2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Carsten Schult ist seit der Gründung des JFV A/O/Heeslingen 2009 dessen erster Vorsitzender. Foto Krause
Carsten Schult ist seit der Gründung des JFV A/O/Heeslingen 2009 dessen erster Vorsitzender. Foto Krause

,,Nächste Saison ist gesichert"

Interview mit dem A/O/Heeslingen-Vorsitzenden Carsten Schult zur Zukunft des Jugendfördervereins

Heeslingen/Ahlerstedt. Sportlich ist der JFV A/O/Heeslingen eine Erfolgsgeschichte. Jugendfußball auf einer solch hohen Ebene - und das über Jahre hinweg - hat es zuvor im Landkreis noch nie gegeben. Aber hinter den Kulissen knirscht es. Heeslingens Partnerverein SV Ahlerstedt/Ottendorf hat massive Probleme im Herrenbereich. Sollte das Team aus der Landesliga absteigen, könnte das auch Auswirkungen auf den JFV haben. Wir sprachen darüber mit dem JFV-Vorsitzenden Carsten Schult.

Herr Schult, fußballerisch läuft es rund beim JFV, die A-Junioren sind Tabellenzweiter der Niedersachsenliga, die B-Junioren Tabellendritter und auch die übrigen JFV-Teams spielen in ihren Ligen gute Rollen. Wie zufrieden sind Sie mit der Hinrunde in sportlicher Hinsicht?

Sportlich können wir zufrieden sein. Alle Mannschaften von uns können ihre Ziele noch erreichen. Sicherlich haben einige ein paar Punkte liegen lassen, zum Beispiel die A-Junioren, aber ich bin ganz guter Dinge, dass wir da in der Rückrunde noch ein bisschen was bewegen können. Wir haben nicht den Zwang aufsteigen zu müssen. Die Trainer haben keinen Druck, von daher bin ich guter Dinge, dass wir auch eine gute Rückrunde spielen. Das war in den vergangenen Jahren eigentlich immer so.

Mit Martin König wird nun ausgerechnet Ihr sportlicher Leiter neuer Cheftrainer beim noch zu gründenden VfL Güldenstern Stade, einem direkten Konkurrenten. Wie sehr schmerzt Sie diese Personalie?

Sehr. Die letzten zwei Jahre war das eine sehr gute Zusammenarbeit. Das dauert ja eine Weile, bis man sich aneinander gewöhnt hat, die Vertrauensbasis da ist und man weiß, wie der andere jeweils die Dinge anpackt. Wir waren gerade so weit, dass wir die Früchte dieser Arbeit langsam zu ernten anfingen. Martin König hat den Vorstand erheblich entlastet. Steffen Lahde (Schults Stellvertreter, d. Red.) und ich mussten uns dank ihm deutlich weniger um die sportlichen Dinge kümmern. Da entsteht jetzt natürlich erstmal ein Vakuum.

Erst hieß es, König würde den JFV erst zur neuen Saison verlassen, doch jetzt geht er sofort. Wie kam es dazu?

Es war für mich ganz klar und mit Martin auch so besprochen, dass er in dem Moment, in dem er sich entscheidet, zu einem Wettbewerber zu gehen, auch direkt aus dem JFV ausscheidet. Da gibt es so viele Interna, was Trainer- oder Spielerverpflichtungen angeht, die kann ich nun natürlich nicht mehr mit ihm besprechen. Er ist so integer als Person, dass er das auch so sieht und zugesagt hat, seine Kenntnisse in Stade nicht gleich zur Anwendung zu bringen.

Sie haben also keine Befürchtungen, dass er als Kenner des gesamten Personals von A/O/Heeslingen gleich entscheidende Spieler zum VfL Güldenstern Stade beziehungsweise in dessen Jugendbereich holt?

Bei den Jugendmannschaften gibt es in Stade nur ein bis zwei, die annähernd auf unserem Niveau sind, von daher habe ich da jetzt nicht so die großen Sorgen. Im Herrenbereich ist es ja so, dass es im Moment so aussieht, als würde er nur eine Bezirksligamannschaft übernehmen.

Aber unabhängig von der Spielklasse des Stader Vereins droht ja auch Ihrem Heimatverein SV Ahlerstedt/Ottendorf der Absturz in die Bezirksliga. Sollte der Abstieg nicht mehr verhindert werden können: Welche Konsequenzen hätte das für den JFV A/O/Heeslingen?

Das hätte zunächst keine Konsequenzen, weil wir eine klare Vereinbarung mit beiden Stammvereinen haben, dass ein Ausstieg nicht innerhalb eines halben Jahres möglich ist. Unsere Planungen für die neue Saison laufen im JFV ja längst. Wir haben schon Trainer verpflichtet. Es gibt im Moment aber keine Gedanken bei A/O, aus dem JFV auszusteigen. Es gibt ein klares Petitum von Thorsten Meyer (A/O-Vorsitzender, d. Red.), dass die Arbeit im JFV weiter unterstützt wird.

Die kommende Saison ist also auf jeden Fall gesichert?

Ja.

Bei der jüngsten Hauptversammlung der SV Ahlerstedt/Ottendorf gab es viel Unmut über eine deutliche Beitragserhöhung und eine notwendige Einmalzahlung der Mitglieder. Viele machten auch den JFV dafür mit verantwortlich. Was sagen Sie diesen Kritikern?

Die Situation im Herrenbereich hat aus meiner Sicht überhaupt nichts mit dem JFV zu tun. Das hat andere, strukturelle Gründe bei A/O. Dort ist ein Umbruch erfolgt. Es ist ein langjähriger Trainer (Hartmut Mattfeldt, d. Red), mit dem ich selbst auch immer sehr gut zusammengearbeitet habe, ausgeschieden. Mit einem Umbruch entstehen in einem Mannschaftsgebilde immer Veränderungen - und die sind leider bei A/O einen Tick zu groß ausgefallen, so dass man jetzt zu erwartende sportliche Probleme in der Landesliga hat. Das hat aber nichts mit dem JFV zu tun. Im Gegenteil: Hätte es die jahrelange gute Jugendarbeit nicht gegeben, dann hätte A/O schon vor zwei bis drei Jahren die Landesliga verlassen.

Käme aus Ihrer Sicht auch ein neuer Verein als zusätzlicher Partner für den JFV in Frage?

Ja, darüber haben wir uns schon intensiv Gedanken gemacht. Wir sehen nur im Moment keinen so richtig am Horizont.

Was müsste dieser Verein leisten?

Er müsste den Gedanken des Leistungsfußballs mittragen, einen gewissen finanziellen Anteil übernehmen und auch Infrastruktur stellen, so wie das die beiden Stammvereine heute auch machen. Zudem müsste er regional noch ganz gut zu erreichen sein. Um ein Beispiel zu nennen: Es würde wenig Sinn machen, dass Ahlerstedt mit Rotenburg kooperiert, denn ein U13-Spieler wird nicht 40 Kilometer zum Training fahren.

Wobei der RSV derzeit wohl der einzige Verein im Landkreis Rotenburg wäre, der sportlich in der Lage ist, dem Heeslinger SC langfristig auf Augenhöhe zu begegnen...

Im Herrenbereich sehe ich das so, im Jugendbereich sehe ich das derzeit noch nicht. Es gibt in der Region ja mehrere Jugendfördervereine, wobei ich sagen muss, perspektivisch käme im Leistungsbereich wohl nur Rotenburg in Frage. Da entsteht gerade etwas. Ich bin im regelmäßigen Austausch mit Ralf Hastedt, dem Vorsitzenden des JFV Rotenburg. Allerdings halte ich persönlich eine Kooperation aus entfernungstechnischen Gründen nicht für umsetzbar.

Was wäre die Alternative?

Man bräuchte einen größeren Ort in der Nähe von Heeslingen, denn es geht ja nicht nur darum, Geld oder Plätze zu besorgen: Grundsätzlich brauchen wir eine Menge Kinder, aus denen man dann auch Leistungsmannschaften rekrutieren kann. Da braucht man größere Orte. Rund um Heeslingen gebe es da ja beispielsweise auch Zeven oder Sittensen.

Vereine wie der TuS Zeven oder der VfL Sittensen hätten aber vermutlich Probleme damit, in den JFV einzusteigen, da sie sportlich immer in der Rolle des Juniorpartners wären und befürchten müssten, dass sie für ihren eigenen Herrenbereich kaum davon profitieren würden...

Ob das so ist, weiß ich nicht. Wichtig ist aber, dass es ein größerer Verein ist, der sowohl viele Kinder mitbringt als auch den Leistungsgedanken mitträgt. Das passiert sicherlich nur, wenn er auch selbst davon profitiert. Für mich gehört zur Vereinsarbeit auch Jugendarbeit - im übrigen nicht nur Leistungs- sondern auch Breitensport. Nur die erste Herren als Aushängeschild zu präsentieren, wäre für mich kein Grund, mich für einen Verein zu engagieren.

Glauben Sie denn, dass der JFV über die nächste Saison hinaus weiter bestehen könnte, sollte A/O aus der Landesliga absteigen und kein neuer Partner gefunden werden?

Ich glaube, dass der Heeslinger SC das von den Strukturen und finanziellen Voraussetzungen her auch alleine machen könnte. Aber von der Infrastruktur her schafft er das definitiv nicht. Von daher müssten die Heeslinger entweder kurzfristig massiv etwas an ihrer Infrastruktur verändern oder sich einen neuen Partner suchen - wenn denn A/O aussteigen würde. Das steht aber - wie gesagt - für die nächsten anderthalb Jahre nicht im Raum.

LINK: Viele weitere Berichte über den Amateurfußball im Kreis Rotenburg


Dieser Artikel stammt von der Zevener Zeitung

Aufrufe: 022.1.2016, 07:30 Uhr
Zevener Zeitung / Von Oliver MojeAutor