2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Der gebürtige Niederbayer Max Eberl ist seit 2008 Borussia-Chef.
Der gebürtige Niederbayer Max Eberl ist seit 2008 Borussia-Chef. – Foto: Heiko van der Velden

Max Eberl - geboren in Bogen, gereift in München, gefeiert in Gladbach

Niederbayerische Exportschlager - Max Eberl +++ Ehe der 47-Jährige als Bundesliga-Spieler und vor allem -Manager Karriere machte, verbrachte er seine ersten Lebensjahre in der Wiege des bayerischen Rautenwappens

Ist die Rede von den bekanntesten niederbayerischen Fußball-Akteuren, fallen in erster Linie Namen wie Klaus Fischer und Klaus Augenthaler. Max Eberl fehlt oft in dieser Auflistung "Niederbayerischer Exportschlager". Und das obwohl der Gladbach-Manager ein gebürtiger Rautenstädter ist. Der 47-Jährige, der durch sein erfolgreiches Wirken als "Fohlen"-Macher seine eigene Bundesliga-Karriere mehr und mehr in den Schatten stellt, wurde in Bogen geboren. Auch, wenn er dort nur kurz lebte, fühlt er sich als Niederbayer, wie er im FuPa-Interview deutlich macht. Er spricht im ersten Teil der Unterhaltung aber nicht nur über seine Abstammung, sondern auch über seinen Werdegang - und über sein großes Vorbild Uli Hoeneß.

--> Hier geht's direkt zum zweiten Teil des Interviews (einfach klicken)

Herr Eberl, sind Sie ein Niederbayer?

(lacht) Ich bin auf jedem Fall in Bogen geboren und wurde auf dem Bogenberg getauft. Der Start meines Lebens hat in Niederbayern stattgefunden. Ich muss aber zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht lange in Bogen leben durfte, weil wir relativ zügig nach meiner Geburt nach Iserlohn umgezogen sind. Mein Vater war bei der Bundeswehr und an verschiedenen Standorten stationiert.

Wie lange haben Sie in Bogen gelebt?
Nach nur knapp eineinhalb Jahren habe ich das Weite gesucht, wenn man das so bei einem Säugling sagen kann - aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat, sondern weil ich musste (lacht) Ich habe also keine bewussten Erinnerungen mehr an diese Zeit und ich weiß auch nicht, ob mir der erste Ball in Bogen über den Weg gelaufen ist - auch wenn ich es nicht ausschließen möchte (lacht).

Ist die Stadt "nur" die Ortschaft, die als Geburtsort in ihrem Ausweis steht - oder doch mehr?
Der Geburtsort wird immer ein besonderer Ort bleiben, auch wenn man dort vielleicht nicht so lange gelebt hat. Bogen, Straubing, der Gäuboden und Niederbayern werden immer eine besondere Stellung einnehmen in meinem Leben.

Unvergessliche Erinnerungen an den FC Bayern München



Gibt es - egal ob privater oder sportlicher Natur - noch Verbindungen nach Bogen?
Ehrlich gesagt, nein.

Ihr Vater hingegen ist schon noch in Kontakt zu älteren Mitgliedern des TSV, wie uns zu Ohren gekommen ist.
Ja, das stimmt. Meine Eltern haben mir immer wieder davon berichtet, dass sie in Bogen eine schöne Zeit verbracht haben. Sie waren aktiv in der Stadt unterwegs und haben sich dort wohlgefühlt. Davon ist was hängen geblieben bei meinem Vater.

Ist München und somit Oberbayern, wo Sie gemeinsam mit ihrer Familie während ihrer Jugendzeit lebten und beim FC Bayern ausgebildet worden sind, mehr Heimat für Sie als Bogen und Niederbayern?
Ehrlicherweise: Ja. Aber auch nur deswegen, weil ich in München deutlich bewusster gelebt habe als in Bogen. Als ich vier Jahre alt war, sind wir von Iserlohn in die bayerische Landeshauptstadt gezogen - wiederum aufgrund einer Versetzung meines Vaters. Die kommenden 16 Jahre habe ich dann dort verbracht. Dort bin ich zur Schule gegangen, dort habe ich meine ersten Freunde kennengelernt, dort habe ich auch meine fußballerische Karriere beginnen dürfen.



Bei keinem geringeren Verein als dem FC Bayern München.
Genau. Ich durfte miterleben, wie dieser Klub groß geworden ist - mit großem Staunen und großer Begeisterung meinerseits.

Schmerzt es dann im Rückblick, dass es mit der großen Spielerkarriere beim Rekordmeister nicht geklappt hat?
Überhaupt nicht. Ich habe die Zeit bei Bayern genossen. Im Februar 1980 wurde beim FCB die erste Bambini-Mannschaft gegründet - und ich war dabei. Ich war dann der einzige, der es aus diesem Team bis in den Profikader geschafft hat. Auch wenn es nur zu einem Spiel in der Bundesliga gereicht hat, habe ich in München eine großartige Zeit erlebt - nicht nur in fußballerischer Hinsicht. Mit der U15 reisten wir beispielsweise nach Caracas, die Hauptstadt Venezuelas. In der U19 war ich Kapitän. Das sind Erinnerungen, die bleiben. Dass es dann nicht komplett gereicht hat, liegt ja nicht nur an der Ausbildung, sondern auch am Talent - und davon hatte ich wohl zu wenig, beispielsweise im Vergleich zu Didi Hamann. Ich habe einen anderen Weg genommen, aber dennoch einiges gelernt bei Bayern München. Vor allem von Uli Hoeneß.

