2024-05-16T14:13:28.083Z

Interview
Der Bonlandener Peter Frömmel (links) markierte in der ersten Runde des DFB-Pokal s gegen den Bundesligisten VfL Bochum anno 1996 das 2:0 für den Filderclub. Am Ende musste sich der damalige Oberligist mit 2:4 nach Verlängerung beugen. Foto:Baumann Repros: Stecker
Der Bonlandener Peter Frömmel (links) markierte in der ersten Runde des DFB-Pokal s gegen den Bundesligisten VfL Bochum anno 1996 das 2:0 für den Filderclub. Am Ende musste sich der damalige Oberligist mit 2:4 nach Verlängerung beugen. Foto:Baumann Repros: Stecker

Wie der SV Bonlanden fast den VfL Bochum besiegt hätte

Trainer Peter Starzmann 20 Jahre nach dem DFB-Pokalspiel des SV Bonlanden gegen den VfL Bochum im Interview

Vor 20 Jahren empfing der damalige Fußball-Oberligist SV Bonlanden in der ersten Runde des DFB-Pokals den Bundesligisten VfL Bochum. Peter Starzmann, dereinst Trainer an der Humboldtstraße, blickt auf das historische Spiel am 10. August 1996 zurück.

Zwei Jahrzehnte ist es her: das Spiel der Spiele auf den Fildern. Der David SV Bonlanden empfing als Sieger des Württembergischen Verbandspokals in der ersten Runde des DFB-Pokals den Goliath VfL Bochum. Nie zuvor, noch nach diesem historischen 10. August 1996, hat sich ein Fußballclub von den Fildern für den nationalen Pokalwettbewerb qualifiziert. Peter Starzmann, der die Filderstädter zu jener Zeit trainierte, blickt vor dem Start des DFB-Pokals 2016/17 an diesem Wochenende gerne auf die Begegnung zurück.

Bundesligist als ganz großes Los

Herr Starzmann, welche drei Stichworte fallen Ihnen ganz spontan ein, wenn Sie an den 10. August 1996 denken?
Peter Starzmann: Stahlrohrtribüne, 3800 Zuschauer und der Megafreistoß von Patrick Schweizer.

Welche Bedeutung haben der Tag und das Spiel heute in Ihrem Leben?
Starzmann
: Die Ereignisse sind auf ewige Zeit ins Gedächtnis eingebrannt. Das war einmalig.

Welche Gefühle hatte damals das Los VfL Bochum bei Ihnen ausgelöst?
Starzmann: Wir waren natürlich überglücklich, dass wir einen Bundesligisten gezogen hatten – auch wenn der Abteilungsleiter Kurt Adam als großer Bayern-Fan lieber die Münchner gehabt hätte.

Für den VfL war in den fünf Jahren zuvor jeweils in der ersten Pokalrunde das Aus gekommen. 1995 waren es die Amateure von Sachsen Leipzig, die mit 2:1 gewannen. Wie groß waren Ihren Hoffnungen im Vorfeld auf ein Pokalwunder?
Starzmann: Eine Minimalchance gibt es immer. Deshalb habe ich auch mit meinen Spielern Alexander Zorniger und Patrick Rafolt die Bochumer bei einem Freundschaftsspiel beobachtet. 500 Kilometer sind wir da gefahren. Als die Bochumer uns erkannt haben, haben sie das für einen Witz gehalten. Nach dem Motto: der Oberligist rechnet sich echt etwas aus.

"Georgi Donkov stand 40-mal im Abseits"

Der Bochumer Trainer Klaus Toppmöller hatte trotzdem gehörigen Respekt vor Ihrer Truppe, ließ ihr Team ebenfalls beobachten und tat kund, dass man sich für das Pokalspiel wie auf ein Bundesliga-Spiel vorbereite. Wie haben Sie Ihre Jungs heiß gemacht?
Starzmann: Ich habe Ihnen einen Plan mitgegeben und genau gesagt, wo ihre Gewinnchance liegt. Wir haben ein enges 4-4-2-System mit Raumdeckung auf taktisch hohem Niveau gespielt und außerdem die Abseitsfalle bis zum Exzess zuschnappen lassen. Ich glaube Bochums Toptorjäger Georgi Donkov stand 40-mal im Abseits. Und auch sonst haben wir noch ein paar Register gezogen.

Zum Beispiel?
Starzmann: Na wir haben unseren holprigen Platz nicht mehr gemäht, damit er holprig bleibt.

17 Minuten vor Schluss hat Ihr Team nach Toren von Patrick Schweizer und Peter Frömmel mit 2:0 geführt. Waren Sie kurz vor dem Durchdrehen?
(lacht) Wir haben uns zumindest wie im falschen Film gefühlt. Das grenzte ja schon an ein Wunder.

