2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Zwei Drittel aller A-Junioren Mannschaften im SWFV laufen als U21. So auch die Fußballer der TSG Planig, hier mit Kazim Gül (rechts) im Duell mit der JSG Nahetal (Timon Schreiner).
Zwei Drittel aller A-Junioren Mannschaften im SWFV laufen als U21. So auch die Fußballer der TSG Planig, hier mit Kazim Gül (rechts) im Duell mit der JSG Nahetal (Timon Schreiner). – Foto: Edgar Daudistel

Mehr Qualität, weniger Probleme

A-Junioren Teams im Kreis Bad Kreuznach begrüßen die Option, auf Kreisebene eine U21 zu melden

Bad Kreuznach. Der Jugendfußball in Deutschland zählt immer weniger Mannschaften. Auch im Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) sinken die Zahlen seit nunmehr zehn Jahren. Während in den jüngeren Altersklassen nach wie vor sehr viele Kinder Fußballspielen, kommen in der B- und A-Jugend immer weniger Spieler an. Vor allem auf Kreisebene wird die Ohnmacht der Vereine deutlich. Eigenständig ist ein Spielbetrieb kaum noch denkbar.

Zur „Flexibilisierung des Spielbetriebs“ ging der SWFV deshalb im Sommer 2019 mit einem Pilotprojekt ins Rennen, das vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) eigens für den A-Junioren-Spielbetrieb auf Kreisebene an die Landesverbände herangetragen wurde. Demnach dürfen auf Kreisebene auch U20/U21 Spieler in Test- und Ligaspielen eingesetzt werden – vier Stück maximal pro Spiel und Verein. „Als Pilotprojekt ist das ganze erstmal auf zwei Spielzeiten begrenzt“, erklärt Marcel Messerig, Leiter Spielbetrieb Junioren beim SWFV. Noch vor dem Saisonende, so Messerig, werde man im Austausch mit den Fußballkreisen das Feedback der Vereine besprechen. „Eventuell gibt es dann noch Vorschläge zur Modifizierung.“
Dass der Verband mit dem neuen Modell bei vielen Klubs offene Türen einrannte, ist jedoch bereits offenkundig. „Das zeigen alleine schon die Meldezahlen“, bestätigt Messerig gegenüber dieser Zeitung. 102 A-Juniorenteams hatten sich für die Spielzeit 2019/20 auf Kreisebene gemeldet, 54 davon als U21. Doch wie kurzlebig einige Meldungen sein können, zeigt die Entwicklung über die Saison. „Stand September waren von 93 Mannschaften 64 als U21 aktiv“, berichtet der Verbandsmitarbeiter. Nach der Winterpause nun folgendes Bild: 83 Teams, 59 im neuen Modell. „Resonanz war auf jeden Fall da. Jetzt müssen wir aber abwarten, wie das Feedback der Vereine ausfällt“, sagt Messerig. Wie es nach Ablauf der Pilotphase weitergehe, sei völlig offen.

Vereine begrüßen den größeren Spielerpool

„Ich finde dieses System wirklich super. Eine klasse Sache für den Breitensport, weil sich die Jungs als U21 ja quasi schon etwas einspielen können für die nächste Generation der Aktiven“, meint Mario Hill. Der Trainer der TSG Planig erzählt, dass man vor der Saison nicht abschätzen konnte, wie viele Spieler aus dem reinen A-Jugendjahrgang tatsächlich zur Verfügung stünden. „Das Risiko war einfach zu groß, eine reine A-Jugend zu melden. Die Interessen der Jungs sind jetzt einfach ganz anders als noch vor zwei Jahren. Und wenn wir mal Personalsorgen haben sollten, war es mir wichtig, dass wir flexibel sind“, betont Hill. In den drei aktiven Teams der TSG seien einige U21-Spieler vorhanden und „falls alle Stricke reißen“ hätte man sich hier bedienen können. Das sei in der Hinserie jedoch nur zweimal der Fall gewesen. „Ansonsten sind wir doch ganz gut aufgestellt“, freut sich Hill, dem der Leistungsunterschied zwischen U19 und U21-Spieler auch nicht als zu groß vorkommt. „Das sieht man ja auch an der Liga. Die ist extrem ausgeglichen und wird sicher auch bis zum Ende spannend bleiben“, prophezeit Planigs Trainer, der mit seinem Team aktuell auf Rang vier liegt (17 Punkte).
Drei Spiele und acht Punkte mehr hat die U21 der SG Eintracht Bad Kreuznach/Hackenheim auf dem Konto. Auch beim Team von Trainer Sven Köhler wäre es ohne die „Älteren“ wohl nichts geworden. „Für uns war das eine Notwendigkeit, da es sonst sehr eng geworden wäre“, sagt Eintracht-Jugendleiter Dieter Müller. Er sieht den großen Vorteil des Modells vor allem darin, den ehemaligen A-Jugendlichen den Einstieg in den Aktivenbereich zu erleichtern: „Gerade die Talente, die den Sprung in die erste Mannschaft noch nicht so recht geschafft haben, sind dort gut aufgehoben. Dort können sie sich in Ruhe entwickeln, bekommen genug Spielpraxis und übernehmen auch mehr Verantwortung.“ Für den Spaß und das Selbstvertrauen sei das genau richtig, zumal Müller auch von der Qualität der Liga begeistert ist. „Was Tempo und Taktik angeht, ist das Niveau schon ziemlich hoch. Ich habe jedenfalls schon viele gute Spiele gesehen“, lobt der Kreuznacher.

Trotz Verzicht auf U21-Akteure: Planig und Eintracht würden Aufstieg wahrnehmen

Auch Mario Hill sieht die meisten Mannschaften auf einem Level, was das Rennen um den Aufstieg in die Landesliga umso reizvoller macht. Beachten müssen die Klubs allerdings, dass sie eine Liga höher auf die U21-Spieler verzichten müssen. Die so hoch geschätzte Flexibilität bei der Kaderplanung wäre dahin. Dennoch würden beide Klubs den Aufstieg wahrnehmen. „Klar würden uns mit den Jungs dann absolute Leistungsträger fehlen, aber von der Landesliga erhoffen wir uns natürlich auch einen gewissen Zulauf neuer Spieler“, erklärt Dieter Müller. Bei der TSG Planig, wo zur neuen Saison auch wieder ein ganzer Schwung aus der B-Jugend nachkommt, schätzt Mario Hill die Situation ähnlich ein. „Das traue ich den Jungs auf jeden Fall zu und die Landesliga erhöht natürlich gerade für die talentierten Spieler die Attraktivität, bei uns zu bleiben.“
Beim Blick in die übrigen Kreisligen im Südwesten wird klar, auch dort sind in fünf von sieben Fällen U21-Teams vorne. „Klar ist es für die Vereine, die eine reine A-Jugend haben, schwerer“, meint Mario Hill. Aber genau dort gelte es von Verbandsseite aus eine Lösung zu finden. Er jedenfalls sei froh, nicht jedes Wochenende Spiele wegen Spielermangels verlegen oder absagen zu müssen.

Aufrufe: 019.2.2020, 09:31 Uhr
Martin ImruckAutor