Zwischen Physioliege und Chefsessel

Für einen Fußballer sind 90 Minuten nur zuschauen dürfen eine Quälerei. Wenn das eigene Team dann auch noch verliert, ist es fast die Höchststrafe. So ungefähr fühlt sich der Luckenwalder Abwehrspieler Jonas Schmidt in dieser Saison. Sein FSV ist Letzter in der Regionalliga Nordost - und er selbst ist zum Tribünenbesuch verdammt. Zwei schwere Innenbandverletzungen haben Schmidt in der Hinrunde ausgebremst. Nur bei drei Einsätzen konnte er ergreifen. "Das ist sehr bitter, wenn du als erfahrener Spieler der Mannschaft in so einer Situation nicht helfen kannst. Ich habe in der Hinrunde mehr Zeit bei Ärzten und in der Physio verbracht, als auf dem Platz", sagt Schmidt.

Einen positiven Nebeneffekt hat das Verletzungspech aber: Der 25-Jährige kann sich mehr seiner vor einem Jahr aufgebauten Online-Plattform "Sportsworn" widmen. Gestartet war er mit Versteigerungen von getragenen Trikots oder Fußballschuhen von professionell geführten Vereinen aus verschiedenen Sportarten. Von den Einnahmen profitierten unter anderem die Nachwuchsteams der Clubs. Inzwischen hat er sein Angebot erweitert: "Es gibt jetzt auch ein Ankaufsystem für Sportkleidung: Als Privatperson kann man Artikel verkaufen, die man nicht mehr trägt, aber auch nicht gleich wegwerfen möchte." Schmidt begutachtet die Kleidung und kauft sie dann zu Festpreisen an.

Ähnliche Plattformen gibt es zum Beispiel bereits für gebrauchte Bücher oder DVDs. "Aber im Bereich Sportartikel bin ich meines Wissens nach in Deutschland der Erste", sagt der Spieler und Unternehmer. Damit hofft er eine echte Marktlücke gefunden zu haben: "Es ist ein positiver Trend zu erkennen. Die Umsätze auf der Plattform steigen. Ich bin in ein größeres Büro mit Lagermöglichkeiten umgezogen. Aber es ist ein langer steiniger Weg. Man bekommt nichts geschenkt. Nur durch harte Arbeit wird man belohnt."

Das lässt sich sehr gut auf Schmidts sportliche Situation übertragen. Einsam schuftet er zurzeit in der Reha, um pünktlich zur Rückrundenvorbereitung wieder seinem Team und dem neuen FSV-Trainer Sven Thoß helfen zu können. "Ich bin schon oft auf die Fresse geflogen. Und es wiederholt sich in allen Lebenslagen: Man muss viel Geduld mitbringen und weiterkämpfen."

Denn auch wenn er perspektivisch von seinem eigenen Unternehmen leben möchte. Noch ist für Schmidt der Sport ein wichtiges Standbein: Nächstes Jahr will der 25-Jährige den Trainerschein machen. "Da habe ich richtig Bock drauf. Ich möchte gerne junge Spieler weiterentwickeln und mit Kindern arbeiten." Vorher soll aber erstmal die eigene Karriere wieder richtig in Schwung kommen: "Ich freue mich schon, bald endlich wieder auf dem Trainingsplatz stehen zu können. "Sportsworn" ist mein Baby und ich stecke da mein ganzes Herzblut rein. Aber es ist auch schön, durch den Fußball noch eine Sicherheit zu haben. Wer möchte schon nicht gerne sein Hobby zum Beruf machen, um damit seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können?"

Mehr über das Online-Portal von Jonas Schmidt: www.sportsworn.de