2024-05-10T08:19:16.237Z

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Das Smartphone ist aktuell ein wichtiges Instrument, um insbesondere die Jugendspieler daran zu erinnern, die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten.
Das Smartphone ist aktuell ein wichtiges Instrument, um insbesondere die Jugendspieler daran zu erinnern, die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten. – Foto: Nückel/Steinmann

»Wir haben Einfluss«

Jugendtrainer appellieren via WhatsApp an ihre Fußballer, die Anti-Corona-Regeln zu beherzigen

Alzey/Bingen/Bad Kreuznach. „Ja“, sagt Mario Hill, „als Jugendtrainer haben wir schon erheblichen Einfluss auf die Jugendlichen.“ Deshalb greift er zum Smartphone und schickt eine WhatsApp an die Mitglieder seiner Fußball-Mannschaft von der TSG Planig. Der Inhalt: Die Bitte an jeden Einzelnen, Corona ernst zu nehmen. Und der Appell, sich tatsächlich vorrangig zu Hause aufzuhalten und unnötige soziale Kontakte zu meiden. Eben das, womit sich Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwochabend so eindringlich in ihrer Fernsehansprache an die Bevölkerung wandte.

Trotz der ernsten Worte Merkels droht weiterhin eine Ausgangssperre in Deutschland. Auch, weil auffallend viele Jugendliche die Aufforderung missachten, Gruppen zu meiden. Ob sich die Jugendkicker von der TSG Planig dran halten, kann Mario Hill nicht einschätzen. Sie sind in vielen Dörfern daheim, als das man den Überblick darüber hätte. Aber unterm Strich ist das auch egal. Es kann ja nicht schaden, sie nochmals fürs Thema zu sensibilisieren. Und wenn nur eine Infektion dadurch verhindert wird, hat sich der kleine Aufwand schon gelohnt.

Hill, ein sehr erfahrener Jugendtrainer, nimmt an, dass es nicht einmal böser Wille bei den jungen Leuten ist, die Krise auf die leichte Schulter zu nehmen. Es habe möglicherweise mit der Social-Media-Szene zu tun. Oft seien Facebook und Co. ihre primären Nachrichtenquellen. Und dort kursieren Posts, die die Gefahr verharmlosen. Die gesellschaftliche Verantwortung, die jeder Einzelne in diesen Tagen trägt, sei vielen vielleicht noch gar nicht so bewusst. Hill hat mit seinem Hinweis in die WhatsApp-Gruppe einen Beitrag dazu geleistet, daran etwas zu verändern. Noch erfolgreicher, da ist sich der 39-Jährige sicher, wären aber die sogenannten „Influencer“. Würden diese Leitfiguren im Netz für Zurückhaltung im öffentlichen Leben werben, das käme bei den Jugendlichen ganz sicher an.

Auch Joachim Lawall, der Trainer der Verbandsliga-A-Junioren vom TSV Gau-Odernheim, nutzt den WhatsApp-Kontakt nicht ausschließlich, um seinen Jungs Tipps für Fußball-Training zuhause zu geben. Er bat gleichfalls darum, die Anti-Corona-Regeln zu beherzigen. Das beruht mit auf dem Selbstverständnis, das Jugendfußball-Trainer haben. Sie sehen sich zwar primär als Vermittler sportlicher Kompetenzen. Das aber in Kombination mit einer hohen sozialen Verantwortung.

Wenn der organisierte Sportbetrieb ruht, ist nicht auszuschließen, dass sich die Jugendlichen selbständig zusammenfinden, um Fußball zu spielen. Was normalerweise gerne gesehen ist, ist in Corona-Zeiten kontraproduktiv. Eben deshalb plant Alemannia Waldalgesheim, ihrem Nachwuchs entsprechende Informationen zukommen zu lassen, sagt Max Reichenberger, Trainer der A-Junioren. Dabei soll mitgeteilt werden, warum gegenwärtig der Trainings- und Spielbetrieb ruhen muss. „Dadurch, dass die Jüngeren von Corona in der Regel nicht unmittelbar betroffen sind, nehmen sie es nicht so ernst“, glaubt Reichenberger. Viele hätten nicht auf dem Schirm, welche Chancen und Risiken mit ihrem Verhalten verbunden sind. Dass es darum ginge, Ältere zu schützen. Letztlich auch ihn. Reichenberger ist 72 Jahre alt. Bei entsprechender Aufklärung, vermutet der Fußball-Enthusiast, wachse das Verständnis.

In den vergangenen Tagen, findet Reichenberger, hat sich das Verhältnis der Bevölkerung zu Corona schon spürbar verändert. „Wir haben es am Anfang doch alle nicht so ganz ernst genommen“, erinnert er. Davon könne heute keine Rede mehr sein. Auch Joachim Lawall reibt sich immer wieder verwundert die Augen: „Wir haben gerade erst vor wenigen Tagen abrupt mit dem Fußball aufgehört. Mir scheint es so, als läge das schon viel länger zurück“.

Aufrufe: 019.3.2020, 21:45 Uhr
Claus RosenbergAutor