2024-06-13T10:30:46.301Z

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Die Spieler des SV Eyüp Sultan setzen derzeit zu einem Höhenflug an (F.: Distler).
Die Spieler des SV Eyüp Sultan setzen derzeit zu einem Höhenflug an (F.: Distler).

Stürmische Zeiten in der Kreisliga

Eyüp Sultan startete schwach in die Saison und schießt jetzt fast nach Belieben Tore

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Nur vier Punkte aus den ersten fünf Spielen — der SV Eyüp Sultan ver­patzte den Saisonstart. Doch seitdem läuft es für den Kreisligisten, der als Tabellendritter nun mit einem Auge nach oben schielen kann. Am Sonn­tag gelang ein 3:0 gegen den SV 73 Süd. Ein Grund für den Erfolg ist der Torriecher von Faruk Özkan.

Sofern sich an diesem Sonntagnach­mittag jemand auf den Sportplatz in der Bad Bernecker Straße verlaufen und keine Ahnung hat, welche der bei­den Mannschaften oben steht und wel­che in der Krise steckt: Ein Blick auf die Trainer kann Klarheit bringen. Michael Green, dessen SV Süd seit dem vierten Spieltag nicht mehr gewonnen hat, gibt im Stehen laut­stark und meist unzufrieden Komman­dos. In der gegenüberliegenden Coaching-Zone sitzt Ugur Cankaya meist seelenruhig da und wirkt bei­nahe wie ein unbeteiligter Zuschauer.

Er kann es sich leisten, denn es läuft bei Eyüp Sultan. Fünf Spiele hinterei­nander hat der Gastgeber nun gewon­nen und auch wenn die hektischen ers­ten Minuten es noch nicht erahnen las­sen: Das Team schwimmt auf einer Erfolgswelle. Und es ist dann auch wenig verwunderlich, dass einer der ersten gefährlichen Angriffe die Füh­rung für Eyüp bringt: Kapitän Meh­met Ceylan flankt von rechts flach an den kurzen Pfosten, wo Goalgetter Faruk Özkan mit der Hacke vollendet (8. Spielminute). Es ist der bereits elfte Saisontreffer des Neuzugangs.

Mit der Führung im Rücken läuft für die Heimelf alles etwas leichter und die verunsichert wirkenden Gäste haben kaum klare Tormöglichkeiten. Erst nach der Pause wird Süd druck­voller und erspielt sich ein Überge­wicht. Zu Toren kommt aber nur Sul­tan: Özkan, dem in der ersten Halb­zeit wenig gelingt, hat auf dem rech­ten Flügel viel Zeit und findet in der Mitte Mehmet Ceylan (71.). Drei Minu­ten später trifft Ceylan erneut, dies­mal per Kopf nach einer Freistoß­flanke von Hakan Özyürek.

Und weil den Gästen trotz allen Bemühens bis in die Nachspielzeit nicht einmal der Ehrentreffer gelingt, hat Sultan-Trainer Cankaya diesmal doppelt Grund zur Freude: Neben dem sechsten Sieg in Folge gelingt es seinem Team zum ersten Mal in dieser Saison, ohne Gegentor zu bleiben. Dass die 22 Gegentore aus den ersten zehn Partien Cankaya wurmen, merkt man: „Es ist nicht schön, wenn du auf dem dritten Platz stehst und so viele Gegentore hast. Natürlich wollen wir uns da auch ver­bessern.“ Deshalb lobt der Coach nach dem Spiel nicht nur die Klasse seiner Offensivkräfte, sondern auch die „konsequente Abwehrleistung“.

Das verbotene Wort

Dass seine Angreifer mit nun 32 Toren die erfolgreichsten der Liga sind, ist die eine Sache, aber die Defen­sive soll nicht vernachlässigt werden: „Wenn du oben mitspielen willst, brauchst du eine kompakte Abwehr.“ Trainer Cankaya und sein Team schauen nach oben, aber vergessen hat er den Saisonstart noch nicht. Nur ein Sieg und ein Remis standen nach fünf Spielen zu Buche, aber das kann der Trainer erklären: „Hauptgrund war, dass wir uns als Mannschaft noch nicht ganz gefunden hatten.“ Jetzt scheinen die Neuzugänge inte­griert, und vor allem der neue Mittel­stürmer macht seinem Trainer Freude. Die Torquote von Özkan, der von Tuspo kam, nennt Cankaya „phä­nomenal“. Aber er will dem 23-Jähri­gen auch den Druck nehmen: „Es wer­den bestimmt Spiele kommen, in denen er keine Tore macht.“ Im Gegenzug stellt der neue Stür­mer die gute Saisonvorbereitung des Trainers heraus und findet zudem noch sehr lobende Worte für sein Team: „Ich bin noch nie in einer Mann­schaft so gut aufgenommen worden.“ Seine eigene Leistung sieht Özkan dabei durchaus kritisch, er stellt aller­dings auch fest: „Einen Stürmer misst man an seinen Toren.“ Und für Sultan sind die Torjägerqualitäten von Özkan bisher besonders wertvoll. Wann immer er ein Tor erzielen konnte, gewann seine Mannschaft auch das Spiel.

Zwanzig Tore hat sich Özkan vor der Saison vorgenommen, alles darü­ber, sagt er, wäre „brillant.“ Wenn er weiter so trifft wie bisher, ist für sei­nen Klub vielleicht noch mehr drin als der vor der Saison prognostizierte ein­stellige Tabellenplatz. Özkans Trainer korrigiert die vereinseigene Erwar­tungshaltung zunächst ganz vorsich­tig nach oben: Für „die ersten fünf“ könnte es langen, meint Cankaya.

Dennoch: Auch ein so nüchterner Typ wie Ugur Cankaya scheint zumin­dest ein bisschen zu träumen: „Ich möchte dieses Wort nicht in meinen Mund nehmen, aber wenn du Dritter bist und gegen eine bessere Kreisliga­mannschaft wie Süd so überlegen gewonnen hast, ist mehr als ein einstel­liger Tabellenplatz möglich“. Das Wort, das er meint, es heißt: Aufstieg.

Aufrufe: 08.10.2013, 12:10 Uhr
Andreas KirchmayerAutor