2024-06-19T10:33:50.932Z

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An den Schnee gewöhnt haben sich inzwischen Lucas Martins Rodriguez (großes Bild, links) und Italo de Carvalho Rocha Lima. Bei der Familie von Viktoria-Teammanager Silvio Mrohs (kleines Bild, Zweiter von links) haben sie vorübergehend eine Heimat gefunden. Foto: Egmont Seiler
An den Schnee gewöhnt haben sich inzwischen Lucas Martins Rodriguez (großes Bild, links) und Italo de Carvalho Rocha Lima. Bei der Familie von Viktoria-Teammanager Silvio Mrohs (kleines Bild, Zweiter von links) haben sie vorübergehend eine Heimat gefunden. Foto: Egmont Seiler

Rehlberg statt Zuckerhut

Zwei A-Junioren aus Brasilien kämpfen mit Viktoria GMHütte um den Klassenerhalt in der Regionalliga

Italo de Carvalho Rocha Lima und Lucas Martins Rodriguez heißen die Attraktionen der A-Jugend von Viktoria Georgsmarienhütte. Die beiden Brasilianer zeigen sich als absolute Leistungsträger des abstiegsbedrohten Viktoria-Nachwuchses in der Fußball-Regionalliga. Einquartiert haben sich beide bei Familie Mrohs in Hilter.

Silvio Mrohs, seines Zeichens Teammanager der Mannschaft, die in der zweithöchsten A-Jugend-Liga spielt, ist seit Dezember 2013 so etwas wie der Ersatzvater der beiden Kicker aus Belo Horizonte. Der Kontakt zwischen ihm und den beiden Jungs kam über den Halb-Brasilianer Waldemar Rios zustande, dessen Sohn Peter vor einigen Jahren selbst in der Jugend der Viktoria spielte. ,,Die beiden haben im Sommer 2013 ihren Urlaub hier verbracht und dann ein kleines Schnuppertraining bei uns absolviert. Dort sind sie uns positiv aufgefallen", erklärt Mrohs die Hintergründe des Engagements. Demnach pflegten beide im Anschluss den Wunsch, wieder nach Deutschland zu kommen, die Sprache zu lernen und nebenbei für die Viktoria zu spielen.

Der Weg dahin verlief jedoch nicht ganz unproblematisch. Als die beiden Ende Dezember 2013 planmäßig in Deutschland landeten, hatte Silvio Mrohs noch keine Gastfamilie für die beiden Jugendlichen gefunden. ,,Wir mussten improvisieren. Unsere Kinder gehen hier ein und aus und bringen häufig Besuch mit, wir sind ein Haus der offenen Tür. Deswegen haben wir sie bei uns aufgenommen", sagt er. Die HSV-verrückte Familie Mrohs machte aus der Not eine Tugend und aus den beiden Gästen neue Familienmitglieder - und natürlich Fans des Hamburger SV.

Im Anschluss kümmerte sich Silvio Mrohs um Spielberechtigungen. Zunächst musste er die beiden Brasilianer bei einer Sprachschule anmelden. Danach folgten viel Schriftverkehr und Korrespondenz mit dem niedersächsischen Fußball-Verband, dem DFB und den brasilianischen Verbänden, ehe beide ihre Spielberechtigungen erhielten. Da hatte die Rückrunde schon begonnen, die Viktoria steckte mitten im Abstiegskampf.

Stürmer Italo, dessen Vorbild Neymar ist, erzielte in den folgenden elf Spielen neun Treffer, Luiz-Gustavo-Bewunderer Lucas konnte der Mannschaft als Sechser erst zur Mitte der Rückrunde helfen. Beide avancierten schnell zu Leistungsträgern und retteten der Viktoria so den Klassenerhalt. Dabei hatten sie zunächst Probleme, sich an den hochklassigen Fußball in Deutschland zu gewöhnen. ,,In Brasilien halten die Spieler den Ball häufig viel länger, dadurch ist das Spiel langsamer. In Deutschland wird direkter und körperlicher gespielt. Alle Spieler hier sind so groß", erklärt Lucas, der sich schon sehr gut auf Deutsch verständigen kann. Bei Italo hapert es noch mit der Sprache - sowieso lassen beide lieber die Füße sprechen.

Als gewöhnungsbedürftig erwies sich zudem das Klima Norddeutschlands. ,,Als es das erste Mal geschneit hat, standen beide die ganze Zeit mit dem Handy in der Hand vor Tür und haben Fotos geschossen", erzählt Silvio Mrohs, ,,und beim Training sind sie immer die, die am dicksten eingepackt sind." Dennoch gefällt es ihnen hier. Lucas weiß schon jetzt, dass er gerne bleiben und als Trainer arbeiten möchte, während Italo sich noch nicht sicher ist. So oder so bleiben beide zunächst bis zum Sommer.

Während des letzten Heimaturlaubs besuchte Lucas übrigens das WM-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland - ein Thema, bei dem ihm für einen Moment die Worte fehlen.

Aufrufe: 03.2.2015, 19:32 Uhr
Fabian Pieper / Neue Osnabrücker ZeitungAutor