Der sowas wie ihr Vorbild ist.
Ich bin beeindruckt, wie er den Club aufgebaut hat. Der erste Fanshop, das erste Jugendinternat, mit Herrmann Gerland und Wolf Werner die ersten Profitrainer im Jugendbereich - das alles ist mir von Uli Hoeneß im Hinterkopf geblieben. Deswegen sage ich ganz bewusst bis heute, dass er mich sehr geprägt hat in dem, wie ich mich entwickelt habe und in dem, was ich heute tue.

»Ich habe das große Glück, zwei Heimaten haben zu dürfen«



Zurück zum Thema Abstammung: Was bedeutet Heimat eigentlich für Sie? Ist es ein Ort, ein Gefühl - oder einfach nur ein antiquierter Begriff?
Heimat ist für mich sehr, sehr wichtig. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich inzwischen zwei Heimaten habe. In Bayern - also in Bogen und München zusammen - bin ich groß geworden. Dort habe ich die ersten Schritte in meinem Leben gemacht und mich zu einer Persönlichkeit entwickelt, die sich - Gott sei Dank - nicht mehr großartig verändert hat. Bayern ist meine Heimat und wird sie immer bleiben. Und ich werde auch dorthin zurückkehren, wenn ich meine Reise beendet habe.

Im Dezember werden es aber auch schon 21 Jahre sein, die ich hier im Rheinland lebe. Mein Sohn ist hier geboren, ich habe hier meine Familie gegründet. Ich kann deshalb als wohl einer der wenigen Menschen überhaupt voller Freude sagen, dass ich zwei Heimaten habe. Ich fühle mich an beiden Orten sehr wohl. (überlegt) Am langen Ende muss ich aber schon zugeben, dass Bayern einen Tick vorm Rheinland steht.

Wenn sie an die Borussia denken, welche Gefühle schießen ihnen dann durch den Kopf? Sind sie stolz?
Stolz ist eigentlich ein Adjektiv, das ich nicht so gerne verwende. Mir fällt aber tatsächlich kein anderes Wort ein, das meine Gefühle besser beschreibt. Das, was wir hier in den letzten Jahren geschaffen haben, spricht für sich. In den 70ern war der Klub mit Bayern München auf Augenhöhe. Als ich 1999 nach Gladbach kam, endete die Spielzeit gleich mit dem ersten Bundesliga-Abstieg der Geschichte. Jetzt - 20 Jahre später - sind wir zurück, wenn auch nicht auf Augenhöhe mit dem FCB. Dass ich nicht mit meinen fußballerischen, sondern mit meinen administrativen Qualitäten dazu beigetragen habe, ist mir letztendlich egal. Wir sind stolz auf das bisher Erreichte, das wir - was besonders betont werden muss - ohne Anschubfinanzierung oder Investoren erreicht haben.

Gladbach-Manager Max Eberl wurde in Bogen geboren und auf dem Bogenberg getauft.
Gladbach-Manager Max Eberl wurde in Bogen geboren und auf dem Bogenberg getauft. – Foto: Stadt Bogen


Welche Rolle spielt hier die Genugtuung, es vor allem Bayern München gezeigt zu haben, dass sie zu Deutschlands Spitze gehören - wenn auch in einem anderen Bereich?
Gar keine. Jede Etappe in meinem Leben war schwierig, hatte aber auch ihre positiven Seiten. Wie schon vorher erwähnt, habe ich meine Zeit bei Bayern München genossen. Ich bin ein glücklicher Mensch, der auf einen bisher tollen Weg zurückschauen kann. Es ist nicht schlimm, aber mit etwas Abstand muss ich feststellen: Als Spieler war ich nicht gut genug für den Rekordmeister...

...wären Sie es denn als Manager?
(lacht herzlich) Diese Frage habe ich mir jetzt selber eingebrockt (lacht). Ich mache das jetzt in Gladbach seit zwölf Jahren - und die Borussia ist bestimmt kein einfacher Verein aufgrund der Historie und der damit verbundenen Erwartungshaltung rund um den Klub, aber auch aufgrund der Ausgangslage zu meinem Start hier, als wir sehr, sehr begrenzte Möglichkeiten hatten. Sagen wir mal so: Ich bin als Manager deutlich besser als als Spieler (schmunzelt).

Im zweiten Teil des großen Exportschlager-Interviews mit Max Eberl spricht der Gladbach-Manager über die Wiedergeburt der Fohlen, über die Coronakrise und ihre Folgen sowie über das Business Fußball.

Aufrufe: 05.10.2020, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor