2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Viel los im Strafraum und auf der Tribüne: Routinier Manuel Rasiejewski klärt diese Situation. Fotos (5): Hedler
Viel los im Strafraum und auf der Tribüne: Routinier Manuel Rasiejewski klärt diese Situation. Fotos (5): Hedler

"Wir können trotz der Niederlage zufrieden sein"

HESSENPOKAL: +++ Ausführlicher Spielbericht +++ Hessen Kassel führt vor 6100 Zuschauern 2:0, ehe VfB 1900 mit viel Kampfgeist zurückkommt, aber knapp scheitert +++

KASSEL - Schade, viel hat nicht gefehlt an der Sensation im Duell David gegen Goliath. Im Fußball-Hessenpokalfinale beim KSV Hessen Kassel haben sich die Verbandsligakicker des VfB 1900 Gießen am Mittwochabend beim zwei Klassen höher spielenden Südwest-Regionalligisten vor der prächtigen Kulisse von 6100 Zuschauern im Auestadion mit 1:2 (2:0) sehr gut aus der Affäre gezogen.

Auch wenn jetzt der Traum vom Einzug in die 1. Runde im DFB-Pokal mit einem möglicherweise attraktiven Erstligisten als Gegner und dazu knapp 100 000 Euro Prämie für den Pokalsieg geplatzt sind. "Wir können trotz der Niederlage zufrieden sein, wir haben dafür gesorgt, dass die Zuschauer bis zum Schluss ein spannendes Spiel gesehen haben", zog VfB-Trainer Niko Semlitsch ein insgesamt positives Fazit, während die Kasseler Spieler auf dem Feld und die KSV-Fans auf den gut gefüllten Rängen der erstligareifen Arena ausgelassen feierten.

"Wir wollten auf diesem guten Rasen guten Fußball spielen, das ist uns nicht wie gewünscht gelungen, aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben", war KSV-Coach Matthias Mink mehr erleichtert als zufrieden.Sein Team hatte auf dem Weg ins Finale Kickers Offenbach und den SV Wehen Wiesbaden ausgeschaltet, während die Gießener im Viertelfinale den Regionalligisten KSV Baunatal aus dem Pokal geworfen und im Halbfinale vom Rückzug des SSV Lindheim profitiert hatten.

KSV Hessen Kassel - VfB 1900 Gießen 2:1

Und wer weiß, wie die Partie verlaufen wäre, hätte der Gießener Hendrik Dechert in der dritten Minute frei vor dem KSV-Tor die Hereingabe des nach vorne preschenden Ürkan Özen richtig erwischt, statt das Leder über den Kasten zu schießen. "Zwei Momente waren entscheidend", ärgerte sich Semlitsch über diese vergebene Führungschance und dazu über die Aktion, die wenig später zum Rückstand führte. Denn der Trainerfuchs hatte vor den einstudierten Standards der Kasseler gewarnt. Dennoch konnte Nico Perrey den verlängerten Eckball von Tobias Becker mit dem Kopf ins Netz des VfB-Tores zum 1:0 (10.) verlängern. In einer anfangs ausgeglichenen Partie, die von beiderseitigem Respekt geprägt war, bekamen die Gastgeber immer mehr die Oberhand und nun auch zwingende Torchancen. So musste VfB-Keeper Dusan Olujic einen Kopfball von Dennis Lemke (17.) abwehren, im Herauslaufen gegen Mike Feigenspan (22.) klären, nachdem Pierre Chabou den Ball verloren hatte, und einen Schuss des Ex-Gladbachers Enrico Gaede (23.) entschärfen.

Machtlos war der Gießener Zerberus allerdings, als Tobias Damm allein vor ihm eine Flanke von Shqipon Bektasi zum 2:0 (30.) ins Tor lenkte. Die Gießener offenbarten jetzt eklatante Abwehrschwächen, die es dem vorwiegend über die Flügel angreifenden Regionalligisten zu leicht machten, zu Torchancen zu kommen. So musste Olujic zweimal gegen Feigenspan (33., 34.) klären, bevor der Neffe des einstigen Spielers von Eintracht Frankfurt, Ekkehard Feigenspan, einen zweifelhaften Elfmeter zugesprochen bekam. Kevin Kaguah soll laut dem zunächst zögernden Schiedsrichters Kai Vonderschmidt den Kasseler Angreifer im Strafraum gefoult haben. Aber das war kein Streitthema mehr, nachdem Olujic den Strafstoß von Becker bravourös abgewehrt hatte.

Während nach Wiederanpfiff einige aus dem Gießener Zuschauerblock Bengalos und Kracher zündeten und sich damit allgemeinen Unmut zuzogen, fehlte beiden Teams auf dem Rasen die zündende Ideen, um die nun etwas müde Partie zu beleben. Die Kasseler schienen den Vorsprung ohne großen Aufwand verwalten zu wollen, und bei den Gießenern machte sich trotz dreier Auswechslungen der Kräfteverschleiß bemerkbar. Erst als Kusebauch (67.) eine Flanke des Ex-Kasselers Viktor Riske per Kopf zum 1:2-Anschluss ins lange Toreck verwandelt hatte, kam wieder Leben in die Partie. "Ich war überrascht, wie meine Mannschaft noch einmal zurück gekommen ist", war Semlitsch zwar beeindruckt von der couragierten Vorstellung seiner Mannschaft, aber der VfB war bei allem Elan zu druck- und planlos in seinen Angriffsbemühungen und mit den Kräften am Ende, während auch Kassel bis auf den Schuss von Gaede (69.), den Olujic klasse parierte, nichts Produktives mehr gelang. Trotzdem war der Ausgang der auffallend fairen Partie bis zur letzten Sekunde offen - der David hatte dem Goliath alles abverlangt. Und der Ausflug der Gießener Fans mit sechs Bussen in den Norden Hessens hatte sich dank eines gelungenen Pokalfestes gelohnt.

KSV Hessen Kassel: Rauhut - Merle, Gaede, Perrey, Giese - Becker, Feigenspan (67. Girth), Schmik, Bektasi, Lemke - Damm

VfB 1900 Gießen: Olujic - Rasiejewski (58. Ott), Chabou, Erben, Kaguah - Dechert (Bathomene), Riske, H. Schäfer (63. Hasan), Kusebauch, Özen - S. Schäfer

Tore: 1:0 (10.) Perrey, 2:0 (30.) Damm, 2:1 (67.) Kusebauch - Schiedsrichter: Vonderschmidt (Mühlheim) - Gelbe Karten: Erben, Chabou, Riske / Bektasi - Besondere Vorkommnisse: Olujic hält Foulelfmeter von Becker (39.). - Zuschauer: 6100.

Aufrufe: 014.5.2015, 21:50 Uhr
Gießener AnzeigerAutor