2024-06-17T07:46:28.129Z

Im Nachfassen
Die Kurve gerade noch bekommen: Annabel Jäger (r.) und Arminia Bielefelds Frauen sind nach dem 3:0 gegen Mönchengladbach wieder auf Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen.
Die Kurve gerade noch bekommen: Annabel Jäger (r.) und Arminia Bielefelds Frauen sind nach dem 3:0 gegen Mönchengladbach wieder auf Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen. – Foto: Andreas Zobe

Markus Wuckel: »Die Hinrunde war eine Lernphase«

Der DSC-Trainer zieht in der 2. Bundesliga Zwischenbilanz und verrät, welche Rolle personelle Entwicklungen für den Klassenerhalt spielen

Mit einem sehr, sehr erlösenden 3:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach haben sich die Zweitligistinnen des DSC Arminia Bielefeld in die Winterpause verabschiedet. Dieser Sieg, der erste Heimsieg der Saison, verschafft vor den Festtagen etwas Entspannung, vor allem aber Zuversicht für den 2020er-Teil der Saison. Trainer Markus Wuckel blickt auf den ersten Saisonteil zurück – und natürlich nach vorn auf eine Saison, an deren Ende der Klassenerhalt stehen soll.

Die eingleisige 2. Liga

Vor zwei Jahren sind die Armininnen aus der zweigeteilten 2. Liga „abgestiegen“, weil als Tabellenachter die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga um einen Punkt verpasst wurde. Es ging dann gleich wieder rauf, jetzt ist die Arminia in der eingleisigen 2. Liga dabei. Das heißt: Mehr Aufwand, längere Fahrten, dazu mit Übernachtungen. „München, Ingolstadt, Saarbrücken kommen dazu“, sagt Markus Wuckel, „das sind schon Ritte, die wir vorher so nicht hatten. Dazu kommt, dass wir jetzt Mannschaften haben, die wir noch gar nicht kannten. Da wussten wir am Anfang nicht, was da auf uns zukommt. So gesehen war die Hinrunde schon eine Lernphase für uns alle. Wir machen deshalb jetzt mehr mit Videoanalyse. Auch neu ist, dass wir viele zweite Mannschaften haben. Deren Spielerinnen sind technisch und taktisch in der Regel sehr gut ausgebildet – aber die sind meist jung und fallen auch schneller hin. Wir spielen eher robust, versuchen, denen den Schneid abzukaufen. Und da wird uns dann doch mehr abgepfiffen. Daraus resultieren viele Standard-Situationen gegen uns. Darauf mussten wir uns auch erst einstellen.“


Das Niveau

„Es gibt kein Kanonenfutter mehr, so wie noch in der 2. Liga Nord. Da hatten wir dann Mannschaften wie Henstedt-Ulzburg oder Delmenhorst, denen haben wir sieben Stück eingeschenkt. Das gibt es jetzt überhaupt nicht mehr. Die Liga ist sehr ausgeglichen.“ Was Wuckel meint, bestätigt sich in der Tabelle: der 1. FFC Frankfurt II hat als Letzter immerhin elf Punkte, Arminia steht in der 14er-Staffel mit 14 Punkten auf Platz zwölf, der FSV Gütersloh steht mit 17 Punkten auf Platz acht. Alles eng beieinander. Wuckel: „Da holt man keinen Punkt, wenn man nicht 100 Prozent gibt. Aber jetzt schlagen wir den Dritten, Mönchengladbach, einmal 4:0 und einmal 3:0. Das kommt ja nicht von ungefähr und ist schon aussagekräftig: Wir können mit jedem mithalten. Aber auch in Frankfurt mussten wir uns mühen, dass wir da 2:0 gewonnen haben.“


Die Probleme

„Wir haben jetzt 14 Spiele und 29 Gegentore – das sind gut zwei pro Spiel. Das ist einfach zu viel“, sagt Wuckel. Auch wenn der DSC Arminia damit die statistisch stabilste der unteren sechs Mannschaften ist. Zu oft brenne es lichterloh in der Hintermannschaft. Selbst im Spiel gegen Mönchengladbach. „Da haben sich die Mädels das Matchglück erkämpft“, sagt Wuckel. De Bielefelderinnen hatten in einigen Szenen Glück, dass die Gäste gute Chancen nicht zu nutzen wussten oder sich ihrer Möglichkeiten durch technische Fehler selbst beraubten. „Dazu kommt, dass Teams wie Frankfurt, Potsdam oder Bayern Spielerinnen aus der ersten Mannschaft runterziehen können. Man weiß halt nicht, wie wichtig für diese Vereine die zweite Mannschaft ist. Das kann uns natürlich noch passieren, dass eine Unterschiedspielerin beim Gegner dabei ist. Das können wir nicht. Ein weiteres Problem ist, dass wir eine eklatante Heimschwäche hatten. Auswärts ist alles okay, aber zu Hause hatten das eben viele andere Mannschaften nicht. Zu Hause waren wir eben oft unterlegen.“


