2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Ein reichhaltiger Fundus: Als Dank für die tolle Organisation bekam Heinz Albersmeier nette Präsente wie das Schalker Traditionstrikot, ein Trikot mit den Namen der TV-Weltmeister-Mannschaft von 1954 und einen passenden Ball. Foto: Jörg Wehling
Ein reichhaltiger Fundus: Als Dank für die tolle Organisation bekam Heinz Albersmeier nette Präsente wie das Schalker Traditionstrikot, ein Trikot mit den Namen der TV-Weltmeister-Mannschaft von 1954 und einen passenden Ball. Foto: Jörg Wehling

Noch heute klingelt bei Heinz Albersmeier das Telefon

Weserspucker-Turnier: Bei dem 78-Jährigen liefen einst die Fäden zusammen für das traditionelle Mindener 
Turnier. In seinem privaten Fundus schlummert noch so manche Episode

Noch heute zum Jahresanfang klingelt ab und an bei Heinz Albersmeier das Telefon, wenn es um das Mindener Weserspucker-Hallenfußball-Turnier für Traditionsmannschaften geht. Dabei besucht der 78-Jährige, der das Hallenspektakel maßgeblich mit einer Hand voll Freunden aus der Taufe gehoben hatte, das Turnier nur noch als Ehrengast und pflegt Kontakte.

Das wird auch am kommenden Samstag so sein, wenn in der Mindener Kampa-Halle die bereits 34. Auflage angepfiffen wird. Mit 70 Jahren und dem 25. Turnier hat sich Heinz Albersmeier aus dem organisatorischen Bereich aus Altersgründen längst verabschiedet. Gerne blättert der Pensionär aber noch heute in seinen Fotoalben und betrachtet die vielen wertvollen Erinnerungsstücke, die ihm die Traditionsvereine und mit ihnen die vielen Persönlichkeiten aus Sport, Funk und Fernsehen geschenkt haben. Eine kleine Auswahl der Episoden:

DIE ANFÄNGE
Das erste Plakat für das Weserspucker-Turnier im Dezember 1985 schimmert lindgrün und war mit einem Nadeldrucker gedruckt. „Nach einem enttäuschenden Fußball-Bundesligaspiel haben wir uns auf der Rückfahrt an die Spieler erinnert, die früher schon toll gekickt haben und immer noch in Traditions-Mannschaften einen gepflegten Ball spielen“, berichtet Albersmeier. Und seine damaligen Mitstreiter Manfred Kruse und Horst Lenz fragten sich, warum man diese Spieler wie Wolfgang Overath oder Uwe Seeler nicht zu einem Hallenturnier nach Minden locken könnte? Damit war die Idee geboren und wurde nur ein Jahr später in die Tat umgesetzt.

„Ich habe fast alle deutschen Profiklubs angeschrieben. Von einigen habe ich nicht einmal eine Antwort erhalten“, berichtet Heinz Albersmeier aus der Phase, in der viel Lehrgeld gezahlt wurde. Heinz Lucas, Bundesliga-Trainer unter anderem bei Fortuna Düsseldorf, und Dieter Nüssing, einst Spieler beim 1. FC Nürnberg und Hertha BSC, leisteten Aufbauhilfe und stellten wertvolle Kontakte her. „Der entscheidende Schritt war, dass wir Traditions-Mannschaften und nicht Altherren-Teams einladen mussten, um die Profis von damals wirklich in Minden erleben zu dürfen.“

DER 1. FC MAGDEBURG
„Die wollte ich unbedingt haben. Aber das war gar nicht so einfach “, sagt Albersmeier und schwärmt noch heute von Joachim Streich und Wolfgang Seguin. Als eine Woche vor dem Turnier die Magdeburger absagten, sind Albersmeier und der damalige Vorsitzende Uwe Gerdes nach Sachsen-Anhalt gefahren, um die Magdeburger umzustimmen. Mit Erfolg. „Wir haben ihnen erklärt, dass die Plakate längst gedruckt und sie als Zugpferd bei unserem Turnier angekündigt waren“, berichtet Heinz Albersmeier.

