2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Sommerpause bedeutet auch: Strafräume in der Vakanz... Foto: FuPa.net
Sommerpause bedeutet auch: Strafräume in der Vakanz... Foto: FuPa.net

Liebe Sommerpause...

Eine Hasspredigt auf die fußballfreie Zeit

Vier Wochen fußballfreie Zeit - ein Redakteur mit einem Kommentar zu diesem Horrorszenario für jeden Fußballfan.

Liebe Sommerpause,


wir beide kennen uns jetzt schon seit Jahren. Aber schätzen gelernt haben wir uns nie.

Als ich damals in der hauseigenen Matsche zum ersten Mal gegen einen Ball getreten habe, entdeckte ich meine Liebe und meine Leidenschaft für diesen Sport. Da warst Du noch gar nicht da. Du warst nicht mal ein kleiner Furz aus einem fröhlichen Arsch in einer heilen Kinderwelt, die von der runden Kugel geprägt war. Bis auf die Fensterscheibe des Nachbarn oder der böse Platzwart des örtlichen Fußballvereins konnte uns nichts aufhalten.

Und jetzt, Jahrzehnte später, bist Du wieder da. Wie jedes Jahr das gleiche Spiel: Du kommst mit Siebenmeilenstiefeln und gehst mit der Geschwindigkeit von Sepp Blatter beim Nordic Walking. Schämst Du Dich überhaupt nicht? Schämst Du Dich nicht, dass Du tausenden von Amateurfußballern in unserer Region und darüber hinaus mindestens einen Monat lang die ganz große Leidenschaft nimmst? Ist Dir eigentlich im Ansatz klar, was Du damit anrichtest? Ich befürchte nicht.

Nach Saisonende, welches Du uns immerhin und netterweise mit einer meist geschichtsträchtigen Abschlussfahrt versüßt, kommt das große Nichts. Auch Deine diesjährigen Versuche, uns Dich mit der Frauen-WM aushaltbarer zu machen, scheitern. Sicher, unsere Damen sind sehenswert und auch der angebotene Fußball ist richtig gut, aber auf Spiele wie Uganda gegen die Osterinseln um 03:00 Uhr nachts können wir gerne verzichten. Dennoch Danke für Deine neue Comedy-Show „FIFA“ mit diesem dicken Opa an der Front, sehr unterhaltsames Ding! Aber das letztjährige Besäufnis nach dem 7:1 gegen Brasilien war besser.

Uns fehlen einfach die legendären Vergleiche zwischen Schlichthorst II und Neuenkirchen IV in der 3. Kreisklasse. Uns fehlt der Rentner (nicht der aus Zürich, der sich hoffentlich bald mit Sportkamerad Hoeneß den Kartoffelbrei in der JVA teilen darf) am Spielfeldrand, der der Jugend von heute von den glorreichen alten Zeiten berichtet, in denen alles besser war. Uns fehlt der übergewichtige Würstchenverkäufer, der halbnackt und total verschwitzt die Zange in der Luft jonglieren lässt.

Uns fehlt die brutale Blutgrätsche beim Stand von 0:3 in der neunzigsten Minute, für die es eine gelbe Karte gibt. Und fehlt der „Melle-Messi“, der beim fünften Gegenspieler bemerkt, dass er beim zweiten den Ball verloren hat. Uns fehlt der Stürmer, der in neunzig Minuten nicht eine Chance hat. Uns fehlt die Spielerfrau, die mit Fußball nichts am Hut hat und aus deren Handtascheninhalt Tine Wittler und der Trödeltrupp drei Sondersendungen ausstrahlen könnten. Und uns fehlt die Vereinshymne des SSC Dodesheide, die wie ein Kreuzbandriss klingt.

Ich hoffe jedes Jahr aufs Neue, dass Du, liebe Sommerpause, elendig verreckst. Dass Du mit dem Hintern in die Speichen gerätst und kilometerweit mitgeschleift wirst. Aber es wird wohl nie so sein. Bis dahin verachte und hasse ich Dich.

Du Schweinehund.

Aufrufe: 016.6.2015, 13:46 Uhr
Dennis KurthAutor