2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview

Aufstiegstrainer unter der Lupe

+++ Sommerserie über besonders erfolgreiche Übungsleiter der heimischen Clubs +++ Heute: André Weinecker (SG Kinzenbach) +++

Nachdem sich die Spielzeit 2014/15 schon seit einiger Zeit verabschiedet hat, die Trainer sehr viel über ihre Spieler und die erfolgreichen Saisons erzählen durften, haben wir von FuPa Mittelhessen ihnen jetzt in der Sommerpause eine eigene Serie gewidmet. In unser Interview-Serie "Aufstiegstrainer unter der Lupe“ dürfen die Coaches der heimischen Clubs, die mit ihren Teams den Sprung in die nächsthöhere Klasse schaffen konnten, ausführlich über ihr Trainerleben, ihre Motive, Anforderungen oder aber auch schöne oder kuriose Momente sprechen.

Jeweils montags und donnerstags erfahrt ihr mehr über die erfolgreichen "Männer an der Seitenlinie".

Heute kommt André Weinecker (31) zu Wort. Weinecker gelang mit der SG Kinzenbach der Aufstieg in die Verbandsliga Hessen Mitte und zudem die Titelverteidigung im SWG-Pokal. Sicherlich eine außergewöhnliche Saison für den Coach und seine Mannschaft.

FuPa: Herr Weinecker, war Ihnen schon immer klar, dass Sie Trainer werden wollten oder kam das eher zufällig zustande?

André Weinecker: „ Das hat sich eher zufällig ergeben. Ich habe ja fast zehn Jahre in Waldgirmes gespielt, habe da zwar einige Trainer kennengelernt, war aber nie darauf aus, das eines Tages selbst zu machen. Doch leider habe ich auch so manche Verletzung gehabt, die mir Zeit für einen anderen Blickwinkel geben haben. Zudem war der Trainerjob dann natürlich eine große Möglichkeit in dem Fußballbereich, der mir richtig Spaß bereitet, zu bleiben.“

FuPa: Die Anforderungen an Trainer sind sicherlich in den letzten Jahren gestiegen. Wo sehen Sie ihre Hauptaufgaben neben der rein sportlichen Arbeit, sprich Training?

Weinecker: „ Es ist schon deutlich mehr Fingerspitzengefühl gefragt als früher denke ich. Man muss das Individuum im Blick haben und auch mehr auf der psychologischen Ebene arbeiten. Es ist ein Unterschied, ob einer vielleicht nach 3-4 Stunden Studium zum Training kommt oder acht Stunden lang Heizkörper in den dritten Stock geschleppt hat. Da muss ein Trainer ein möglichst feines Gespür haben, sowohl in der Trainingsgestaltung als auch im Umgang mit den Spielern.“


Hier sind seine Hände zwar leer, in der abgelaufenen Runde konnte Kinzenbachs Coach André Weinecker aber den SWG-Pokal und die virtuelle Gruppenliga-Meisterschale in Händen halten.


FuPa: Aber auch die Spieler haben sich körperlich weiterentwickelt, um den Anforderungen des „modernen Fußballs“ gerecht zu werden. Oder wie sehen Sie das?

Weinecker: „Das sehe ich genauso. Schauen Sie mal Spieler an, wenn sie nach dem Training ihr T-Shirt ausziehen. Das sind meist Athleten, die sich privat im Fitnessstudio in Form bringen.Da reicht es nicht mehr, nur noch stumpf durch den Wald zu laufen. Man muss sich Dinge überlegen, die die Jungs auch noch fordern. Die Trainingsarbeit ist intensiver, moderner, individueller geworden. Was für uns Trainer aber auch bedeutet, sich stetig weiterzubilden.“

FuPa: Zurück zur vergangenen Saison und den vielen Erfolgen Kinzenbach. Welches war Ihr emotionalster, welches Ihr schönster Moment der abgelaufenen Saison?

Weinecker: „Eine emotionale Achterbahn war unser 5:3-Sieg in Steinbach kurz vor der Winterpause, als wir zunächst klar vorne lagen, das Spiel dann kippte, wir aber wieder nachlegten und siegten. Da war alles dabei, was Fußball ausmacht. Sehr schön war natürlich der SWG-Pokalsieg, ganz klar, aber auch unser Sieg am letzten Spieltag gegen Wieseck, mit dem wir die Meisterschaft eingefahren haben. Auch wenn wir schon aufgestiegen waren schwebte doch immer der Schatten von Danny (Kaliampos, Anmerkung der Redaktion) über mir, der ein Toptrainer und ein feiner Mensch ist. Aber ich denke, dass ich in meiner ersten Saison als hauptverantwortlicher Coach, zusammen mit Eduard Haid, aus diesem Schatten herausgetreten bin.“

FuPa: Sie kommen ja aus einer Fußballer-Familie. Ihr Bruder Denis spielt in der kommenden Saison mit Watzenborn in der Hessenliga, ihr Cousin Frederik trainiert den Kreisoberligisten Trohe/Alten-Buseck. Geht es da bei Familienfeiern der Weineckers ausschließlich um Fußball?

Weinecker: „ Das kann man so sagen. Jeder hat ja noch eigene Familien, in denen es dann sicher um andere Themen geht. Aber wenn wir zusammen sitzen, bestimmt der Fußball schon alles, zumal auch mein Vater früher schon gekickt hat. Frederik leistet echt gute Arbeit in Trohe/Alten-Buseck, hat ja auch lange um die Spitze mitgespielt. Denis viele Treffer und der Aufstieg sprechen ja ohnehin für sich, auch wenn uns dadurch natürlich zwei tolle Spiele gegen Watzenborn in der Verbandsliga entgehen. Aber letztlich hat er Glück gehabt, denn da hätte mich selbst aufgestellt und wäre sein direkter Gegenspieler gewesen. (lacht) Da hätte der Spaß aufgehört!“

FuPa: Herr Weinecker, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und den spannenden Einblick in Ihr Trainerleben!

Aufrufe: 04.7.2015, 08:00 Uhr
Marc SteinertAutor