-Saison 2005/06 – damals handelte es sich noch um die vierthöchste deutsche Spielklasse – ging der Sterndes Stürmers Bekim Kastrati auf. Er schoss mit insgesamt 29 Toren die Borussia-Reserve zur Meisterschaft und damit zum Aufstieg in die Regionalliga. Zwischenzeitlich gehörte der Torjäger damals sogar zum Bundesliga-Kader der Borussia, der er bis heute eng verbunden ist.

Zu seinen Mitspielern gehörte der aktuelle Trainer des nächsten Gegners: Eugen Polanski, der später eine erfolgreiche Profi-Laufbahn einschlagen sollte, war seinerzeit aus der A-Jugend der Borussia gekommen. „Mit Eugen tausche ich mich gelegentlich aus. Da ich jetzt für den SV Straelen in der gleichen Liga tätig bin, wird der Kontakt wieder intensiver“, so Kastrati. Seine Mission Klassenerhalt gleicht einer Herkulesaufgabe. Der SV Straelen hat nach zwölf Spielen erst sechs Punkte auf dem Konto und bereits neun Zähler Rückstand auf einen Abstiegsplatz. Die Tabelle täuscht etwas, da Borussia Mönchengladbach II auf Rang 15 geführt wird, aber in den nächsten Tagen drei Punkte aus dem abgebrochenen Spiel in Aachen zugesprochen bekommen dürfte. Und zu allem Überfluss gehen dem Vorletzten von der Römerstraße auch noch die Spieler aus. Bekim Kastrati hatte gerade erst erfolgreich ein 4-2-3-1-System installiert. Am Sonntag wird er wahrscheinlich eine defensivere Variante wählen müssen. Denn nach dem Ausfall von Philipp Dünnwald ist ein Zentrumsstürmer nicht in Sicht, zumal Serhat Koruk wegen einer Erkrankung weiter pausieren muss. Und die Frage, wer Spielmacher Vicario ersetzen soll, könnte wohl auch ein Pep Guardiola nicht ohne Weiteres beantworten.

Am Sonntag bekommt es der SV Straelen mit einem Gegner zu tun, der regelmäßig Talente aus dem erweiterten Profi-Kader einsetzt. Speziell Torhüter Jan Olschowsky (20 Jahre), dem dänischen Ausnahmetalent Oscar Fraulo (18 Jahre) und dem Deutsch-Iren Conor Noß (21 Jahre) trauen Experten den Sprung in die Bundesliga zu.

Wahrscheinlich gibt es im Grenzland-Stadion auch ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Straelener Torjäger Cagatay Kader, der allerdings noch auf seinen ersten Treffer im Trikot mit der Raute wartet. „Wir wissen natürlich alle, dass wir auf einen Gegner treffen, der enorme Qualität mitbringt. Doch trotz aller Probleme werde ich eine schlagkräftige Mannschaft aufs Spielfeld schicken, die nicht chancenlos ist“, sagt Kastrati.

Aufrufe: 021.10.2022, 23:00 Uhr
RP / Volker HimmelbergAutor