2024-05-08T14:46:11.570Z

Analyse
Allgäuer Futsal-Leidenschaft: Die Fans aus Neugablonz waren von Beginn an stimmgewaltig dabei und durften am Ende den Turniersieg ihrer Mannschaft feiern.  Foto: Ernst Mayer
Allgäuer Futsal-Leidenschaft: Die Fans aus Neugablonz waren von Beginn an stimmgewaltig dabei und durften am Ende den Turniersieg ihrer Mannschaft feiern. Foto: Ernst Mayer

Was von der Endrunde übrig bleibt

Es war nicht alles großartig, aber es gibt viele Gründe für eine wohlwollende Rückschau auf die Titelkämpfe

Von wegen Tod des Hallenfußballs. In der Spitze 1200 Zuschauer erfreuten sich bei der Endrunde um die Schwäbische Futsal-Meisterschaft an zumeist gutklassigen und stets fair geführten Partien mit vielen Toren. Mehrere zuvor kritisch eingestellte Besucher räumten nach dem Turnier in der Rebayhalle Günzburg ein, dass sie Gefallen an der neuen Form des Winter-Spektakels gefunden haben. Natürlich gab es kritische Anmerkungen und es war auch nicht alles großartig an diesem Samstag, aber überraschend viele Anwesende präsentierten sich in der Rückschau rundum zufrieden. Gründe dafür gab es einige – ebenso wie ernst zu nehmende Vorsätze, es künftig noch besser zu machen.

Zuschauerzuspruch Weitgehend entspannte Mienen hatte es schon vor dem Anstoß zum Männer-Turnier gegeben. „Überraschend viele Zuschauer“ sah Bezirks-Spielleiter Hans Wagner mit einem Blick durch die Halle. „Sehr gut besucht“, murmelte zur gleichen Zeit der Abteilungsleiter des gastgebenden SC Bubesheim, Karl Dirr. Am Ende tummelten sich 1200 Menschen in der Halle, unter ihnen exakt 775 zahlende Besucher und damit einige mehr als im vergangenen Jahr (1000/704). Mit einem Tag Abstand zum Geschehen sagte Dirr: „Die Zuschauerzahl spricht dafür, dass Futsal angenommen wird. Ich glaube, wir haben das den Zuschauern mit dieser Meisterschaft wieder ein Stückchen näher gebracht.“

Fairness Alle Trainer freuten sich darüber, der Bubesheimer Coach Marco Chessa formulierte es: „Es waren faire Spiele. Keine Mannschaft hat Verletzte aus dem Turnier mitgenommen.“ Möglicherweise wird genau das zum entscheidenden Knackpunkt pro Fifa-Regeln. Immerhin wetterten in der Vergangenheit Unmengen von Vereinsverantwortlichen, sie würden ihre Mannschaften „nie wieder“ in der Halle antreten lassen, weil das Verletzungsrisiko im Spiel nach den klassischen Regeln viel zu hoch sei.

Sportliche Leistung Niemand wird ernsthaft behaupten, das Niveau der Endrunde sei schwach gewesen (das gilt ausdrücklich auch für die Spiele der Frauen). Im Gegenteil: Im zweiten Futsal-Winter haben sich immer mehr Fußballer immer besser auf die neuen Richtlinien eingestellt. Es spricht fast alles dafür, dass die sportlichen Leistungen in Zukunft – wenn nach und nach Jugendliche aufrücken, die schon mit den Fifa-Hallenregeln aufwachsen – noch besser werden.

Schub fürs Selbstvertrauen Dass der Turnier-Gewinner aus Neugablonz Günzburg mit stolzgeschwellter Brust verließ, ist selbstverständlich. Der heimische Bezirksligist SC Bubesheim sieht die Vizemeisterschaft ebenfalls als Motivationsschub. Chessa lobte: „Ich bin stolz auf meine Jungs, wie sie das mit Konzentration und Ruhe durchgespielt haben. Diesen Ehrgeiz, diese Disziplin wollen wir jetzt mit in die Frühjahrsrunde nehmen.“

Die Bubesheimer Mauer Waren in der jüngeren Vergangenheit viele nach klassischen Regeln ausgetragene Hallenturniere zu reinem Gebolze verkommen, so gab es diesmal jede Menge technische und taktische Feinheiten zu entdecken. Für die (gleichzeitig ziemlich erfolgreiche) Idee, eine Art Hallen-Catenaccio zu kreieren, sollte sich SCB-Coach Chessa bei der nächsten Erfindermesse anmelden. Dabei war die Spielführung der Bubesheimer keinesfalls unattraktiv. Sie war einfach nur geprägt von einer hallen-unüblichen Defensivstrategie. Als sie ihren favorisierten Kontrahenten im Viertel- und im Halbfinale das Toreschießen so richtig schön vermiest hatten, schalteten die SCB-Jungs dann selbst den Vorwärtsgang ein und kamen verdientermaßen zu ihren Erfolgen.

Schiedsrichter Zugegeben: Futsal-Spiele zu leiten ist eine vergleichsweise komplizierte Angelegenheit und auch ihren Unparteiischen sollte die Fußball-Familie eine Phase der Eingewöhnung zugestehen. Insofern ging das von Verbandsseite ausgesprochene Lob für die Schiedsrichter in Ordnung. Tatsache ist aber, dass einzelne Partien maßgeblich von fehlerhafter Spielleitung geprägt waren. Im zweiten Halbfinale zwischen Bubesheim und Illertissen zum Beispiel taten die Unparteiischen unbewusst ziemlich viel dafür, dass der Außenseiter das Finale nicht erreicht. Drei, vier Entscheidungen pro FVI hätten hier genau andersrum fallen müssen. Absolut positiv in diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Schiedsrichter hinterher durchaus selbstkritisch mit ihrer Spielleitung umgingen.

Aufrufe: 011.1.2015, 17:06 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan Kubica Autor