Sonderfall Heimschwäche

„500.000 Euro hat der Verein für uns ausgegeben, das schwebt in meinem Hinterkopf schon herum. Da frage ich mich schon: Wieso bekommen wir es zu Hause nicht auf die Reihe?“ Wuckel hat eine Vorstellung: „Wenn wir so wie gegen Hoffenheim, Bayern, Bremen oder Mönchengladbach gespielt hätten, vom Auftreten her, nicht von der Einstellung, dann hätten wir auch unsere Punkte zu Hause geholt, unsere Siege. Und die fehlen uns jetzt. Es ist ja nicht viel: uns fehlt ein Sieg. Mehr nicht.“


Positiv gestimmt: DSC-Trainer Markus Wuckel.
Positiv gestimmt: DSC-Trainer Markus Wuckel. – Foto: Peter Unger


Verstärkungen

Seit längerer Zeit arbeitet Markus Wuckel schon daran, die Mannschaft weiter zu entwickeln. Zum Trainingsauftakt am 13 Januar erwartet er mit Aline Allmann eine Torhüterin. Die 25-Jährige spielte bis 2016 bei Eintracht Frankfurt und wechselte dann zu LIU Brooklyn (Long Island University’s Campus in Brooklyn, New York). Im Sommer schloss sie sich dem TSV Schott Mainz an. „Sie möchte gern zu uns wechseln“, sagt Wuckel. Nach der jüngst verpflichteten vielseitig einsetzbaren Offensivspielerin Maja Sternard hat Wuckel eine weitere Auswahlakteurin an der Angel. „Ich bin an einer Spielerin dran, die uns an sofort weiterhelfen könnte.“ Der DSC-Coach schaut speziell im Abwehrbereich.


Der Kader

„Die meisten Verträge bei uns laufen nur über ein Jahr“, erklärt Wuckel. Das sei im Frauenfußball gang und gäbe. Deshalb führt Wuckel in den nächsten Wochen noch einige Gespräche. Nur wenige Spielerinnen, wie Gentiana Fetaj, hätten einen Zweijahresvertrag. „Mit dem ersten Tag der Sommer-Vorbereitung arbeite ich schon am nächsten Kader. Ich muss alles allein machen. Ich scoute, ich verpflichte und ich arbeite mit den Spielerinnen. Deshalb muss ich früh dran sein.“ So habe Arminia nach dem jüngsten Zweitligaabstieg „eine überragende Truppe“ für die Regionalliga zusammengehabt. Schon jetzt nimmt Wuckel regelmäßig einige Spielerinnen aus der B-Juniorinnen-Regionalligamannschaft zum Training dazu. Der Kader ist groß. Doch einige wüssten genau, „dass sie Zweite spielen müssen“. Da immer mal zwei, drei Spielerinnen fehlten, „braucht man schon mehr als 20 Spielerinnen, damit man auch mal elf gegen elf oder wenigstens zehn gegen zehn spielen kann“, sagt der DSC-Coach. Wie Neuzugänge betrachtet er auch die lange verletzten Laura Liedmeier und Giustina Ronzetti, die ab Januar voll angreifen wollen.


Die Perspektive

„Der Erfolg über Mönchengladbach war extrem wichtig. Das war ein Kraftakt, der für große Erleichterung gesorgt hat“, sagt Wuckel. Der Erfolg habe seiner Mannschaft vor Augen geführt, dass die Rechnung aufgehen könne, wenn die Einstellung stimme. „Es war wichtig, gespürt zu haben, dass wir jeden schlagen können mit unserem enormen Aufwand, den wir betreiben.“ Die in Aussicht stehenden Verstärkungen, die gute körperliche Verfassung der Spielerinnen und die geplante Vorbereitung stimmen Markus Wuckel „optimistisch für die Rückrunde“.


Die Vorbereitung

Die Vorbereitung startet am 13. Januar. Sieben Testspiele und ein dreitägiges Trainingslager stehen auf dem Plan, ehe es am 23. Februar mit dem Auswärtsspiel bei Bayern München II weitergeht.

Aufrufe: 011.12.2019, 12:00 Uhr
Uwe Kleinschmidt / Peter Burkamp / FuPaAutor