2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Als Spielerin des FC Bayern war Christina Eckmann vielbewundert. Die Münchener Zeit, ob Erste oder Zweite Liga, möchte sie nicht missen.  Foto: ceh
Als Spielerin des FC Bayern war Christina Eckmann vielbewundert. Die Münchener Zeit, ob Erste oder Zweite Liga, möchte sie nicht missen. Foto: ceh

Unvergesslich schön, aber anstrengend

Christina Eckmann denkt gerne an die Zeit beim FC Bayern zurück +++ Jetzt findet sie Erfüllung als Auswahltrainerin und beim SV Wilting.

Fußball und Christina Eckmann - das ist nach wie vor eine Verbindung mit vielen Facetten. Auf den ersten Blick, so scheint es, ist die große Karriere der 28-Jährigen vorbei, als sie sich vor vier Jahren vom FC Bayern München verabschiedete. Nach sieben Jahren, mit gerade mal Mitte zwanzig.

Doch erstens bedauert das die aus der Sattelpeilnsteiner Fußball-Dynastie Eckmann stammende Grundschullehrerin nicht, und zweitens dreht sich in ihrer Freizeit immer noch (fast) alles ums runde Leder. Als Spielerin bei den Bezirksoberliga-Frauen des SV Wilting, Coach der Wiltinger U17-Juniorinnen und Auswahltrainerin, wo sie quasi an der Schnittstelle zwischen der Fußball-Basis und dem leistungsorientierten Kicken unterwegs ist.



Im ersten Spiel gleich ein Tor

Als Spielerin hat Christina Eckmann inzwischen Sommerpause, mit den Wiltinger Damen hat sie die Saison auf Rang vier abgeschlossen. Bei den Juniorinnen, die sie gemeinsam mit Matthias Tolks betreut, läuft die Runde noch - zwei Spiele noch für die beiden Mannschaften für Groß- und Kleinfeld, dann haben auch die Mädels frei, die vielleicht mal in die Fußstapfen ihrer Trainerin treten möchten, die vielen als Vorbild gilt, einst mit 17 Jahren nach München ging. Und dort gleich im ersten Bundesligaspiel für die Bayern ihr einziges Bundesligator erzielte. Es war das zwischenzeitliche 2:0 beim SC Freiburg, am Ende gewannen die Bayern-Damen mit 3:2. Christina Eckmann erinnert sich: ,,Irgendwie flog der Ball über die Abwehrreihe drüber, dann bin ich frei auf die Torhüterin zugelaufen." Und drin war das Ding, optimaler Einstand also auf der großen Bühne. Und drei Punkte noch dazu für den Klub, dem Papa Hans schon ewig die Daumen drückt.

Kein Problem für die heute 28-Jährige, dass es bei jenem Treffer im Breisgau bleiben sollte: ,,Dafür habe ich in der zweiten Mannschaft öfter getroffen." 24 Mal genau. Ihre Rolle bei den Bayern beschreibt Christina Eckmann so: ,,Ich war in dem Sinne keine Stammspielerin. Mal habe ich von Anfang an gespielt, mal nicht von Anfang an, mal auch in der zweiten Mannschaft. Und auch mal in der Champions League." Hätte sie sich nicht mehr erhofft? ,,Das hat echt so gepasst", entgegnet die Pädagogin. ,,Mit der zweiten Mannschaft habe ich ja auch in der Zweiten Bundesliga gespielt, ich war dann auch Kapitän, das ist eine ganz andere Verantwortung und war mir lieber, als in der ersten Mannschaft auf der Bank zu sitzen." Ihr FC-Bayern-Fazit fällt jedenfalls positiv aus: ,,Das war eine schöne, unvergessliche, aber auch intensive und anstrengende Zeit, die wenig Raum für andere Hobbys ließ. Aber ich bereue nichts, ganz im Gegenteil, ich habe viel erlebt und viel mitnehmen können, das ich nicht missen möchte."



