2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Unsanft gebremst: SVWW-Mittelfeldakteur Philipp Müller (r.) im Zweikampf mit Paderborns Ben Zolinski (l.)	Foto: rscp / Sven Severing
Unsanft gebremst: SVWW-Mittelfeldakteur Philipp Müller (r.) im Zweikampf mit Paderborns Ben Zolinski (l.) Foto: rscp / Sven Severing

Ungestüm ins Unglück

Drittligist unterliegt nach Last-Minute-Gegentreffer SC Paderborn 1:2 +++ Fröhling: „Wollten einfach zu viel“

Wiesbaden. Es hatte etwas von Kung-Fu. Als Markus Kolke mit ausgestreckten Beinen voraus in der 89. Minute verzweifelt versuchte, vor Sven Michel an den Ball zu kommen. Es blieb bei dem Versuch. Der Schlussmann des SV Wehen Wiesbaden rutschte ins Leere und Paderborns Stürmer hatte keinerlei Probleme, den Ball ins leere Tor zum 2:1 (1:0)-Siegtreffer des Ex-Bundesligisten zu schieben. Ein herber Rückschlag für den Fußball-Drittligisten, der nach zwei 3:0-Siegen gerade so in Schwung gekommen zu sein schien.

Vorwürfe in Richtung des SVWW-Torhüters gab es keine. „Das war definitiv nicht Markus’ Fehler. Es war eine Sekundenentscheidung“, nahm Sportdirektor Christian Hock Kolke in Schutz. In der Tat. Die Hintermannschaft des SVWW war in der spielentscheidenden Situation vor der Minus-Saisonkulisse von 1924 Zuschauern in der Brita-Arena einmal mehr zu weit aufgerückt. „Wir wollten die Partie unbedingt noch drehen. Aber ganz klar: Das darf uns nicht passieren. Aber so abgezockt sind wir noch nicht“, erklärte SVWW-Innenverteidiger Steven Ruprecht. Und auch Trainer Torsten Fröhling bedauerte: „Da waren wir einfach zu ungestüm. Nachdem uns Paderborn zurück ins Spiel geholfen hat, haben wir nicht mehr die richtige Balance gefunden.“ Einen Vorwurf wollte der 50-Jährige seiner Mannschaft nur bedingt machen. Schließlich sei der Gegner körperlich k.o. gewesen. „Wir wollten mit frischen Kräften noch einmal Betrieb machen. Aber da hat die Staffelung nicht mehr gepasst. Wir haben halt junge Leute dabei. Die müssen wir dahin bringen, dass sie bis zum Schluss diszipliniert spielen.“

Kolke hält Wehen zunächst im Spiel

Dass der SVWW überhaupt noch bis zum Ende am dritten Dreier in Folge schnuppern durfte, hatte er zwei Umständen zu verdanken: Paderborns fehlender Kaltschnäuzigkeit bei den Kontern und der Reaktionsschnelligkeit von Markus Kolke. Auch wenn der 26-Jährige nach 299 Minuten wieder einmal hinter sich greifen musste, als sich die komplette Hintermannschaft bei einer Freistoßflanke verschätzte und Strohdiek (28.) ungehindert zur Gäste-Führung einnicken konnte. „Da haben wir alle ein bisschen geschlafen“, gestand Ruprecht. Doch gerade nach Wiederbeginn war es Kolke, der seine Mannschaft mit drei Glanzparaden im Spiel hielt. „Wenn wir da das 2:0 machen, wird es für den SVWW sehr schwierig“, haderte Paderborns Trainer René Müller. So kamen die Gastgeber bei Temperaturen weit jenseits der 30-Grad-Grenze (Ruprecht: „Das war unmenschlich“) doch noch einmal zurück, als Strohdiek David Blacha im Strafraum von den Beinen holte und der Innenverteidiger den Ball unhaltbar in den Winkel zimmerte (74.). „Um so länger das Spiel gedauert hat, desto besser hatten wir den Gegner im Griff“, befand Blacha, räumte aber auch ein: „Das müssen wir schleunigst abstellen, dass wir so ausgekontert werden. Aber auf die spielerische Leistung können wir aufbauen. Wir funktionieren als Mannschaft und wenn wir weiter unser Ding durchziehen, werden wir auch wieder unsere Tore schießen.“ Sein Sportdirektor sieht das Team zwar auf „einem ordentlichen Weg“, dennoch ärgerte sich Hock: „Es war ähnlich wie gegen Aalen. Wir haben uns mit einem Riesen-Aufwand zurück ins Spiel gekämpft und dann geben wir es so leichtfertig her.“

SV Wehen Wiesbaden: Kolke – Funk, Wein, Ruprecht, Mintzel, – Blacha (79. Schindler), Pezzoni – Müller, Andrich, Lorenz (72. Schwadorf) – Schäffler (56. Mayer).

SC Paderborn: Kruse – Zolinski, Sebastian, Strohdiek, Bertels – Krauße, Kruska (37. Itter), Schonlau – Vucinovic (82. Mannek), van der Biezen (90. Ruck), Michel.

Schiedsrichter: Sather (Grimma). – Zuschauer: 1924. – Tore: 0:1 Strohdiek (28.), 1:1 Ruprecht (Elfmeter/74.), 1:2 Michel (89.).



Das sagte der Trainer: „Wir wollten einfach zu viel- Da ist ein wenig die Disziplin flöten gegangen. Wir waren am Ende zu ungestüm, dabei wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen“, fand SVWW-Chefcoach Torsten Fröhling.

Fazit des Gegners: „Am Ende hatten wir das Matchglück auf unserer Seite. Allerdings mussten wir schon vorher den Deckel auf das Spiel machen“, erklärte Paderborns Trainer René Müller.

Bester SVWW-Profi: Markus Kolke. Bei ihrem Schlussmann konnten sicn Pezzoni und Co. bedanken, dass sie überhaupt bis zum Schluss vom Sieg träumen durften.

Szene des Spiels: Ganz klar der Moment, als Kolke in der 89. Minute bei seinem Rettungsversuch den Ball verfehlte und so Sven Michel leichtes Spiel hatte.

So geht es weiter: Auswärts beim VfL Osnabrück (9. September, 19 Uhr).

Das Spiel in Kürze
Aufrufe: 028.8.2016, 18:00 Uhr
Jürgen MöcksAutor