Warum ist den Bochumern in der regulären Spielzeit dann doch noch der Ausgleich gelungen?
Starzmann: Weil zum einen das 1:2 zu früh fiel und wir danach durch Wolfgang Buck eine 100-prozentige Chance zum 3:1 nicht nutzten.

Wie groß war in der Verlängerung Ihre Hoffnung auf ein Pokalwunder?
Starzmann: Erst ziemlich gering. Nach dem Schlusspfiff kamen die Spieler und fragten mich nach Drogen, um durchzuhalten (lacht). Mehr als Eiswickel konnten wir aber nicht bieten. Als es dann aber in der 116. Minute immer noch 2:2 stand, war meine Hoffnung groß. Das Elfmeterschießen hätten wir gewonnen, da bin ich mir sicher. Aber dann haben wir den Gästen eine Konterchance geboten – und aus war der Traum.

Sensation knapp verpasst

Peter Peschel hat mit einem Doppelschlag in der 119. und 120. Minute das Bonlandener Aus besiegelt und avancierte damit zum Matchwinner. Wer war Ihr ganz persönlicher Pokal-Held?
Starzmann: Unser Torwart Chris Bieber, dessen Vater am Freitag vor dem Spiel verstorben war, ist klar über sich hinausgewachsen und war der Mann des Tages. Aber auch Frömmel und Trunkl, die ich mangels Torjäger erstmals in der Spitze aufgeboten hatte, haben stark gespielt. Insgesamt aber gebührt der ganzen Mannschaft ein Lob. Charakterlich war das einfach eine super Truppe.

Chris Bieber durfte dann ja auch noch im Aktuellen Sportstudio vor einem Millionenpublikum sprechen. Wie viele Kästen Bier hat ihn dieser Auftritt gekostet?
Starzmann: Ich glaube, das hat Kurt Adam übernommen, nachdem die Bochumer Verantwortlichen auf ihren Teil der Einnahmen verzichtet hatten. Da hat jeder Fan noch so viel Freibier bekommen, wie er wollte.

Sie kommen ins Stocken?
Starzmann: Ja, mir kommen fast die Tränen, wenn ich das jetzt so alles erzähle.

Klaus Topmüller hatte während des Spiel ordentlich Bammel

Was hat Klaus Toppmöller nach dem Spiel zu Ihnen gesagt?
Starzmann: Dass er Rotz und Wasser geschwitzt habe und dass es eine Weltklasse-Leistung von uns gewesen sei. In der Bild-Zeitung stand dann noch, dass man auf der Suche nach einem Trainer nicht ins Ausland schauen müsse, sondern nur nach Bonlanden. Dort gebe es einen Peter Starzmann, der den Weg in die Bundesliga machen kann.

Wie oft denken Sie heute noch an den 10. August 1996 zurück?
Starzmann: Ehrlich gesagt, ich wusste gar nicht mehr, dass es der 10. war. Aber immer, wenn ich in der Vergangenheit ein wichtiges Spiel hatte, habe ich meiner Mannschaft von dieser Partie erzählt – als tolles Beispiel dafür, dass einfach nichts unmöglich ist.

Die aktuellen Paarungen im DFB-Pokal gibt es hier.

Profil von Peter Starzmann


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Hochgeladen von: Dominik Popp Position: unbekannt Geburtsdatum: 27.07.1962 (54) Nationalität: Größe: - Gewicht: - Profilaufrufe: 251 TSV Sickenhausen
Bezirksliga Alb
Trainer

Trainerstationen

S S U N T P PpS Gesamt-Statistik 95 41 33 21 +59 156 1,64 16/17 TSV Sickenhausen
Bezirksliga Alb Trainer - - - - - - - 15/16 TSV Sickenhausen
Kreisliga A2 Trainer 26 20 4 2 85:20 64 2,46 14/15 TSV Sickenhausen
Kreisliga A2 Trainer - - - - - - - 07/08 SSV Reutlingen
Regionalliga Süd Trainer 33 10 14 9 45:44 44 1,33 06/07 SSV Reutlingen
Regionalliga Süd Trainer 34 10 15 9 31:37 45 1,32 02/03 VfB Stuttgart II
Oberliga BW Trainer - - - - - - - 01/02 VfB Stuttgart II
Regionalliga Süd Trainer - - - - - - - 98/99 VfB Stuttgart II
Regionalliga Süd Trainer 2 1 0 1 3:4 3 1,50

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Aufrufe: 018.8.2016, 20:00 Uhr
Filder-Zeitung / Susanne DegelAutor