2024-04-25T14:35:39.956Z

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Bange Minuten: Brian Jungjohann wurde nach seinem Sturz hinter einem Sichtschutz behandelt. Staudt
Bange Minuten: Brian Jungjohann wurde nach seinem Sturz hinter einem Sichtschutz behandelt. Staudt

Unfall beim Masters: Ersthelfer finden Reaktionen peinlich

Eutiner Arzt wird im Internet als „Retter von Kiel“ gefeiert

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Das Fußball-Hallenmasters am Sonnabend in der Kieler Sparkassen-Arena wurde von einem Unfall überschattet, bei dem Brian Jungjohann von Flensburg 08 schwer verletzt wurde. Er prallte mit dem Kopf gegen die Bande und war anschließend nicht mehr ansprechbar.

Der Unfall geschah direkt vor dem starken Eutiner Fanblock. Deshalb waren der Rettungsassistent Torsten Behrmann aus Hutzfeld und der Eutiner Arzt Dr. Arno Pannenbäcker die ersten, die sich um den Bewusstlosen kümmerten. Pannenbäcker wurde im Internet schon als „Retter von Kiel“ gefeiert.

Der Mediziner relativiert: „Ich finde das total übertrieben, fast schon peinlich.“ Neben Behrmann sei auch ein weiterer Kollege zur Stelle gewesen. „Wir haben Erste Hilfe geleistet, bis der Notarzt mit seinem Gerät eintraf. Dann haben wir uns wieder zurückgezogen“, berichtet Pannenbäcker. Entgegen anders lautenden Meldungen habe der Spieler, der am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen wurde, auch nicht reanimiert werden müssen. „Die Atmung war die ganze Zeit stabil“, sagt der Arzt.

Die Stimmung war für Pannenbäcker jedoch verloren. „Das war schon ein Schlag ins Kontor“, räumt er ein. Torsten Behrmann hat sich über Reaktionen auf den Vorfall richtig geärgert: „Es stimmt natürlich nicht, dass der Spieler reanimiert werden musste, dann wäre er nicht mit der Hilfe von zwei Personen vom Platz gegangen,“ stellt der 52-jährige Rettungsassistent fest, der auch Ortsbeauftragter der Johanniter Unfallhilfe in Eutin ist, aber privat das Fußballturnier besucht hatte.

Der Spieler war direkt vor seinen Augen gestürzt. „Ich saß in der sechsten Reihe, hatte einen super Platz, und als der Spieler stürzte, bin ich reflexartig über die Bande geklettert.“ Als erste Maßnahme sei schon erfolgreich gewesen, den Bewusstlosen in die stabile Seitenlage zu bringen, da habe die Atmung schon wieder eingesetzt. Die Tatsache, dass er auch als Ersthelfer erkannt worden ist, findet Behrmann eher unangenehm. Eigentlich wollte er im Ostholsteiner Anzeiger nicht zitiert werden. „Anderseits finde ich gut, dass die Falschmeldung über die Reanimation richtig gestellt wird. Und das Ereignis ist ein gutes Beispiel, dass schon eine einfache stabile Seitenlage Leben retten kann.“

Dr. Pannenbäckers Stimmung war übrigens nicht nur wegen des Unfalles getrübt: Ihn störte auch der hohe Alkoholkonsum einiger Besucher – auch Jugendliche. „Das war schon zum Teil abstoßend. Ich überlege mir deshalb, ob ich noch einmal zu den Masters fahre“, erzählt er, der zum dritten Mal bei dem Budenzauber auf der Tribüne saß.

Der Mediziner ist Stammgast bei Eutin 08 und besucht regelmäßig die Heimspiele. „Sie spielen einen schönen Fußball. Ich glaube, dass sie die Meisterschaft schaffen werden und hoffe auf eine erfolgreiche Aufstiegsrunde. Auch wenn die Herausforderungen in der Regionalliga enorm sind“, sagt der Arzt, der sich immer noch Rot-Weiß Essen aus seiner Geburtsstadt verbunden fühlt.

Der Sport wird im Hause Pannenbäcker ohnehin großgeschrieben. Während der älteste Sohn nicht so aktiv war, waren die beiden Töchter bei Tanz und Gymnastik recht erfolgreich. Und Sohn Arved spielte nach seiner Jugendzeit bei der JSG Eutin/Malente für den TSV Malente in der Kreisliga. Derzeit studiert er jedoch in Homburg Medizin und hält sich in einer dortigen Studentenmannschaft fit. Pannenbäckers Fazit: „Ich schaue ja gerne und viel Fußball. Aber so etwas wie in Kiel möchte ich nicht noch einmal erleben.“
Aufrufe: 018.1.2017, 17:00 Uhr
SHZ / kf/Dieter HartmannAutor