Echte Fußball-Weltmeister: Heinz Albersmeier mit Horst Eckel (links) und Otmar Walter. Foto: MT-Archiv

DER FC BAYERN MÜNCHEN
Dass der FC Bayern in Minden auflief, hatte Albersmeier Dieter Nüssing zu verdanken. Ansprechpartner auf FCB-Seite war Walter Beckenbauer, der Bruder von „Kaiser“ Franz. Walter reagierte zurückhaltend auf die Anfrage aus Ostwestfalen. „Dieter hat mit ihm gesprochen und gerade zu gedrängt, nach Minden zu kommen“, berichtet Albersmeier. Und seine liebste Erinnerung an die Bayern-Auftritte liefert er gleich mit. „Bei einem Neunmeterschießen lief ein kleiner Bayern-Fan aufs Spielfeld und wollte ein Autogramm von Hansi Pflüger haben. Pflüger stoppte, schrieb das Autogramm und lief dann erneut an. Mit Erfolg“, sagt Albersmeier. Die Bayern gewannen das Turnier zwei Mal.

AJAX UND BENFICA
Für internationales Flair sorgten unter anderem die Traditions-Mannschaften von Ajax Amsterdam und Benfica Lissabon in Minden. „Das waren für mich absolute Höhepunkte“, sagt Albersmeier und zählt die Namen auf, die um die Trophäe kämpften. Zum Beispiel Ronald Koeman, Trainer der holländischen Nationalmannschaft, und Nationalspieler Simon Tahamata. Eine Verpflichtung von Portugals Fußball-Idol Eusebio scheiterte aus finanziellen Gründen.

SEELER, ECKEL UND WALTER
Richtig stolz macht es den Mindener, dass Uwe Seeler, Horst Eckel und Otmar Walter beim Weserspucker waren. „Ich bin extra zu Uwe Seeler nach Hamburg gefahren und konnte ihn davon überzeugen, als Schirmherr bei uns in Minden aufzutreten. Die Mühe hat sich wirklich gelohnt. Und es zeigt, dass man einige Dinge nicht per E-Mail, sondern persönlich regeln muss“, berichtet Albersmeier. In Ehren hält er ein gemeinsames Foto mit Otmar Walter und Horst Eckel, den Spielern der 1954er-Weltmeister-Mannschaft. Später lief noch unter Vermittlung von TV-Moderator Uli Potofski die TV-Weltmeister-Mannschaft auf, die in dem Spielfilm „Das Wunder von Bern“ mitgespielt hatte.

ESCHWEILER / HEYNEMANN
Auch die einst nationalen Größen im Schiedsrichterwesen gaben und geben sich in Minden die Klinke und die Pfeife in die Hand. Bei der diesjährigen Auflage wird Bernd Heynemann wieder dabei sein. Zuvor standen auch Wolf-Dieter Ahlenfelder, Günter Wiesel und Walter Eschweiler in der Kampa-Halle auf dem Spielfeld, die sich dort so manchen Spruch von den Moderatoren Uli Potofski und Werner Hansch anhören durften.

DIE DRITTE HALBZEIT
„Wichtig war nicht nur das, was in der Halle passiert, sondern auch später nach dem Turnier“, sagt Albersmeier über das Spielerbankett, das als dritte Halbzeit in die Weserspucker-Geschichte eingegangen ist. „Hier wurden in lockerer Runde Kontakte geknüpft und bis heute gepflegt“, sagt der Weserspucker-Initiator und nennt noch einen wichtigen Partner an seiner Seite: „Ohne Uwe Mülmenstädt, der bei der Sponsoren-Suche maßgeblich behilflich war, hätte das Turnier auf Dauer keine Zukunft gehabt.“

DIE EIGENEN GEBURTSTAGE
Einige Male durfte Heinz Albersmeier seine Geburtstage beim Weserspucker-Turnier feiern. „Das habe ich immer ein wenig als störend empfunden“, sagt der 78-Jährige. Ein besonderes Präsent offerierten ihm die heimischen Weserspucker-Fußballer, die ihm den Turniersieg widmeten. „Das war mir gar nicht so recht“, dachte dabei Heinz Albersmeier an die Stars, die nicht brüskiert werden sollten. Schließlich waren und sind sie bis heute die Hauptattraktion des Turniers.

Aufrufe: 09.1.2019, 18:00 Uhr
Jörg WehlingAutor