2024-05-08T14:46:11.570Z

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Public Viewing, wie hier am Rhein-Nahe-Eck in Bingen während der Fußball-WM 2014, ist nicht die Sache der beiden Trainer Thomas Klöckner (Gau-Algesheim) und Patrick Rudolf (Wackernheim). 	Archivfoto: Schmidt
Public Viewing, wie hier am Rhein-Nahe-Eck in Bingen während der Fußball-WM 2014, ist nicht die Sache der beiden Trainer Thomas Klöckner (Gau-Algesheim) und Patrick Rudolf (Wackernheim). Archivfoto: Schmidt

Noch einige Baustellen

Heimische Trainer sehen Nachholbedarf bei DFB-Team

GAU-ALGESHEIM/WACKERNHEIM. Nach dem geglückten Auftakt der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM gegen die Ukraine (2:0) sind sich die Vereinstrainer aus der Region einig: Für die zweite Partie gegen Polen ist heute Abend im Stade de France (21 Uhr) eine Steigerung nötig.

Patrick Rudolf, Trainer des TSV Wackernheim in der A-Klasse Mainz-Bingen, schließt sich bei seiner Analyse dem Gros der Experten an und sieht insbesondere in der Defensive Verbesserungsbedarf: ,,In der Abwehr hatten wir teilweise große Abstimmungsprobleme." Allen voran die beiden Außenverteidiger Benedikt Höwedes und Jonas Hector haben ihn nicht überzeugt. Der 45-Jährige sieht Emre Can als Alternative für die rechte Seite: ,,Can gefällt mir persönlich sehr gut, weil er physisch stark ist." Außerdem hofft er auf Mats Hummels in der Innenverteidigung.

Weitere Baustellen sieht Thomas Klöckner, neuer Trainer der Sportvereinigung (SV) Gau-Algesheim, in der Offensive. ,,Wir haben vorne zu lethargisch gespielt", kritisiert er. ,,Ich habe die Dynamik und Spritzigkeit vermisst." Gerade gegen defensiv eingestellte Gegner - und auf diese würde Deutschland noch des Öfteren treffen - sei mehr Bewegung und Tempo im Angriffsspiel vonnöten. Als positive Beispiele nannte er Gastgeber Frankreich und England, die variabler agiert hätten.

Uneinig sind sich die beiden Fußballtrainer dagegen bei der Einschätzung des heutigen Gegners. Klöckner erwartet ein tief stehendes Team aus Polen: ,,Sie sind eine Kontermannschaft und werden auf ihr Umschaltspiel setzen." Rudolf rechnet damit, dass der deutsche Nachbar versuchen wird mitzuspielen und offensiv Akzente zu setzen. ,,Die Steigerung dürfte schon alleine durch die Paarung zustande kommen", schätzt Wackernheims Coach die ebenfalls siegreich gestarteten Polen stärker als die Ukraine ein. ,,Mit einem Sieg wären wir vermutlich bereits durch."

Auftakt vor heimischem Fernseher verfolgt

Den Auftakterfolg von Jogis Jungs haben Klöckner und Rudolf vor dem heimischen Fernseher verfolgt. Und in dieser Analyse sind sich die beiden einig: ,,Wir hatten eine gehörige Portion Glück, dass wir kein Gegentor kassiert haben." Trotz einiger Stellschrauben erkannten sie auch positive Ansätze beim Start zur Mission EM-Titel. Patrick Rudolf imponierte neben Spielmacher Toni Kroos (,,Der Junge ist unglaublich") der deutsche Jubel nach Bastian Schweinsteigers Tor zum 2:0. ,,Man hat gespürt, dass wieder eine Truppe auf dem Platz steht - genau wie vor zwei Jahren", erläutert er. Patrick Rudolf lobte das abgeklärte Auftreten: ,,Die Jungs haben die Nerven behalten und auch kritische Phasen überstanden."

Neben dem Deutschland-Spiel standen insbesondere die weiteren Favoriten auf Europas Krone im Fokus des ersten Spieltags. Doch allzu furchteinflößend hat sich bislang kaum eine Mannschaft präsentiert. Als größte Überraschung stuften die beiden A-Klasse-Trainer den Weltmeister von 2006, Italien, ein. Für Rudolf war das 2:0 gegen Belgien der bisherige Höhepunkt der EM. Und für Klöckner stellen die Südeuropäer einen ,,Ausnahmefall" dar. ,,Im Gegensatz zu anderen leben sie nicht von einzelnen Stars, sondern haben als Team agiert", meint der Ex-Trainer des TuS Trechtingshausen. Der gar nicht mehr so geheime Geheimfavorit Belgien habe dagegen negativ überrascht.

In jedem Fall erwarten beide Trainer offenere Begegnungen am zweiten Spieltag - und endlich mehr Tore. Die bisherigen Duelle zwischen Bemühung und Spielverhinderung haben sie nicht überrascht. ,,Schließlich will keiner die erste Partie verlieren", weiß Klöckner. Der 32-Jährige hofft, dass die Mannschaften nun befreiter aufspielen. Wackernheims Rudolf fehlt bislang der ,,Aha-Effekt." Vielleicht erlebt er ihn schon heute Abend beim zweiten deutschen EM-Spiel.


ABERGLAUBE

Im Gegensatz zu zahlreichen deutschen Fußballfans ziehen Thomas Klöckner und Patrick Rudolf das gemütliche Gucken auf dem heimischen Sofa dem Public Viewing vor- Klöckner, erklärt: ,,Immer wenn ich auswärts geguckt habe, hat Deutschland verloren. Deshalb behalte ich den Aberglauben bei und gucke weiter zu Hause."

Patrick Rudolf sitzt mit Zettel und Stift vor dem Fernseher: ,,Als Trainer notiere ich mir neue und interessante Dinge. Deshalb mag ich keine Ablenkung.

Aufrufe: 016.6.2016, 14:00 Uhr
Dennis BuchwaldAutor