2024-04-25T14:35:39.956Z

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Berger Preuß (von links), Falke Bergrath, Fortuna Weisweiler, FV Eschweiler, FC Germania Dürwiß, FC Rhenania Eschweiler, FC Rhenania Lohn, SCB Laurenzberg, Sportfreunde Hehlrath und der SV St. Jöris sind die zehn Eschweiler Fußballvereine.
Berger Preuß (von links), Falke Bergrath, Fortuna Weisweiler, FV Eschweiler, FC Germania Dürwiß, FC Rhenania Eschweiler, FC Rhenania Lohn, SCB Laurenzberg, Sportfreunde Hehlrath und der SV St. Jöris sind die zehn Eschweiler Fußballvereine. – Foto: KEVIN TEICHMANN/GRAFIK: THOMAS HEINEN
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Spielen? Abbrechen? Unentschieden.

Die zehn Eschweiler Fußballklubs sind sich uneinig, ob die Saison fortgesetzt werden soll

Mit einer ganz knappen Mehrheit von 50,14 Prozent der Stimmen folgen die Vereine im Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) im Votum dem Verbandsvorschlag, die Saison fortzusetzen. Das Meinungsbild ist nicht bindend, im Fußball-Jargon würde man wohl von einem „Unentschieden“ sprechen. Es dürfte aber als ein vager Fingerzeig verstanden werden, wie der FVM Anfang Mai entscheiden wird. Fortsetzung? Abbruch? Annulierung? Drei Varianten mit denen weitere Fragen einhergehen – wie etwa Auf- und Abstiegsregelung oder Wechselfristen für Spielerinnen und Spieler.

Wir haben bei den Eschweiler Fußballklubs nachgefragt, wie sie zu der Thematik stehen und welches Modell sie befürworten.

KREISLIGA A, Düren

Rhenania Lohn, 4. Platz, Trainer Frank Raspe: „In der heutigen Zeit sind wir für alles dankbar, was vorher selbstverständlich war. Da sollten wir als Fußballer ganz demütig in den Hintergrund treten. Natürlich wollen wir unserem schönen Hobby wieder nachgehen, müssen uns aber unterordnen. Der Staat sollte sich klar positionieren wir sind für eine Fortsetzung, weil wir noch Ziele haben und auch noch aufsteigen könnten. Vereinsinteressen stehen bei dieser Geschichte in meinen Augen im Vordergrund. Es geht für viele Vereine um nichts mehr, ich kann mir vorstellen, dass ein Abbruch für sie in Ordnung wäre. Wenn die Lockerungen den Fußball wieder erlauben, dann denke ich, dass unsere Jungs aus dem Ausland bestimmt auch wieder zum Training ausreisen dürfen.“

⇥> Fortsetzung


KREISLIGA A, Aachen

SV St. Jöris, 9. Platz, Trainer Wilfried Lisowski: „Ich bin dagegen, fortzusetzen, weil es erst ab September angedacht ist. Wenn jetzt eine Fortsetzung möglich gewesen wäre, dann wäre das okay. Man kann sich jetzt aber auf überhaupt nichts einstellen. Für mich ist das Zirkus. In dieser Konstellation wäre ich dann auch für einen Abbruch. Wir haben weder mit auf Aufstieg noch Abstieg etwas am Hut. Eine bundeseinheitliche Regelung wäre wünschenswert. Die Wettbewerbe überschneiden sich sonst. Wie soll das alles funktionieren? Viele Vereine bemängeln die Unsicherheit was die Planung anbelangt. Bei uns wird nichts gezahlt, deshalb war es nicht schwer, Spieler zu halten. 17 Zusagen haben wir bereits.“

⇥> Abbruch


Fortuna Weisweiler, 13. Platz, Trainer Lars Sachße: „Klar ist: es wird immer Verlierer geben, egal, worauf es hinausläuft. Grundsätzlich sind für mich noch viel zu viele Fragezeichen hinter dem Vorschlag des Fußball-Verbandes Mittelrhein. Meiner Meinung nach ist alles nach dem 30. Juni nicht mehr der gleiche Wettbewerb, weshalb ich für Abbruch plädiere. Mir stünden dann Jugendspieler zur Verfügung, die ich im normalen Saisonverlauf nicht im Kader gehabt hätte. Dann gibt es auch noch die Frage, ob es rechtens wäre, eine Wechselfrist zu verlängern. Dann gibt es möglicherweise statt Klagen von Vereinen vielleicht solche von Spielern. Gerade bei Verbandswechseln gibt es dann sicherlich auch Schwierigkeiten. Ich war acht Jahre lang Spieler und Trainer in Schleswig-Holstein. Dort wollte der Verband fortsetzen, es gab aber ein klares Votum für einen Abbruch. Norddeutsch-kühl ist der Verband der Meinung dort gefolgt.“

⇥> Abbruch


KREISLIGA B

Berger Preuß, 1. Platz, Trainer Ingo Henk: „Wir hätten durch einen möglichen Abbruch nicht unbedingt Vorteile, sind aber trotzdem dafür. Die Quotientenregelung birgt für mich einen faden Beigeschmack je nach Spielplan. Manche Teams haben durch Spielausfälle zudem noch nicht einmal eine Hinrunde gespielt. Andernorts haben Spieler vielleicht schon bei einem neuen Verein zugesagt. Für mich wäre die fairste Lösung sogar eine Annulierung. Dann gäbe es keine Auf- und Absteiger in dieser einmaligen Situation. Ich möchte auch für Verständnis werben: der FVM und die dort handelnden Personen haben keinen leichten Job. Vielleicht ist Fußball auch erst in einem Jahr wieder möglich. Wer weiß das schon?“

