2024-04-30T13:48:59.170Z

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Kampf um den Ball auf dem Tivoli: Beecks Tom Geerkens (l.) und Alemannias Oluwabori Falaye im Derby.
Kampf um den Ball auf dem Tivoli: Beecks Tom Geerkens (l.) und Alemannias Oluwabori Falaye im Derby. – Foto: BIRKENSTOCK
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Unter dem Strich ist das Remis gerecht

Im Regionalliga-Derby trennen sich Alemannia Aachen und der FC Wegberg-Beeck 1:1 +++ Kleefisch und Cebulla treffen.

REGIONALLIGA WEST

Als das Derby auf die Zielgerade einbog, wurde die offizielle Zuschauerzahl bekanntgegeben: 2300 Fans verfolgten die Begegnung in der Fußball-Regionalliga zwischen Alemannia Aachen und dem FC Wegberg-Beeck vor den Bildschirmen, hinzu kamen noch ein paar Zaungäste vor dem Tivoli. Auch Patrick Helmes hatte den Livestream abonniert. Eine Ferndiagnose wollte Alemannias neuer Trainer, der gerade seine Koffer in Wien packt und ab dem Sommer übernimmt, nach dem Schlusspfiff nicht abgeben, er sagte nur: „Es ist positiv, dass die Jungs nach dem 0:1 zurückgekommen sind.“ Am Ende eines umkämpften Spiels stand ein leistungsgerechtes 1:1, mit dem alle Beteiligten ganz gut leben konnten – auch wenn beide Teams den Sieg in der Schlussphase verpasst hatten.

Rüter meldet sich kurzfristig ab

Die zuletzt angeschlagenen Marco Müller und André Wallenborn hatten am Morgen grünes Licht für einen Einsatz gegeben; sie rückten in die Viererkette der Alemannia. Florian Rüter meldete sich dagegen mit Adduktorenproblemen kurzfristig ab. Die Aachener Trainer hatten ihr System von 4-1-4-1 auf 4-4-2 umgestellt, Marwin Studtrucker rückte als zweiter Angreifer an die Seite von Hamdi Dahmani. Gäste-Trainer Mark Zeh ließ im 4-2-3-1-System spielen und änderte im Vergleich zur Begegnung gegen Fortuna Düsseldorf II (2:0) seine Anfangsformation nur auf der Zehner-Position: Statt Jannik Mause fing diesmal Marc Kleefisch an. Mit ihm standen beim Anpfiff gleich sechs Beecker Spieler auf dem Platz, die eine Alemannia-Vergangenheit haben, zwei weitere saßen auf der Bank.

Wie schon gegen Düsseldorf II waren die Gäste sofort auf Betriebstemperatur und zeigten eine schöne und erfolgreiche Kombination. Tom Meurer hatte sich über außen durchgesetzt, flankte auf Kleefisch, der per Kopf die Gästeführung nach der ersten offensiven Aktion erzielte.

„Wir üben genau diese Torsituationen immer freitags im Training“, verriet Kleefisch, „in der Jugend habe ich schon mal per Kopf getroffen, bei den Senioren aber noch nie. Und das mit meinen gefühlt 1,50 Metern“, scherzte der 1,77 Meter große Mittelstürmer und bedankte sich mit dem Tor für das Vertrauen seines Coaches. „Marc hat das schon vergangene Woche, als er gegen Düsseldorf reinkam, sehr gut gemacht, er hatte den Startelfeinsatz verdient“, sagte Zeh.

Für die Aachener war es ein Rückfall in alte Muster, denn zum wiederholten Male hatte ein gegnerischer Treffer in der Anfangsphase dafür gesorgt, dass der Matchplan Makulatur war. „Wir sind durch das frühe Gegentor ins Hintertreffen geraten, haben uns in der ersten Halbzeit spielerisch schwergetan und viele Ballverluste produziert“, haderte Alemannias Coach Dietmar Bozek.

Das Führungstor spielte den Beeckern in die Karten, sie ließen sich etwas zurückfallen und lauerten auf Konter. Die Hausherren brauchten ein paar Minuten, um sich neu zu sortieren, Takashi Uchinos Schuss aus spitzem Winkel blockte FC-Keeper Stefan Zabel zur Ecke (14.). Da die etatmäßigen Aachener Standardschützen ausfielen, sorgte Frederic Baum für die Hereingaben. Von ruhenden Bällen war in dieser Saison kaum Torgefahr ausgegangen, Baums Versuche boten eine willkommene Abwechslung: Erst wurde Cebullas Abschluss zur nächsten Ecke abgefälscht, dann zwang Müller mit einem Kopfball aus zwölf Metern Zabel zu einer Glanzparade (15.). Bei der nächsten Hereingabe von Wallenborn sah der Gäste-Torwart nicht gut aus, er segelte unter einer Flanke hindurch, was aber keine Konsequenzen hatte, da Cebulla nur den Pfosten traf (16.).

