2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

MSV-Kapitän beklagt Rassismus

Tayfun Uzunlar erlebt bei Fußballspielen regelmäßig Fremdenfeindlichkeit.

Die Aufregung und Empörung waren groß, als die Champions-League-Partie zwischen Paris und Istanbul aufgrund einer rassistischen Entgleisung des vierten Offiziellen abgebrochen werden musste. Der Vorfall lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf ein gesellschaftliches Problem, das sich auch im Fußball widerspiegelt – auch und womöglich sogar insbesondere in den heimischen Amateurligen. „Ich habe viele rassistische Vorfälle erlebt“, berichtet Tayfun Uzunlar, Kapitän beim Landesligisten MSV Düsseldorf, und konstatiert: „Rassismus wird aus dem Fußball wohl nie verschwinden.“

Auf dem Platz gehe es verbal sehr hart zu und gerade als Ausländer bekomme man viele Sprüche zu hören, die klar rassistisch einzustufen seien, berichtet der in Deutschland aufgewachsene Mittelfeldspieler mit türkischen Wurzeln. Oftmals würden derartige Sprüche zur Provokation genutzt. Doch auch bei den Schiedsrichtern treffe man häufig auf Vorurteile: „Wenn wir mal ein, zwei Töne von uns geben, dann gibt es schnell Gelbe Karten, beim Gegner dann aber nicht.“

Als migrantisch geprägter Verein habe es der MSV nach dem Landesliga-Aufstieg 2017 besonders schwer gehabt. Disziplin und Selbstbeherrschung hätten dem MSV letztlich jedoch geholfen, im Laufe der Zeit eine allseits anerkannte Mannschaft zu werden. „Wir haben immer versucht, alles diplomatisch zu klären“, erinnert sich Uzunlar. Für die Zukunft hat der 29-Jährige zwei wichtige Vorschläge zur Verbesserung: Spieler sollten nach rassistischen Vorfällen in einer Kartei erfasst werden, um sie bei Wiederholungsfällen länger sperren zu können. Zudem müssten auch die Schiedsrichter besser geschult werden. „Ich weise einen Schiedsrichter auf eine rassistische Beleidigung hin und der fragt mich, warum ich mich denn aufrege, wir würden doch gerade führen. Dabei geht es mir darum gar nicht in dem Moment“, ärgert sich Uzunlar. Viele Schiedsrichter würden rassistische Beleidigungen entweder überhören oder ihnen nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken.

Mohamed El Mimouni, Trainer des MSV Düsseldorf, regt ergänzend an: „Man muss früh den Kindern in den Vereinen beibringen, dass so etwas nicht akzeptabel ist. Einen 30-Jährigen bekommst du nicht mehr geändert, aber man muss den Kindern lehren, dass alle Menschen gleich sind und es keine Unterschiede gibt.“ Dies müsse viel intensiver als bisher ein Bestandteil der Trainerlehrgänge beim Deutschen Fußball-Bund und den regionalen Verbänden sein. Zugleich wünscht sich El Mimouni, der selbst in seiner Zeit als U19-Bundesliga-Trainer beim Wuppertaler SV aufgrund seiner marokkanischen Herkunft beleidigt wurde, härtere Strafen bei rassistischen Vorfällen.

Mohamed Dair, sportlicher Leiter beim MSV, appelliert insbesondere an die Vereine, aktiv zu werden: „Der Verband allein kann das nicht schaffen, er ist überfordert. Die Vereine sind in der Pflicht, dem Rassismus die Stirn zu bieten.“ Bei entsprechenden Vorfällen müsse konsequent gehandelt werden, egal ob es sich um einen Spieler oder den Vorsitzenden handelt. Dair wünscht sich einen beim Verband angesiedelten Beauftragten für Rassismus. Ergänzend könnten alle Vereine der Liga zudem einen Zuständigen mitsamt Stellvertreter für derartige Vorkommnisse in der eigenen Spielklasse wählen. Auch Dair wünscht sich eine bessere Ausbildung für Schiedsrichter in diesem Bereich: „Viele sind hier nicht geschult und wissen nicht, was man in solchen Momenten zu tun hat.“ Der Funktionär fordert: „Es muss uns bei rassistischen Vorfällen möglich sein, das Spielfeld aus Protest verlassen zu dürfen, ohne danach sanktioniert zu werden.“

Bei allen Verbesserungsvorschlägen und trotz der aktuellen Aufmerksamkeit für dieses Thema zeigt sich Mohamed El Mimouni jedoch resigniert: „In ein, zwei Wochen ist das wieder vergessen.“

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Aufrufe: 016.12.2020, 08:00 Uhr
RP / Daniel MertensAutor