2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
– Foto: Wolfgang Temme

SC Verl: In Augsburg nur als Wettskandal-Club bekannt

Regionalligist zieht im DFB-Pokal nicht das „größte“ Los und bekommt es mit dem FC Augsburg zu tun. „ Augsburger Allgemeine“ stellt den SC Verl als jenen Verein vor, der 2009 in Wettmanipulation verwickelt war.

Knapp vorbei ist auch daneben: Der SC Verl zog nicht den FC Bayern als Gegner in der ersten Runde des DFB-Pokals, sondern den am nächsten zu München gelegenen Bundesligisten, den FC Augsburg. Aus seiner anfänglichen Enttäuschung machte der Regionalligist in der live übertragenen „ARD-Sportschau“ und auch in anschließenden Kommentaren keinen Hehl. Erst im dritten Satz folgte gelegentlich eine Relativierung, nachdem sich im zweiten oft der Trotz den Weg gebahnt hatte, dass man den Erstligisten eben ausschalten müsse, um in der nächsten Runde doch noch in den Genuss des Traumloses zu gelangen.

Uilacan und die Spielmanipulation

Diese Verler Ehrlichkeit kam nicht überall gut an. Mancher empfand sie als respektlos, einzelne gar als arrogant. Vielleicht war das auch der Grund, warum die „Augsburger Allgemeine“ in ihrem Versuch, den in Schwaben weitgehend unbekannten Verein vorzustellen, nur mit einem Satz den hervorragenden 7. Tabellenplatz in der abgelaufenen Regionalligasaison erwähnte und dann sofort dazu überging, den SC Verl als den Klub zu benennen, der im Jahr 2009 ohne sein Wissen in einen weltweiten Wettskandal verwickelt war. Anknüpfungspunkt war die Tatsache, dass einer der drei später vom DFB gesperrten Verler Spieler, Cosmin Uilacan, immer noch bei einem Kreisligisten im Landkreis Augsburg aktiv ist.

Der FC Augsburg selbst ließ sich nicht auf irgendwelche Herablässigkeiten ein, sondern fand nette Worte für den Sportclub. Trainer Martin Schmidt erinnerte sich an Auftritte mit dem FSV Mainz II bei einem „sympathischen Verein“ und lobte den gut bespielbaren Rasenplatz im Verler Stadion. Das Los sei eine schöne Herausforderung, der sich seine Mannschaft gerne stellen werde.


Vorfreunde wird noch aufkommen

Auch beim SC Verl wird die rechte Vorfreude auf die schöne Herausforderung schon noch aufkommen. In gewisser Weise gleichen sich die beiden Klubs sogar. Mit 25.000 Einwohnern gehören die Verler rein größenmäßig ebenso zu den Kleinen in der Regionalliga wie die Augsburger (292.000 Einwohner) in der Bundesliga. Und beide Klubs werden gerne unterschätzt, weswegen der aktuelle 7. Platz für den seit 2003 hier spielenden SCV und der abermalige direkte Klassenerhalt für den seit 2011 im Oberhaus etablierten FCA (Rang 15) aller Ehren wert ist.

Den sportlichen Ehrgeiz, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen, müssen sich die Verler nicht ausreden lassen. Aber außerhalb des Spielfeldes wird sich der Verein Anfang August beim ersten Auftritt des FC Augsburg in der Sportclub-Arena durch hervorragende Gastfreundschaft auszeichnen. Und so unattraktiv, wie manche behaupten, ist der Gegner keineswegs. Immerhin kommt ein Bundesligist mit Klasse-Fußballern nach Verl. Da hätte die Auslosung auch ganz anders laufen können: Was sollen Wacker Nordhausen, der FC Oberneuland, der FSV Salmrohr oder Viktoria Berlin sagen?

Aufrufe: 018.6.2019, 14:00 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor