2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Zwei wie Pech und Schwefel. Bereits in der F-Jugend spielten Denis Buja und Christoph Brückner zusammen für den TSV Meitingen. Jetzt trainieren sie zusammen ihren Heimatverein.
Zwei wie Pech und Schwefel. Bereits in der F-Jugend spielten Denis Buja und Christoph Brückner zusammen für den TSV Meitingen. Jetzt trainieren sie zusammen ihren Heimatverein. – Foto: Karin Tautz

„Wir müssen durch den Dreck gehen“

Warum es für Denis Buja und Christoph Brückner eine Ehre ist, ihren Heimatverein TSV Meitingen trainieren zu dürfen

An diesem Wochenende startet die Bezirksliga Nord mit einem kompletten Spieltag – sofern es Corona zulässt. Höchste Zeit also für den Frühjahrscheck des TSV Meitingen.

Soll & Haben

Man muss es so krass sagen: Der TSV Meitingen hinkt seinen Erwartungen meilenweit hinterher. Aus dem Meisterschaftsfavoriten ist ein Wackelkandidat im Abstiegskampf geworden. „19 Punkte aus 15 Spielen sind mit dieser hochkarätig besetzten Mannschaft einfach zu wenig“, konstatierte Pavlos Mavros Anfang November, „dafür übernehme ich die Verantwortung.“ Sprachs und trat nach der 1:2-Niederlage beim TSV Ziemetshausen vom Traineramt zurück: „Wenn der Verein mir nicht kündigt, mache ich das selber.“ Wesentlich mehr Punkte sind es seitdem nicht geworden. Drei Zähler vom Sportgericht kamen dazu, weil der FC Affing wegen Coronafällen nicht antrat. Doch mit 22 Punkten dümpeln die Lechtaler im mausgrauen Mittelfeld, nur fünf Punkte vom Relegationsplatz entfernt. „Ergebnistechnisch ist das zu wenig“, sagt der neue Trainer Denis Buja. „Ich habe die Tabelle seit Wochen nicht mehr angeschaut, weil das kein schöner Anblick ist.“

Team & Chef

Nach dem Rücktritt von Mavros hat der bisherige Co-Trainer Denis Buja die Verantwortung übernommen. Schon nach einem Spiel hat sich der 35-Jährige seinen Kumpel aus E-Jugend-Tagen, Christoph Brückner, als gleichberechtigten Partner an die Seite geholt. Der 36-Jährige hatte zuletzt die inzwischen aufgelöste zweite Mannschaft trainiert. „Wir haben uns eineinhalb Jahre nicht mehr gesehen und dann zufällig beim Bäcker getroffen“, erzählt Buja, wie er seinen Spezl angesprochen hat: „Er hat sofort zugesagt. Für uns ist es eine Ehre, unseren Heimatverein zu trainieren.“ Während Brückner an der Seitenlinie die Kommandos gibt, wird Buja weiter auf dem Spielfeld agieren. Mit 13 Treffern steht er nicht nur an der Spitze der Torjägerliste der Bezirksliga Nord – er ist auch die Lebensversicherung des TSV Meitingen. „Mir macht es Spaß und ich fühle mich körperlich gut“, will das urgewaltige Meitinger Urgestein weiter auf dem Platz stehen.

Hin & weg

Zwei Heimkehrer mit Meitinger Genen konnte man im Winter begrüßen: Zum einen Mihal Potnar (36), der ebenfalls mit Buja und Brückner in der TSV-Jugend gekickt hat, zum anderen Raphael Mahler, dessen Vater Wolfgang schon das schwarz-weiße Trikot getragen hat. Zuletzt war der 20-Jährige beim FC Gundelfingen in der Bayernliga am Ball. Die beiden sollen „die Baustelle Abwehr“ beseitigen. 41 Gegentreffer hat der TSV kassiert – die drittmeisten der Liga kassiert. Routinier Potnar, ebenfalls ein waschechter Meitinger, der nach vielen Stationen wieder in den Lechauen gelandet, bezeichnet Buja als „absoluten Leader und Teammenschen, der uns sehr guttut.“ Nicht nur, weil der zweite Keeper Davorin Baric die Schuhe an den Nagel gehängt hat.

Glücks- und Sorgenkinder

„Es freut uns, dass die Meitinger Jungs Schritt für Schritt vorwärtskommen“, hat Buja insbesondere bei Andreas Hummel und Jacob Riemensperger eine positive Entwicklung registriert. Dass die beiden und Emanuel Zach gemeinsam mit dem Fahrrad zum Training kommen, verkörpert die neue Philosophie der TSV Meitingen, die auch von Abteilungsleiter Torsten Vrazic an die Tafel geschrieben wurde. Als Sorgenkind bezeichnet der Coach Alexander Heider, der seit Wochen außer Gefecht ist. Erst plagte ihn eine Mittelohrentzündung, dann das Corona-Virus. Seit drei Wochen fehlt auch Matteo Duvnjak mit einer hartnäckigen Verletzung. Auch Matthias Gärtner und Matthias Schuster sind angeschlagen.

Test & Taktik

In seiner Freizeit schraubt Denis Buja gerne an einem Golf 4 herum, hat den Oldtimer mittlerweile zum Laufen gebracht. Zusammen mit Christoph Brückner will auch in der Mannschaft des TSV Meitingen an einigen Stellrädchen drehen. „Wir wollen eine Grundordnung herstellen“, sagen die beiden. Diese soll auch Disziplin und Respekt vom Ältesten bis zum Jüngsten beinhalten. Oberste Priorität auf dem Spielfeld ist dabei die Null. Dabei sei absoluter Wille und Einsatzbereitschaft gefordert.

Start & Ziel

„Es kribbelt vom großen Zeh über die Kniescheibe bis in die Brust hinein“, beschreibt Denis Buja seine Gefühlslage vor dem Auftaktmatch beim FC Stätzling (Sonntag, 14 Uhr). „Ein straffes Programm“, mit Spielen gegen Aindling, Wertingen oder Ecknach hat er zum Start realisiert. Er hofft, dass inzwischen alle realisiert haben, dass man im Abstiegskampf steckt: „Wir müssen jetzt durch den Dreck gehen! Dafür brauchen wir die Hilfe jedes einzelnen Spielers und auch jeden Zuschauers.“ Und Christoph Brückner fügt hinzu: „Man muss am Sonntag auf dem Platz merken, dass wir unbedingt gewinnen wollen!“

Prognose

Auch wenn es holpert und ruckelt – der TSV Meitingen ist personell immer noch so gut bestückt, dass es zum Klassenerhalt reichen sollte. Dazu muss man aber auch den Kampf annehmen.

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Aufrufe: 018.3.2022, 15:38 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor