„Wir haben schon zum Ende der vergangenen Saison nach einer Möglichkeit gesucht, unsere Trainerarbeit mit Hilfe digitaler Unterstützung zu steuern und zu professionalisieren“, erklärt Co-Trainer Khaled Daftari. Schließlich wurde der Verein bei der Suche nach einer Technik, die jede Bewegung des Spielers auf dem Spielfeld erfasst, fündig. „Wir können nun auswerten, welche Distanzen gelaufen wurden, wie schnell sich die Spieler bewegt haben und vor allem, wo genau sie sich auf dem Feld aufgehalten haben“, erklärt Daftari die Möglichkeiten seines digitalen Assistenten. Herzfrequenzen, Kalorienverbrauch oder Zweikampfverhalten würden nicht gemessen.
x Am Beispiel eines der jüngsten Auswärtsspiele wurde analysiert, dass die Laufleistung der Spieler im Schnitt zehn Kilometer betrug und damit gar nicht weit weg von der einer Bundesligamannschaft ist. Ein Drittel dieser Kilometer wurden mit einer hohen Intensität absolviert. Die Stürmer laufen im Vergleich zu den Innenverteidigern etwa genauso viel, kommen dabei auf etwa 30 Sprints und erreichen fast den dreifachen Wert gegenüber den Kollegen aus der Defensive.
Echte Kilometerfresser sind die Defensivleute vor der Abwehr und an den Außenbahnen. Mit mehr als zehn Kilometern pro Spiel und weit mehr als 20 intensiven Sprints liegen sie weit vor den anderen Mannschaftteilen. Bei einem dieser Sprints wurden 32,3 Stundenkilometer als Spitzenwert gemessen. Die durchschnittliche Sprintgeschwindigkeit betrug bei diesem Spiel etwa 25 Stundenkilometer. Selbst der Torwart war 3,8 Kilometer unterwegs.
Die Spitzenergebnisse in dieser Partie erreichte ein Mittelfeldakteur: 11,1 Kilometer in 90 Minuten, davon 3,8 Kilometer in hoher Intensität. 33 Sprints ergab die Analyse, zehn davon im höchsten Tempo. Seine durchschnittliche Sprintgeschwindigkeit betrug 24,6 Stundenkilometer, der Spitzenwert lag bei 29,3 Stundenkilometern – so kann man vermutlich eine ganze Mannschaft mitreißen.
Die durchschnittlich zurückgelegte Distanz eines Straelener Fußballers lag in den vergangenen zehn Spielen bei 9,9 Kilometern. Ein Spitzenwert wurde dabei vor knapp zwei Monaten beim 2:2-Auswärtserfolg bei Rot-Weiss Essen erreicht, Tiefstwerte Mitte Oktober bei der 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Am sprintfreudigsten zeigte sich die Mannschaft ebenfalls beim Spiel in Essen, äußerst langsam ließ sie es beim Heimspiel gegen Mitaufsteiger TV Herkenrath angehen – ein Indiz für die 0:3-Niederlage.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns diese Technik beziehungsweise die Auswertung der aufgezeichneten Daten zwei bis drei Punkte, wenn nicht sogar mehr, über die gesamte Saison bringen werden“, sagt Daftari und ist davon überzeugt, dass diese Punkte über Meisterschaft oder Abstieg entscheiden könnten. Dazu reicht es bestimmt nicht aus, die Erkenntnisse der erbrachten Laufleistungen auszuwerten. In die Tiefe der Analyse geht Daftari am Montag nach einem Spiel, wenn er seine Auswertungen mit SVS-Trainer Marcus John diskutiert.
„Wir haben eine einfaches Tool an der Hand, das uns hilft, die Belastung im Training zu steuern, eine Spielidee zu verfeinern und diese den Spielern näher zu bringen. Die einzelnen Auswertungen bekommen die Spieler per WhatsApp“, erklärt Daftari. „Neben den Laufdaten erhalte ich wichtige Informationen, wie und wo meine Spieler auf dem Platz unterwegs waren“, sagt SVS-Trainer Marcus John, „denn während des Spiels kann ich nicht immer alles genau sehen und nachhalten. Auch darüber erhalte ich detaillierte Informationen.“ „Und da sehen wir natürlich, ob taktische Vorgaben eingehalten wurden“, ergänzt Daftari, „und sie können als Eigenmotivation für unsere Spieler und für uns als Trainer auch als Argumentationshilfen für Lob und Tadel dienen.“
Von den Straelener Spielern war zu hören, dass der Gürtel perfekt sitzt und während des Spiels nicht gespürt wird.