Die Gäste schüttelten sich und hätten durch Jan Bach, der nach einem Freistoß von Meik Kühnel den Ball per Kopf knapp über die Latte setzte, erhöhen können (17.). Auf der Gegenseite setzte Dahmani einen Flachschuss ans Außennetz. Der quirlige Cebulla war einer der Lichtblicke in einer durchwachsenen ersten Hälfte der Aachener, der 19-Jährige beschäftigte die Beecker Defensive, biss sich aber immer wieder die Zähne an ihr aus. „In der ersten Halbzeit haben wir zu oft geschlafen, in der zweiten Halbzeit haben wir dann aber eine Reaktion gezeigt“, urteilte Alemannias Keeper Joshua Mroß, der den gesperrten Alexander Heinze als Kapitän vertrat.

Die Aachener Trainer wechselten in der Pause System und Personal: Für Dustin Zahnen kam Oluwabori Falaye, der über die linke Außenbahn mehr Druck erzeugen sollte. Der Plan ging auf: Die Gastgeber hatten jetzt deutlich mehr Ballbesitz, behaupteten das Spielgerät besser, die Fehlpässe nahmen ab – und Beeck musste sich wehren, konnte offensiv nur noch selten für Entlastung sorgen. Der Ausgleich war folgerichtig, aus Sicht der Gäste fiel er aber viel zu einfach: Dahmani wurde mit einem Heber auf der linken Seite freigespielt. Sein Querpass landete vor den Füßen von Cebulla, der aus kurzer Distanz am machtlosen Zabel vorbei das 1:1 erzielte (51.).

Die Beecker gerieten zunehmend unter Druck, erst in der Schlussviertelstunde „haben wir wieder in den Derby-Modus gefunden“, befand Zeh. Die letzten zehn Minuten wurden zu einem offenen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Die beste Beecker Möglichkeit vergab der eingewechselte Mause (84.), der im Hinspiel gegen Aachen zwei Mal getroffen hatte. Der Stürmer war durchgebrochen, hatte sich aber beim letzten Schritt den Ball zu weit vorgelegt, so dass Wallenborn ihn in letzter Sekunde mit einer beherzten Grätsche vom Spielgerät trennen konnte. Nur zwei Minuten später vergab auch die Alemannia den möglichen Siegtreffer, als zuerst Nils Hühne einen Schuss von Cebulla abblockte und FC-Kapitän Maurice Passage sich in einen Abschluss von Falaye warf.

„Das 1:1 geht in Ordnung, auch wenn mehr drin gewesen wäre. Wir haben das am Anfang und Ende ganz gut gemacht, über weite Teile haben sich beide Mannschaften neutralisiert“, zog Kühnel, der selbst jahrelang von der Jugend bis zur Ersten am Tivoli gespielt hat, Bilanz. „Das war ein guter Auftritt auf dem Tivoli, und es hat riesen Spaß gemacht, hier zu spielen“, sagte Tom Geerkens, und Kleefisch gestand strahlend: „Hier auf dem Tivoli ein Tor zu machen, war schon mein heimlicher Wunsch.“

Im sechsten Spiel in Folge ist Aufsteiger Beeck nun ungeschlagen, die Alemannia wartet dagegen im Jahr 2021 weiter auf den ersten Heimsieg. „Wir haben gut ins Spiel gefunden, darauf spekuliert, dass Aachen gerade nicht vor Selbstvertrauen strotzt. Unser Tor war schön herausgespielt. Danach hatte Aachen mehr Ballbesitz, aber wir sind immer auf Ballgewinne gegangen“, befand Zeh, den nur eins ärgerte: „Das Tor ist viel zu leicht gefallen. Das muss ich mir im Video nochmal ansehen. In der zweiten Hälfte hatten wir etwas Glück, die Schlussphase war dann wieder gut.“

Der Analyse konnte sich Bozek nur anschließen. „Es war ein hart umkämpftes Spiel, ein gutes Derby, mit einem leichten Chancenplus für uns. Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein, hatten uns aber natürlich noch etwas mehr erhofft. Die Jungs sind nach dem Rückstand zurückgekommen, in der zweiten Halbzeit hatten sie einige gute Aktionen. Insofern geht das Unentschieden in Ordnung.“

Und auch Cebulla ergänzte: „Natürlich freue ich mich über mein erstes Tor. Ich hätte aber noch das 2:1 machen können, dann wäre ich zufrieden. So geht man mit gemischten Gefühlen nach Hause.“ Das ging wohl fast allen Beteiligten an diesem Samstag so.

Aufrufe: 019.4.2021, 08:00 Uhr
Jansen, Raue | AZ/ANAutor