2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht

Spagat zwischen Abi und Sport

GL GI/MR: +++ Marcel Schott (18) gilt als großes Talent, muss jetzt aber auch den Sprung vom außergewöhnlichen A-Jugendtalent in den Seniorenbereich schaffen +++

ALSFELD . Das Jahr 2018 dürfte für Marcel Schott sicherlich das bislang spannendste seiner Fußball-Laufbahn werden. Vor wenigen Wochen erst 18 Jahre alt geworden, darf der Stürmer, der aktuell bei den A-Junioren des JFV Alsfeld für reichlich Furore sorgt, künftig auch im Aktivenbereich auflaufen. Und auf seine ersten Einsätze beim Gruppenligisten SpVgg. Leusel fiebert er schon jetzt hin.

Begonnen hat der aus Altenburg stammende Schott bereits im zarten Alter von vier Jahren und lief zunächst für den JFV Alsfeld-Bechtelsberg auf. Zehn Jahre kickte er insgesamt für den Jugendförderverein, ehe er auch wegen eines Kumpels einen Vereinswechsel vornahm. „Ich hatte in der C-Jugend bei Alsfeld/Bechtelsberg ein sehr gutes Jahr gespielt und daraufhin einige Angebote von anderen Vereinen bekommen. Ein Freund von mir spielte aber in Wieseck, weshalb auch das den Ausschlag gab, warum ich dann letztlich dorthin gewechselt bin“, berichtet der Offensivspieler.

Nach der ersten Saison wechselte der Kumpel, Schott blieb dennoch bei der TSG, lief drei Jahre lang in der Verbandsliga und in der Hessenliga auf und wurde unter anderem von Dennis Solmaz oder auch Robert Majcen trainiert. Der Aufwand war hoch, da Schott ja noch nicht volljährig war, und die Fahrten zum Training und zurück in die Heimat nahmen doch schon einiges an Zeit in Anspruch. „Ich bin dann auch oft mit dem Zug gefahren – mehrmals in der Woche – was natürlich deutlich umständlicher war und länger gedauert hat, als wenn ich mit dem Auto hätte fahren können“, berichtet Schott.

Im vergangenen Jahr folgte dann der Wechsel zum JFV Alsfeld (zuvor JFV Alsfeld-Bechtelsberg), leicht fiel das dem heute 18-Jährigen aber nicht. „Ich muss schon sagen, dass ich mich im Sommer sehr schweren Herzens von der TSG Wieseck verabschiedet habe“, erinnert er sich ein wenig wehmütig zurück. „Aber der Aufwand war schon enorm, und da in diesem Jahr das Abitur ansteht, wollte ich dafür einfach mehr Zeit haben. Daher habe ich mich zu einem Wechsel entschieden.“

Schade für die TSG, ein Segen für die A-Junioren des JFV Alsfeld, denn in der Gruppenliga-Mannschaft des Vereins ist Marcel Schott natürlich ein absoluter Leistungsträger. 27 Treffer hat der Stürmer in dieser Saison bereits erzielt, was einer der Hauptgründe dafür ist, dass sein Team punktgleich mit dem VfB Aßlar an der Tabellenspitze liegt. Mit der Saison ist der Abiturient daher bislang auch sehr zufrieden. „Wir haben uns zwar ein paar blöde Niederlagen geleistet, aber insgesamt liegen wir schon sehr gut im Rennen, was auch nicht unbedingt alle erwartet haben“, so Schott, der noch ergänzt: „Und natürlich bin ich auch mit meiner Saison bislang äußerst zufrieden. Über 20 Tore bis zum Winter schießt man ja auch nicht jedes Jahr.“

Dass die Abschlussstärke eine der großen Stärken Schotts ist, macht schon seine Torquote deutlich, ansonsten nennt er seine Schnelligkeit und seine Technik als seine größten Qualitäten. „Das Dribbling liegt mir schon“, so der Offensivmann, der aber gleich lachend nachschiebt, woran er in Zukunft noch dringend feilen müsste. „Sagen wir es mal so: Ein Kopfballungeheuer bin ich bislang noch nicht!“

Auch Mathias Stein, Trainer der JFV-A-Junioren, hat von seinem Torjäger eine hohe Meinung. „Zunächst einmal ist Marcel schon mit einem außergewöhnlichen Talent gesegnet“, so sein Coach. „Zudem verfügt er aber auch über eine exzellente Technik und ist ein sehr intelligenter Spieler, der den Kopf immer oben hat. Bei aller Klasse ist er aber auch ein absoluter Teamplayer.“

Generell dürfte es in Zukunft auch spannend werden, welchen Weg Marcel Schott im Fußballbereich gehen wird. Seit seiner Volljährigkeit ist er nun auch für die aktiven Mannschaften spielberechtigt, beim Gruppenligisten Leusel trainiert der 18-Jährige regelmäßig mit und hofft, dort auch in der Restrunde zum Einsatz zu kommen. Bei einem ersten Testspieleinsatz wurde Schott eingewechselt und bereitete prompt zwei Tore seines Teams vor.

Damit dürfte aber ebenso klar sein, dass es nicht immer möglich sein wird, weiterhin alle Spiele bei den Alsfelder A-Junioren zu absolvieren. Dennoch macht sich Schott da vorab keinen Stress. „Das muss demnächst noch besprochen werden. Wir müssen auch einfach schauen, wie die Spieltermine liegen, aber sicherlich wird nicht immer alles passen. Aber ich denke schon, dass wir da gute Lösungen finden werden“, glaubt der sympathische Abiturient, der nach seiner Reifeprüfung eine Tätigkeit im Sportbereich ausüben will. Ob es das Lehramt sein wird oder eher im Sportmanagement ist aber noch nicht gewiss.

Auch höhere fußballerische Ziele verfolgt Marcel Schott aktuell noch, geht die Sache aber demütig an. „Natürlich würde ich gerne so hoch spielen, wie es geht“, erzählt der Stürmer. „Aber bislang habe ich noch nicht mal ein Punktspiel bei den Männern absolviert und viele sagen ja, dass es ein enormer Unterschied zwischen dem Junioren- und dem Aktivenbereich ist. Daher bin ich jetzt gespannt darauf, wie mir der Einstieg in der Gruppenliga gelingt und warte erst einmal ab, wie es läuft. Man sollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen.“ Vielleicht in absehbarer Zeit mal in der Verbandsliga aufzulaufen, dagegen hat der 18-Jährige aber nichts einzuwenden. Das traut auch Alsfelds Trainer Stein seinem aktuellen Schützling zu, weiß aber, dass in dieser Lebensphase mehr zählt als nur der Fußball. „Von seiner Klasse her traue ich ihm die Verbandsliga auf jeden Fall zu. Aber zunächst einmal muss er bei den Herren Fuß fassen, was neben dem Abitur ja auch nicht einfach ist. Und dann muss man ja auch erst einmal abwarten, wie es beruflich für ihn weitergeht und ob es ihn vielleicht an einen anderen Ort verschlägt“, so Stein.

Es passiert also momentan unheimlich viel im Leben von Marcel Schott, Juniorenfußball in Alsfeld, Aktivenfußball in Leusel und noch das Abi – 2018 dürfte sicherlich sein bislang spannendstes Jahr werden.



Aufrufe: 015.2.2018, 09:00 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor