2024-04-29T14:34:45.518Z

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Enes Durmaz: Die Verpflichtung des Torhüters ist für SG-Trainer Genacaban ein "Sensationstransfer" Foto: Bäuerle
Enes Durmaz: Die Verpflichtung des Torhüters ist für SG-Trainer Genacaban ein "Sensationstransfer" Foto: Bäuerle

Top-Torhüter fängt bei der SG Poltringen/Pfäffingen neu an

Enes Durmaz, ehemaliger DFB-Jugendnationaltorhüter, will jetzt erstmal beruflich voll durchstarten

Wenn Enes Durmaz zum Saisonauftakt der SG Poltringen/Pfäffingen zwischen den Pfosten stehen wird, dürften den gegnerischen Stürmern schon vor dem Anpfiff die Schweißperlen auf der Stirn stehen. Der 22-jährige Torhüter ist ehemaliger Jugend-Nationaltorhüter und hütete noch vor einem Jahr das Tor des SSV Reutlingen in der Oberliga.

Alte Kumpels: Serge Gnabry und Joshua Kimmich

Eben erst hatte der FC Bayern München Serge Gnabry vom SV Werder Bremen verpflichtet, da reckte das schwäbische Sturmtalent den U-21-EM-Pokal in die Höhe. Kurz darauf gesellte sich sein alter Jugendnationalmannschaftskumpel Joshua Kimmich zu den Feierlichkeiten, viele Kilometer weiter östlich. Er hatte mit der A-Nationalmannschaft in Russland den Confed-Cup gewonnen. Neben den Ex-Stuttgartern hüpften und jubelten Torhüter wie Julian Pollersbeck, Bernd Leno und Marc-André ter Stegen. Sie spielen mit dem FC Barcelona in der Champions League, bei Bayer Leverkusen oder beim Hamburger SV. Vor dem Fernseher in der schwäbischen Heimat sitzt dagegen einer, der zu gern neben seinen alten Kumpels stehen würde und lediglich aus der Ferne gratulieren kann: Enes Durmaz.
Der Torhüter bereitet sich nun auf die Saison mit der SG Poltringen/Pfäffingen vor. In der Kreisliga A wohlgemerkt. „Das ist ein Sensationstransfer, ein echter Coup, der uns da gelungen ist“, jubelt sein neuer Trainer Sevket Gencaban. Dass es der Spielgemeinschaft, die nun schon seit Jahren in der Kreisliga A gegen den Abstieg spielt, gelungen ist, einen 22-jährigen ehemaligen Nationalmannschaftstorhüter an Land zu ziehen, haben sie dem Bruder des Neuzugangs, Anil Durmaz, zu verdanken. Der erzählte Enes Durmaz, dass bei der SG noch ein Torhüter fehle, und überzeugte ihn, doch in die Kreisliga zu wechseln.

Mit Ludwigsburg nicht einig geworden

Der Abstieg war ein schneller. Noch vor einem Jahr spielte er beim SSV Reutlingen in der Oberliga. „Wir konnten uns aber nicht auf einen neuen Vertrag einigen“, sagt Durmaz, der deshalb in Ludwigsburg eine neue Herausforderung suchte. Dass es nun zurück in die Heimatregion geht, hängt vor allem mit seinem Lebensentwurf zusammen. „Ich wollte ein bisschen runterkommen, ich habe jahrelang jeden Tag trainiert. Ich erwarte in der kommenden Saison mehr Ruhe und will eine Ausbildung beginnen“, sagt der junge Mann, der sich bislang ausschließlich aufs Kicken konzentriert hatte. „Wir sind gerade dran, ihm einen Ausbildungsplatz zu suchen“, verspricht sein neuer Trainer Sevket Gencaban. Für Enes’ Vater, der seinen Sohn die gesamte Jugend über stets unterstützt hat, ist der Wechsel zwar einerseits eine kleine Enttäuschung, „er sagt aber, ich sei alt genug und wird auch jetzt hinter mir stehen“, sagt der neue SG-Torhüter, der eigentlich auch eine steile Karriere hätte starten können.

Wechsel nach England

„Steil bergauf ging’s in den Jahren der U 15 bis zur U 17“, sagt er. Als Jugendspieler des SSV Reutlingen machte er in der WFV-Auswahl auf sich aufmerksam. Der DFB lud ihn zum Lehrgang. Bei einem Spiel gegen Irland war er als dritter Torhüter dabei. „Wenn du etwas aus dir machen willst, musst du Reutlingen verlassen“, sagte man ihm damals. Enes Durmaz probierte es, hatte ein zweiwöchiges Training beim englischen Traditionsverein Blackburn Rovers, spielte gegen Teams wie Sunderland und Everton – und überzeugte. Doch bei der medizinischen Untersuchung vor der Vertragsunterzeichnung kam der Rückschlag: Enes war zu klein für die englischen Torhüter-Standards. „Heute bin ich 1,82 Meter. In Blackburn wollten sie aber, dass ich in der B-Jugend schon so groß sein soll“, erinnert er sich.

Angebot des VfB Stuttgart ausgeschlagen

Nach der U 17 wechselte er dennoch, zum SGV Freiberg in die Junioren-Bundesliga. Dort spielte er als Nummer eins, schlug dafür aber ein Angebot des VfB Stuttgart aus, der ihn als Nummer zwei wollte. Ein Fehler, wie er heute sagt: „Dort hätte ich ganz andere Möglichkeiten gehabt.“ Dennoch ging es noch eine Stufe höher für Enes, der auch für die türkische Nationalmannschaft spielberechtigt ist. Der türkische Verband sichtete ihn und lud ihn ein. Bei einem Turnier in Belgien spielte er gegen Irland und Aserbaidschan – ohne ein Wort türkisch zu sprechen. „Es waren Spieler aus Stuttgart und Leverkusen dabei, die mir dabei geholfen haben“, erzählt er. Letztlich reichte es aber auch in der Türkei nicht zum großen Sprung.

In sichere Bahnen

Über die Kontakte seines Vaters machte Enes Durmaz noch zwei Probetrainings bei höherklassigen türkischen Teams, blieb letztlich aber in Deutschland. Nun soll die Ruhepause bei der SG Poltringen/Pfäffingen ihn in sichere Bahnen führen, auch, wenn der Fußball nicht sein Beruf geworden ist. Doch wer weiß, vielleicht wird er es irgendwann noch einmal versuchen. Mit 22 Jahren ist für einen Torhüter der Zug jedenfalls noch nicht abgefahren. „Ich werde mich jetzt aber auf die SG konzentrieren“, verspricht er. „Mein Ziel ist es, so oft wie möglich zu gewinnen.“

Eigenen Torwarttrainer eingestellt

Die SG Poltringen/Pfäffingen hat eigens für ihn, so Sevket Gencaban, mit dem 31-jährigen Michael Stowers, früherer Oberliga-Keeper beim SV Stuttgarter Kickers II und jetzt bei der TuS Metzingen aktiv, einen erfahrenen Torwarttrainer eingestellt. Gencaban: „Wir wollen ja schließlich, dass Enes sein höheres Niveau einigermaßen halten kann.“

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Aufrufe: 015.7.2017, 12:01 Uhr
Christian IgnatziAutor