2024-04-30T13:48:59.170Z

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Volker Keitel bei seinem vorletzten Engagement, als er mit Türk Gücü Sinsheim den Kreisliga-Aufstieg feierte.
Volker Keitel bei seinem vorletzten Engagement, als er mit Türk Gücü Sinsheim den Kreisliga-Aufstieg feierte. – Foto: Siegfried Lörz

Volker Keitel ist jetzt Fußballrentner

Kreis Sinsheim +++ Der ehemalige Spieler und Trainer genießt den Ruhestand in Baden-Baden

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Volker Keitel ohne Fußball ist schwer vorstellbar. Dem 60-Jährigen geht es aber sehr gut ohne aktiv in einem Verein zu sein und der Start in den Ruhestand hätte nicht angenehmer verlaufen können.

"Wir fühlen uns pudelwohl", berichtet Keitel, der vor rund einem Monat mit seiner Frau Andrea nach Rheinmünster in die Nähe von Baden-Baden gezogen ist. Über die Jahre und einige Urlaube haben sich die Keitels in die Region zwischen Schwarzwald und Frankreich verliebt. Den passionierten Radfahrern ist die Gegend quasi auf den Leib geschneidert, da man mit dem Rad in beide Richtungen viel unternehmen kann.

Auf einer der ersten Touren kamen die zwei – wie passend – sonntagnachmittags an dem ein oder anderen Sportplatz vorbei. „Da haben wir selbstverständlich kurz angehalten und mal geschaut, wie dort so gekickt wird“, schmunzelt Keitel und hat erkannt, "dass es dort nicht viel anders als bei uns ist." Eine Rückkehr des erfahrenen Coaches auf eine Trainerbank schließt er aber kategorisch aus: "Das wird es nicht geben. Jetzt ist definitiv Fußballrente angesagt. Die Knochen bereiten mir zusätzlich Probleme und ich bin auch froh, dass mich hier in der Gegend niemand als Fußballtrainer kennt."

Der Weg zum Trainer war eher von zufälliger Natur. Keitel erinnert sich: "Als ich 1994 meinen Sohn zum Fußball bringen wollte, wurde ich gefragt, ob ich nicht auch Trainer machen möchte." Für den ehemaligen Spieler war das ein reizvoller Gedanke. Zu Jugendzeiten schaffte er es bis in die badische Auswahl und spielte einige Jahre beim SV Reihen im gehobenen Amateurbereich. Nach einem Kreuzbandriss in Diensten des FC Weiler, den er sich ausgerechnet beim SV Babstadt zugezogen hat, musste er kürzertreten.

"Ich habe dann zwölf, dreizehn Jahre ohne Kreuzbänder in B-Klasse gespielt, bevor ich es beim SV Rohrbach/S. noch einmal in der Bezirksliga wissen wollen. Leider habe ich dabei ein paar körperliche Altlasten erlitten, die ich heute noch mit mir herumtrage." In Rohrbach fand außerdem der fließende Übergang vom Spieler zum Seniorentrainer statt. Zwei Jahre lang coachte er zusammen mit Bruder Mike den SV und erreichte direkt im ersten Jahr den Aufstieg von der A-Klasse in die Bezirksliga, ehe in der Saison 1999/2000 das erste eigenständige Engagement beim SV Fortuna Bargen folgte, mit dem er umgehend in die A-Klasse aufgestiegen ist.

Meistens lastete ihn eine Mannschaft aber nicht aus, häufig betreute Keitel neben einer Herren- auch eine Jugendmannschaft. Während seiner Tätigkeiten beim VfB Adersbach (2000-04) und beim SV Grombach (2004-06) coachte er die B-Jugend beim SV Rohrbach/S., mit der er 2004 Kreispokalsieger wurde und in die Landesliga aufgestiegen ist, und darauffolgend die A-Jugend der Spielgemeinschaft Grombach/Obergimpern. Mit selbiger gelang ihm 2006 die erste Hallenkreismeisterschaft im Futsal. "Das war eine tolle Sache, vor allem da wir als damalige Kreisligist den Landesligisten FVS Sulzfeld im Finale mit 2:1 bezwingen konnte und die Jungs sich mit ihrer Teilnahme bei den badischen Meisterschaften, wo sie Fünfter wurden, belohnt haben."

Volker Keitel (r.) mit der erfolgreichen A-Jugend 2006 bei der Futsalkreismeisterschaft.
Volker Keitel (r.) mit der erfolgreichen A-Jugend 2006 bei der Futsalkreismeisterschaft. – Foto: privat

Die folgende Saison 2006/07 nutzte Keitel, um seine Trainerlizenz als DFB-Jugendelite-Trainer zu machen. Auf der Sportschule Kaiserau wurde er dafür von Horst Hrubesch geprüft und erlebte eine ganz besondere Trainingseinheit aus nächster Nähe. "Da die beiden Lehrgangswochen hintereinander stattfanden, verbrachte ich das Wochenende mit drei Kollegen aus Bayern auf der Sportschule und wie es der Zufall wollte, absolvierte die brasilianische Nationalmannschaft dort ihr Abschlusstraining vor einem Länderspiel gegen die Türkei in Dortmund. Während die Fans hinter einer Absperrung standen und nichts sehen konnten, stand ich bei einem TV-Interview von Ronaldinho direkt neben ihm. Was für ein Erlebnis."

Ausgestattet mit der neuen Lizenz begann Keitel die C-Jugend des VfB Wiesloch zu trainieren und parallel den SV Daisbach. Es folgte ein Jahr beim SV Ehrstädt, bevor er sich um den Neuaufbau beim SV Sinsheim kümmerte. Er berichtet: "2012 im Sommer haben wir mit 40 Spielern begonnen. Das war ein Kraftakt, aber auch eine schöne Erfahrung." Bei der Wieslocher A-Klassen-Mannschaft, dem SV Grombach und Türk Gücü Sinsheim gab Keitel seine Erfahrungen in den Folgejahren weiter. Dabei sticht der Kreisliga-Aufstieg mit Türk Gücü 2019 heraus. Das abschließende Engagement in Babstadt beendete seine lange und erfolgreiche Trainerlaufbahn.

Was er sich jetzt aber keinesfalls entgehen lässt, sind die allwöchentlichen Blicke auf die Ergebnisse und Tabellen der Sinsheimer Fußballligen. "Dabei schaue ich natürlich zuerst auf meine alte Mannschaft aus Babstadt und drücke ihnen ganz fest die Daumen im Abstiegskampf. Es wäre eine tolle Sache, wenn sie die A-Klasse halten würden."

Wie sehr Volker Keitel der Mannschaft in rund einem Jahr ans Herz gewachsen ist, zeigte sich auf der kleinen Weihnachtsfeier, die der SV unter Einhaltung der gängigen Coronaregeln am vergangenen Wochenende veranstaltete. Dem Anfang November zurückgetretenen Coach überreichte die Mannschaft von jedem seiner ehemaligen Klubs ein Trikot. "Das hat mich sehr gerührt, schließlich waren es ein paar Vereine und der Aufwand überall anzufragen und das zu organisieren, muss ziemlich groß gewesen sein", verrät Keitel, der in einer abschließenden Rede „seinen“ Jungs ganz viel Erfolg für den Rest der Saison wünschte.

Zu seinem Abschied aus Babstadt erhielt Keitel ein ganz besonderes Geschenk - ein großer Bilderrahmen mit allen Trikots seiner Vereine.
Zu seinem Abschied aus Babstadt erhielt Keitel ein ganz besonderes Geschenk - ein großer Bilderrahmen mit allen Trikots seiner Vereine. – Foto: privat

Aufrufe: 027.12.2021, 12:30 Uhr
red.Autor