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Herr Eberl, sind Sie ein Niederbayer?
(lacht) Ich bin auf jedem Fall in Bogen geboren und wurde auf dem Bogenberg getauft. Der Start meines Lebens hat in Niederbayern stattgefunden. Ich muss aber zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht lange in Bogen leben durfte, weil wir relativ zügig nach meiner Geburt nach Iserlohn umgezogen sind. Mein Vater war bei der Bundeswehr und an verschiedenen Standorten stationiert.
Wie lange haben Sie in Bogen gelebt?
Nach nur knapp eineinhalb Jahren habe ich das Weite gesucht, wenn man das so bei einem Säugling sagen kann - aber nicht, weil es mir nicht gefallen hat, sondern weil ich musste (lacht) Ich habe also keine bewussten Erinnerungen mehr an diese Zeit und ich weiß auch nicht, ob mir der erste Ball in Bogen über den Weg gelaufen ist - auch wenn ich es nicht ausschließen möchte (lacht).
Ist die Stadt "nur" die Ortschaft, die als Geburtsort in ihrem Ausweis steht - oder doch mehr?
Der Geburtsort wird immer ein besonderer Ort bleiben, auch wenn man dort vielleicht nicht so lange gelebt hat. Bogen, Straubing, der Gäuboden und Niederbayern werden immer eine besondere Stellung einnehmen in meinem Leben.
Gibt es - egal ob privater oder sportlicher Natur - noch Verbindungen nach Bogen?
Ehrlich gesagt, nein.
Ihr Vater hingegen ist schon noch in Kontakt zu älteren Mitgliedern des TSV, wie uns zu Ohren gekommen ist.
Ja, das stimmt. Meine Eltern haben mir immer wieder davon berichtet, dass sie in Bogen eine schöne Zeit verbracht haben. Sie waren aktiv in der Stadt unterwegs und haben sich dort wohlgefühlt. Davon ist was hängen geblieben bei meinem Vater.
Ist München und somit Oberbayern, wo Sie gemeinsam mit ihrer Familie während ihrer Jugendzeit lebten und beim FC Bayern ausgebildet worden sind, mehr Heimat für Sie als Bogen und Niederbayern?
Ehrlicherweise: Ja. Aber auch nur deswegen, weil ich in München deutlich bewusster gelebt habe als in Bogen. Als ich vier Jahre alt war, sind wir von Iserlohn in die bayerische Landeshauptstadt gezogen - wiederum aufgrund einer Versetzung meines Vaters. Die kommenden 16 Jahre habe ich dann dort verbracht. Dort bin ich zur Schule gegangen, dort habe ich meine ersten Freunde kennengelernt, dort habe ich auch meine fußballerische Karriere beginnen dürfen.
Zurück zum Thema Abstammung: Was bedeutet Heimat eigentlich für Sie? Ist es ein Ort, ein Gefühl - oder einfach nur ein antiquierter Begriff?
Heimat ist für mich sehr, sehr wichtig. Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich inzwischen zwei Heimaten habe. In Bayern - also in Bogen und München zusammen - bin ich groß geworden. Dort habe ich die ersten Schritte in meinem Leben gemacht und mich zu einer Persönlichkeit entwickelt, die sich - Gott sei Dank - nicht mehr großartig verändert hat. Bayern ist meine Heimat und wird sie immer bleiben. Und ich werde auch dorthin zurückkehren, wenn ich meine Reise beendet habe.
Im Dezember werden es aber auch schon 21 Jahre sein, die ich hier im Rheinland lebe. Mein Sohn ist hier geboren, ich habe hier meine Familie gegründet. Ich kann deshalb als wohl einer der wenigen Menschen überhaupt voller Freude sagen, dass ich zwei Heimaten habe. Ich fühle mich an beiden Orten sehr wohl. (überlegt) Am langen Ende muss ich aber schon zugeben, dass Bayern einen Tick vorm Rheinland steht.
Wenn sie an die Borussia denken, welche Gefühle schießen ihnen dann durch den Kopf? Sind sie stolz?
Stolz ist eigentlich ein Adjektiv, das ich nicht so gerne verwende. Mir fällt aber tatsächlich kein anderes Wort ein, das meine Gefühle besser beschreibt. Das, was wir hier in den letzten Jahren geschaffen haben, spricht für sich. In den 70ern war der Klub mit Bayern München auf Augenhöhe. Als ich 1999 nach Gladbach kam, endete die Spielzeit gleich mit dem ersten Bundesliga-Abstieg der Geschichte. Jetzt - 20 Jahre später - sind wir zurück, wenn auch nicht auf Augenhöhe mit dem FCB. Dass ich nicht mit meinen fußballerischen, sondern mit meinen administrativen Qualitäten dazu beigetragen habe, ist mir letztendlich egal. Wir sind stolz auf das bisher Erreichte, das wir - was besonders betont werden muss - ohne Anschubfinanzierung oder Investoren erreicht haben.