2024-05-23T12:47:39.813Z

Allgemeines
Bekim Kastrati äußert sich zu seiner Entlassung beim SV Straelen.
Bekim Kastrati äußert sich zu seiner Entlassung beim SV Straelen. – Foto: Ralph Görtz

Bekim Kastrati: „Problem liegt nicht nur auf dem Platz“

Der ehemalige Trainer des SV Straelen nennt die Gründe für den Abstieg aus der Regionalliga West.

Acht Spiele, acht Niederlagen – im Grunde genommen war Regionalligist SV Straelen schon so gut wie abgestiegen, als Bekim Kastrati am 8. September vergangenen Jahres als Trainer an der Römerstraße anheuerte. Es sollte sich um ein kurzes Intermezzo von 13 Partien an der Römerstraße handeln. Nachdem sich der ehemalige Profi mit Präsident Hermann Tecklenburg zu Beginn der Winterpause schon auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geeinigt hatte, tauchte kurz nach Weihnachten ein Brief auf. 15 Spieler forderten mit ihren Unterschriften erfolgreich die Entlassung des Trainers. Das unrühmliche Ende einer Geschichte, mit der Bekim Kastrati inzwischen abgeschlossen hat.

Die Lage war schon relativ aussichtslos, als Sie den SV Straelen übernommen haben. Was hat Sie an der schwierigen Mission gereizt?

Bekim Kastrati: "Ich hatte schon im Sommer Kontakt zu Hermann Tecklenburg und zum SV Straelen. Der Verein hat sich letztlich für Sunday Oliseh entschieden, der aber früh das Handtuch geworfen hat. So haben wir uns wieder an einen Tisch gesetzt. Ich war zuvor drei Jahre bei der DJK St. Tönis tätig und hatte 2020 den Aufstieg in die Oberliga geschafft. Jetzt bekam ich die Chance, Regionalliga-Trainer zu werden. Ich war optimistisch und traute mir zu, die Mannschaft aus dem Keller zu holen. Und die Tätigkeit in Straelen ließ sich mit meinem Beruf vereinbaren."

Mit Siegen bei Wattenscheid 09 und gegen den SC Wiedenbrück haben Sie sofort einen Einstand nach Maß hingelegt. War anschließend das denkwürdige Heimspiel gegen Alemannia Aachen der Knackpunkt?

Kastrati: "Das sehe ich tatsächlich so. Wir hatten eine Woche vorher einen schwarzen Tag erwischt und 0:4 in Bocholt verloren. Wir machen gegen die Alemannia ein richtig gutes Spiel und führen bis in die Schlussphase hinein mit 2:1. Dann sehen zwei unserer Spieler innerhalb von zwei Minuten wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte. Wir verlieren mit 2:4. Ein ganz schlimmer Tag."

Dennoch konnten sich die Leistungen unter Ihrer Regie sehen lassen. Noch kurz vor der Winterpause sprach viel für eine weitere Zusammenarbeit. Was ist dann passiert?

Kastrati: "Wir haben einige ordentliche Spiele gemacht, aber zu wenig Punkte geholt. Kurz vor Weihnachten habe ich mich zu einer Besprechung mit Hermann Tecklenburg, Kevin Wolze und einem Spielerberater getroffen. Wir haben beispielsweise darüber gesprochen, mit welchen Spielern wir in die Rückrunde gehen wollen. Am Ende habe ich meinen Rücktritt angeboten. Das hat Herr Tecklenburg strikt abgelehnt und mir volle Unterstützung bis zum Sommer zugesichert."

Dann tauchte kurz vor Trainingsstart der Brief auf, in dem 15 Spieler mit ihren Unterschriften Ihre Entlassung forderten. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Kastrati: "Natürlich habe ich eine Erklärung und weiß inzwischen, wie das abgelaufen ist. Aber ich habe mir nichts vorzuwerfen und habe ein reines Gewissen. Den Brief haben Personen verfasst, die mich aus dem Weg haben wollten, weil ich meine Entscheidungen immer konsequent und selbstständig getroffen habe. Der Präsident hat es schließlich vollzogen. Ziel wurde erreicht, herzlichen Glückwunsch."

Auch nach Ihrer Beurlaubung ging die Talfahrt unvermindert weiter. Der SV Straelen steht abgeschlagen am Tabellenende. Weshalb hat’s für die Regionalliga nicht gereicht?

Kastrati: "Es wäre zu einfach, das beispielsweise nur an der mangelnden Torgefährlichkeit festzumachen. Das Problem liegt nicht nur auf dem Platz. Wer in der Regionalliga spielen möchte, muss die nötige Einstellung, Leistungsbereitschaft und Disziplin mitbringen. Daran hat es leider bei einigen Spielern gemangelt. Und am Ende benötigst du halt Qualität im Kader und als Trainer auch das nötige Vertrauen, um erfolgreich sein zu können."

Ex-Profi Dietmar Schacht zählt zu Ihren Vorgängern auf der Straelener Trainerbank. Er hat ein Buch über seine Laufbahn geschrieben. Ein Kapitel trägt die Überschrift: „SV Straelen – eine falsche Entscheidung“. Gilt das auch für Sie?

Kastrati: "Das will ich gar nicht einmal unbedingt sagen. Wer weiß, wofür das gut war. Ich habe während der kurzen Zeit in Straelen schließlich auch sehr nette Menschen kennenlernen dürfen. Ich denke da beispielsweise an unsere beiden Mannschaftsbetreuer, meinen Co-Trainer Adli Lachheb, der mich unglaublich toll unterstützt hat, oder auch Samira Berns auf der Geschäftsstelle."

Bleiben Sie dem Fußball erhalten?

Kastrati: "In jedem Fall. Ich bin seit sechs Jahren als DFB-Stützpunkt-Trainer in Mönchengladbach tätig. Seit einiger Zeit bin ich gelegentlich für Sporttotal TV im Einsatz und kommentiere als Experte die Regionalliga-Spitzenspiele. Bis zum Saisonende läuft noch mein Vertrag in Straelen. Wenn danach ein Verein in meiner Umgebung Interesse zeigt und mit mir als Trainer ein klares Ziel verfolgen möchte, bin ich offen. Die Liga spielt gar nicht so sehr die entscheidende Rolle.

Das Gespräch führte Volker Himmelberg

Aufrufe: 029.3.2023, 16:45 Uhr
Volker HimmelbergAutor