2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Nikica Seric (Mitte) erzielte im Relegationsspiel gegen Bernhausen das einzige und deshalb entscheidende Tor für Croatia. Foto: Yavuz Dural
Nikica Seric (Mitte) erzielte im Relegationsspiel gegen Bernhausen das einzige und deshalb entscheidende Tor für Croatia. Foto: Yavuz Dural

Relegation: Croatia schafft das Wunder

Croatia Stuttgart zittert sich durch ein 1:0 gegen den TSV Bernhausen zum Klassenverbleib in der Bezirksliga

Der Club zittert sich durch ein 1:0 im Relegationsspiel gegen den TSV Bernhausen zum Klassenverbleib.

Dass Fußballer nach einem soeben absolvierten Spiel einen Kreis bilden, hat sich zwischenzeitlich eingebürgert. Normalerweise wird dort wahlweise der Teamgeist beschworen, oder es wird frenetisch gejubelt. Bei den Kickern von Croatia Stuttgart war das ein bisschen anders: Zwar bildeten auch sie einen Kreis, aber statt aufpeitschender Worte waren nur getragene zu vernehmen. Das Team betete in seiner Landessprache, und zwar das Vaterunser. Denn damit wollte die Mannschaft von Trainer Tomislav Babic Dank sagen - an Gott und all die Fußballgötter, die für ein Fußball-Wunder verantwortlich zeichneten. Denn das zu Beginn der Bezirksliga-Rückrunde noch weit abgeschlagene Tabellenschlusslicht hat eine Halbserie später den Klassenverbleib geschafft.

Nachdem es die Kroaten dank eines Kraftaktes und einer gehörigen Portion Glück den Relegationsplatz in der Tabelle erobert hatten, gewannen sie nun diese alles entscheidende Partie gegen den TSV Bernhausen mit Ach und Krach und reichlich Dusel durch einen Treffer von Nikica Seric mit 1:0. So groß die Freude bei den Kroaten war, so bitter war das Resultat für die Bernhausener. Denn das Team aus Filderstadt, am 25. Spieltag noch Tabellenführer und am Ende doch nur Vizemeister der Kreisliga-A-Staffel 2, scheiterte zum vierten Mal innerhalb der vergangenen sechs Jahre in der Aufstiegsrunde zur Bezirksliga.

Babic: "... unser schlechtestes Rückrundenspiel."

,,Ich muss meinen Jungs für ihre Leistungen in der Rückrunde gratulieren. Sie haben die schwierige Situation hervorragend gemeistert", sagte Babic. Doch der Croatia-Coach gab auch zu: ,,Das war wahrscheinlich unser schlechtestes Rückrundenspiel." Da kann ihm nur schwerlich widersprochen werden. Die Angst, praktisch auf der Zielgeraden alles zu verlieren, was sich die Mannschaft in den vergangenen Wochen mühevoll erkämpft und erarbeitet hat, lähmte bei den Kroaten mit zunehmender Spieldauer Herz, Hirn und Beine. Und vielleicht wäre ja alles ganz anders gekommen, wenn die Bernhausener nur ein bisschen weniger Nerven gezeigt hätten. Vor allem in der 53. Minute, als sich Croatia-Verteidiger Felix Markovic im Zweikampf gegen Daniel Till nur mit einem Foul zu helfen wusste. Der Unparteiische entschied auf Strafstoß. Doch bevor der Elfmeter geschossen wurde, kam es noch zu einer kuriosen Szene: Croatia-Keeper Mirko Perkovic sprintete noch schnell zur Außenlinie. Denn Ersatzkeeper Igor Karacic hatte sich das erste Relegationsspiel der Filder-städter gegen Untertürkheim nebst dem dazugehörigen Elfmeterschießen angeschaut. Der Haken: Gegen die Kroaten trat Theodoros Ioannidis zum Strafstoß an - und der hatte gegen Untertürkheim gar nicht zum Kreis der Schützen gehört. Karacic gab trotzdem einen Tipp ab, den Perkovic allerdings ignorierte. Statt wie geraten in die linke Ecke zu springen, tauchte er nach rechts - und er hielt. ,,Dieser Elfmeter hätte der Schlüssel zum Erfolg sein können", haderte TSV-Trainer Peter Weinmann hinterher.

Pero Mamic trifft: Abseits

Denn zu diesem Zeitpunkt lagen die Kroaten schon mit 1:0 vorne. Bereits in der 9. Minute hatte Pero Mamic nach Doppelpass mit Josip Pezerovic das Spielgerät im Tor des TSV untergebracht, dies jedoch aus Abseitsposition getan. Nikica Seric machte es drei Minuten später besser: Er zog von außerhalb des Strafraums ab und traf zum 1:0. Das hatte zweierlei zur Folge: Die Bernhausener verstärkten ihre Bemühungen, den Gegner unter Druck zu setzen. Das gelang sogar einigermaßen, aber besonders torgefährlich wurde der TSV nicht. Zu oft fehlte es an Präzision, zu oft trafen die an den Aktionen beteiligten Akteure schlicht die falschen Entscheidungen: Da wurde gedribbelt, wenn ein Pass angeraten wäre, und es wurde gepasst, wenn ein Schuss die richtige Wahl hätte sein können. Nur einmal wäre es beinahe zu einem Treffer gekommen, als Till in der 31. Minute bei einer verunglückten Kopfballabwehr nach einem Eckstoß von Tomislav Lovric um Haaresbreite ein Eigentor erzielt hätte.

Doch auch die Kroaten brachten nicht besonders viel zustande und ließen vor allem in der ersten Hälfte einige potenzielle Kontermöglichkeiten ungenutzt. In der 55. Minute hatte Mamic noch Pech, als sein leicht abgefälschter Schuss nur am Pfosten landete. Was danach bis zum Schlusspfiff folgte, war ein zerfahrenes, ausgesprochen unansehnliches Spiel, in dem die Kroaten wie erwähnt von der Angst gelähmt waren, ein Gegentor zu kassieren. Die Bernhausener wiederum lähmte der Umstand, unbedingt treffen zu müssen. Nach 94 Minuten beendete der Schlusspfiff die Darbietung, der zeitgleich das kroatische Fußballwunder besiegelte und den Bernhausener Aufstiegsfluch erneuerte.

Aufrufe: 020.6.2016, 17:30 Uhr
Nord-Rundschau / Mike MeyerAutor