,,Nur" Spielerin beim SV Wilting

All diese Erfahrungen gibt Christina Eckmann jetzt weiter, sodass auch der Wiltinger Nachwuchs davon profitiert und ihre Mitspielerinnen im Damenteam, die die 28-Jährige als Ratgeberin schätzen. Wenngleich Christina Eckmann betont, dass sie sich in die Arbeit von Trainer und Bürgermeistersohn Daniel Marchl nicht einmischt. ,,Wir gestalten schon mal gemeinsam das Training oder ich leite es, wenn er mal nicht da ist. Aber ich bin ganz normale Spielerin, das passt auch gut so. Spielertrainerin wäre nichts für mich." Wilting als zweite Adresse im Landkreis nach dem SV Thenried zu etablieren, das ist das gemeinsame, wenn auch unausgesprochene Ziel. Deshalb freut sich Christina Eckmann auch, dass der SV Wilting regen Zulauf auch außerhalb der Traitschinger Gemeindegrenzen erfährt. Bei den Damen wie bei den Juniorinnen. ,,Hier fahren zwei Spielerinnen bis aus Schönthal her", unterstützt freilich von deren Eltern. Wie auch ihr Vater Hans sie früher mehrmals wöchentlich in die Landeshauptstadt chauffiert hat, um ihr den Traum vom Bundesliga-Fußball zu ermöglichen. ,,Ohne diese Unterstützung wäre das nicht gegangen", weiß die 28-Jährige.

Apropos Thenried: War ein Wechsel zum hiesigen Marktführer nach ihrem Abschied vom FC Bayern kein Thema? ,,Für mich war klar, dass ich dann wieder da spiele, wo ich herkomme. Meine Schwester spielt auch in Wilting, mit ihr und einigen von früher zusammenzuspielen, das hat mich eher gereizt." Was Christina Eckmann auch ,,nicht hergeben will", ist ihr Job als Auswahltrainerin. Gemeinsam mit Marcus Glück aus Regensburg und dem Straubinger Heribert Ketterl, dem früheren Coach der SpVgg Hankofen-Hailing und Straubinger Schulrat, betreut die DFB-Elite-Jugend-Lizenz-Inhaberin die U13- und U15-Juniorinnen der Regionalauswahl Ostbayern und gehört auch zum Trainerteam der U13-Bayernauswahl. Geht's also doch immer wieder mal Richtung München, wenn in Oberhaching ein Trainingslehrgang ansteht. Oder Ende Juni zum Regionalvergleich, wo die Ostbayerinnen zeigen wollen, was sie drauf haben
Jetzt ist Eckmann (2. Reihe li.) ein Rädchen im BOL-Team des SV Wilting. Foto: ceh.



Erfüllung als Auswahltrainerin

,,Da ist viel Potenzial vorhanden", sagt Christina Eckmann. ,,Eine Lisa Schöppl etwa, die hatten wir schon in der U13, mir war von Anfang an klar, dass sie ihren Weg macht und sich entwickelt." Jetzt geht das Regensburger Talent zum VfL Wolfsburg. Warum eigentlich nicht zum FC Bayern? ,,Das Gesamtpaket ist in Wolfsburg noch besser abgestimmt, mit Schule, Internat und Betreuung. Sie ist ja doch noch Jugendliche, da ist auch für die Eltern wichtig, dass eine Beaufsichtigung da ist. Die Bayern waren schon auch an ihr dran, aber ich finde, die sind noch nicht so weit, auch für junge Spielerinnen interessant zu sein."



Noch nahe dran am FC Bayern

Die Damen der Münchner haben zwischenzeitlich freilich aufgeholt und durften in den letzten beiden Jahren gemeinsam mit Philipp Lahm & Co. auf den berühmtesten Balkon Deutschlands, was selbstredend auch Christina Eckmann gefreut hat. ,,Das interessiert mich natürlich schon, es sind ja immer noch Spielerinnen dabei, mit denen ich zusammengespielt habe oder welche nachgekommen, die wir in der Auswahl hatten. Inzwischen investiert auch der Hauptverein mehr in die Damenabteilung, auch mehr Sponsoren sind da. Da kannst du regelmäßiger Nationalspielerinnen holen als zu meiner Zeit, das bringt mehr Erfolg, und Erfolg bringt Anerkennung."

National sind also auch die Damen an der Spitze angekommen, ,,das Ziel muss es nun sein, auch in der Champions League weiter zu kommen als zuletzt", sagt Christina Eckmann. Noch eine Parallele also zu den Herren der Schöpfung. ,,Ancelotti kann jetzt zeigen, dass er es besser kann", schmunzelt die Ex-Bayern-Spielerin nach Guardiolas Halbfinal-Aus-Triple. Fußballspiele verfolgt Christina Eckmann heute ohnehin ,,unter einem anderen Gesichtspunkt: Ich schaue, wie die taktische Ausrichtung ist, welches Spielsystem, wie lösen sie welche Situation..."

Aufrufe: 07.6.2016, 00:05 Uhr
von Jürgen ZiereisAutor