⇥> Annulierung


Falke Bergrath, 2. Platz, Trainer Daniel Hoven: „Selbst bei einem Abbruch ist nicht klar, ob eine neue Saison halbwegs regulär starten könnte. Nach dem Quotienten wären wir erste und bei einem Abbruch wohl Meister. Da wir aber nicht unangefochten oben stehen, wäre es ein komisches Gefühl. Emotional sicherlich nicht vergleichbar mit einer normalen Meisterschaft. Es wäre zudem sehr unglücklich für alle Vereine, die sich in Schlagdistanz finden. Die Meisterschaft so zu entscheiden. Eine Saison zu annullieren, fände ich den gänzlich falschen Weg. Damit kann ich mich nicht anfreunden. Es wird bei jeder Variante Vereine geben, die nicht zufrieden sind. Eine Saison Fortsetzung wäre die fairste und sportliche Lösung, aber organisatorisch eine sehr große Herausforderung.“

⇥> Fortsetzung


Sportfreunde Hehlrath, 9. Platz, Trainer Tom Fourné: „Alles hat sein Für und Wider. Ich bin ein Fan davon, Dinge sportlich zu klären. Aus der Warte des FVM spricht sehr viel für den gemachten Vorschlag, die Saison fortzusetzen. Ich kann aber auch Vereine verstehen, die Planungssicherheit einfordern. Das Sportliche ist aber immer reizvoller als der grüne Tisch. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Da ich auch für die A-Jugend in der Sonne Liga verantwortlich bin, hoffe ich auf einen schönen Abschluss der Jugendzeit für die Jungs.“

⇥> Fortsetzung


FV Eschweiler, 12. Platz, Trainer Sascha Herzog: „Ich sehe es zweischneidig. Bei allen Modellen gibt es Vor- und Nachteile. Ich bin aber kein Fan von einem Abbruch, jeder Sportler möchte die Saison doch eigentlich sportlich beenden. Wer aufhören wollte, möchte sich außerdem normal verabschieden und nicht so, wie es jetzt ist. Eine Pause ist ohnehin da, warum also nicht abwarten? Ich befürworte, die kommende Saison ausfallen zu lassen und die derzeitige dann fortzuführen, wenn es möglich ist. Auch, wenn es schwer zu beurteilen ist, was da alles dranhängt und wie man alles unter einen Hut bekommen kann.“

⇥> Fortsetzung


KREISLIGA C, Staffel 3

FC Germania Dürwiß, 9. Platz, Jugendleiter Frank Dickmeis: „Wir plädieren für einen Saisonabbruch. Es konnte uns noch niemand sagen, unter welchem Namen wir nach dem 30. Juni bei einer Fortsetzung firmieren. Germania Dürwiß oder FC Eschweiler? Schwierig ist auch, wie man die Frage um die Wechselfrist klären will. Die lag seit eh und je auf dem 30. Juni. Selbst wenn es weitergeht, fehlt die Lust bei denen, die schon bei einem anderen Verein zugesagt haben. Bei vielen Mannschaften geht es auch um nichts mehr außer vielleicht die goldene Ananas. Ich hätte vom Deutschen Fußball-Bund erwartet, dass alles im Amateurbereich abgesagt wird. Ein klarer Schlussstrich wäre wünschenswert gewesen. So gibt das ein großes Kuddelmuddel.“

⇥> Abbruch


FC Rhenania Eschweiler, 13. Platz, Geschäftsführer Wilfried Pütz: „Zuerst haben wir im Verein einen ­Abbruch befürwortet. Nach der ­Videokonferenz mit dem FVM kamen aber Zweifel auf. Die Gesundheit hat Vorrang und auch die kommende Saison könnte verkürzt ausfallen. Wenn man sich alles einmal durch den Kopf gehen lässt, wäre die sportliche Lösung nicht unvernünftig. Ich finde gut, dass der FVM seine Mitgliedsvereine diesmal mitnimmt. Früher hatte ich oft den Eindruck, man wird vor vollendete Tatsachen gesetzt. Jetzt mit ins Boot genommen zu werden, ist eine gute Sache. Ich könnte mir vorstellen, dass beim FVM ein Wandel mit dem neuen Präsidenten Bernd Neuendorf stattgefunden hat.“

⇥> Fortsetzung


SCB Laurenzberg, 14. Platz, Vorsitzender René Maaßen: „Wir haben uns Gedanken gemacht und auch mit Weisweiler und Dürwiß ausgetauscht wegen der anstehenden Fusion zum FC Eschweiler. Wir sind alle gegen die Fortsetzung. Ein sauberer Schnitt wäre jetzt sinnvoll. Für den Jugendbereich halte ich die Situation für besonders problematisch. Niemand weiß, ob Spieler nach dem Sommer noch aktiv sind, manche hören vielleicht auf. Die abnehmende Tendenz aktiver Fußballer könnte weiter fortschreiten, das ist eine große Befürchtung, die ich hege. Auch für zurückgezogene Teams ist auf unbestimmte Zeit unklar, wann sie wieder am Spielbetrieb teilnehmen können. Wir sollten den Amateurfußball vielleicht nicht so wichtig nehmen, wie er sich selbst gerne sieht.“

⇥> Abbruch


Aufrufe: 02.5.2020, 13:00 Uhr
Kevin Teichmann | AZ/ANAutor