2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Viele Spieler auf engstem Raum beim Bezirksliga-Duell zwischen der SG Guldenbachtal (schwarze Trikots) und der SG Weinsheim (von links): Jonas Stellwagen, Magnus Höning, Maximilian Walg, Martin Großmann, Oliver Kurz, Tobias Wienand und Tim Müller.	Foto: Heidi Sturm
Viele Spieler auf engstem Raum beim Bezirksliga-Duell zwischen der SG Guldenbachtal (schwarze Trikots) und der SG Weinsheim (von links): Jonas Stellwagen, Magnus Höning, Maximilian Walg, Martin Großmann, Oliver Kurz, Tobias Wienand und Tim Müller. Foto: Heidi Sturm

Im Keller brennt die Luft

Sammelbericht Bezirksliga Nahe +++ Bezirksliga verspricht Abstiegsdrama bis zum Ende +++ Waldböckelheim, Karadeniz, Merxheim und Laubenheim im Torrausch +++ Hohl ist raus

REGION. Ob dahinter eine gewisse Logik steckt? Im Leben nicht, denn Fußball ist alles, nur nicht logisch. Waldböckelheim, Karadeniz, Viktoria Merxheim und Langenlonsheim-Laubenheim, allesamt bedrohte Kellerkinder der Bezirksliga-Nahe, verputzten ihre Gegner gestern in wahren Torrauschen – und zusammen sensationellen 21 Kisten. Mit einem 7:2 gar schubste Karadeniz den FC Hohl in die A-Klasse. In den Liga-Tiefen brennt die Luft: Am nächsten Sonntag könnten fünf Klubs (!) mit 35 Zählern gleichauf liegen – es winkt das pure Drama.

TuS Waldböckelheim – FC Brücken 4:1. – Der Schock saß tief. Als die Hiobs-Botschaften von den anderen Plätzen eintrudelten, malte sich Christoph Andrae das Ende einer schweren Saison schleunigst aus: der TuS kann sich selbst nicht retten, höchstens ein Entscheidungsspiel gegen Karadeniz erzwingen. Und im Falle eines Sieges wäre der Ligaverbleib immer noch fraglich. „Wir haben es natürlich nicht in der eigenen Hand, das war aber vor dem Spieltag klar“, trotzte Andrae den Aussichten. „Bei uns hat man jedem angesehen, dass es der letzte Strohhalm war.“ Deshalb das furiose 4:1. Nach klasse Stafette schob Alexander Faier ein (31.), Trainer Simon Schmidt (42.), Dominik Poth (81.) und Jan Scheib nach verschossenem Elfer (89.) netzten ebenso. Für den FCB traf, wer sonst, Waldemar Schneider zum Anschluss (45.+1). Waldböckelheims Chance ist vernichtend gering – genau die will es nutzen.

TSV Langenlonsheim-Laubenheim – TuS Hackenheim 4:0. – Eine Woche vor Ablauffrist ist die sportliche Ausgangslage einfach nur: brutal. In sieben Tagen könnten, was eine wahnwitzige Einmaligkeit wäre, fünf Teams mit 35 Zählern dastehen. Karadeniz, der BSV, Langenlonsheim, Winterbach und Merxheim. Fünf Teams, zwischen denen dann zu richten wäre, wer auf dem unbeliebten 14. abschließt. Unfassbar! „Da kannst du da stehen und die 35 reichen nicht. Uns interessiert nur unser Spiel gegen Bollenbach. Für beide geht es um was, auf den anderen Plätzen für einige Mannschaften nicht“, bedauerte Alexander Stumm, TSV-Trainer, gestern. Kurzer Prozess: Daniel Secker (17.), ein 20-Meter-Freistoß von Luca Czarneki (21.), Valentin Guckelsberger (44.) und Ali Az Taeife (47.) besorgten den Überlebens-Dreier. „Für Hackenheim ging es um nichts, aber das soll unsere Leistung nicht schmälern“, so Stumm, unter dem „Lalo“ in drei Anläufen neun Punkte und zwölf Tore abstauben konnte.

Karadeniz Kreuznach – FC Hohl Idar-Oberstein 7:2. – Karadeniz wird das Team sein, das den Ton angibt. Und Serkan Kural freut sich drauf. „Wir haben am Sonntag ein schönes Fünfer-Finale. Uns kann niemand nachreden, wir hätten nichts getan. Wir haben unsern Job gemacht“, insistierte er. Aufgrund von Konzentrationsschwächen musste Karadeniz gegen zu elft angereiste Obersteiner ein 1:2 Kopf stellen – problemlos. „Bomber“ Cihat Yakut (3., 30., 39.), eins davon nach Brustannahme fett eingeschweißt, Beytullah Kurtoglu (27.), Cihan Yakut (34.) und Mehmet Can Karaer (42., 45.) vermöbelten Hohl noch vor der Pause mit 7:2. Bevor die Kreuznacher angesichts der Fastenzeit runterschalteten. Erst recht, als der FCH zu zehnt beenden musste, weil kein Joker auf der Bank saß. „Die Jungs standen unter Druck. Sie haben sich gepuscht“, lobte Kural. Fakt ist: Bei einem Dreier wäre Karadeniz fast gerettet – wenn nicht gerade fünf Teams punktgleich sind.

SV Winterbach – SG Schmittweiler 3:5. – Zwischendrin mutete alles so beruhigend an. Dann kamen die letzten Wochen – und ehe sich der SVW versah, wird an seiner Bezirksliga-Existenz gekratzt. Auch er könnte zu denen zählen, die mit identischer Punktzahl den 14. Platz ausmachen müssen. Staffelleiter Otfried Seefeldt betont zwei Tage vor der Versammlung der Betroffenen: „Das Regelwerk besagt, dass bei Punktgleichheit Entscheidungsspiele auf neutralem Platz her müssen. Man muss das ausspielen!“ Selbst bei fünf Vereinen. Jeder gegen jeden. Da darf nun jeder Fan rechnen, wie viele „Finals“ potenziell ausgetragen werden könnten. Winterbach verpasste gestern, wie die Wochen zuvor, die Absicherung. Dieser Abstiegsdusel, ein Drama in unzähligen Akten.

SG Guldenbachtal – SG Weinsheim 1:4. – Mit 35 Jahren mischt Steven Thiel die Bezirksliga auf. In regelmäßig gewählten Abständen. Der „Oldie“ aus dem Trainergespann drehte gestern ein Derby, das die berüchtigte Weinsheimer Wechselhaftigkeit wiederspiegelte. Thiel, der „Doppelpacker“ (24., 58.), zauberte die Buden aus dem Fuß. „Sagen wir mal so, das 1:1 war schmeichelhaft. Wir waren wieder nicht wach. Es hätte mit Pech auch 1:3 stehen können“, räumte Coach Julian Dörschug ein, dessen Elf durch Alex Mörsdorf früh hinten lag (5.). Dank Thiel der Bruch: Seinem Zweier ließ Alex Schnell in feinster Robben-Manier inklusive Übersteiger, nur von links, mit trocken-sattem Flachschuss das 1:3 folgen (74.), Robin Kühner perfektionierte einen schnellen Zug durch die Zentrale (82.). Einige „geile Kombinationen“ habe die SGW zelebriert, so Dörschug.

FCV Merxheim – SG Alsenztal 6:1. – In nicht einmal zehn Minuten registrierte der angezählte Abstiegskandidat einen Fauxpas, der ihm ein Schützenfest offerierte: die lose, verstreute SG-Formation. Zu große Abstände zwischen den Ketten, der lange Ball, Tor. „Teilweise haben wir das dilettantisch schlecht verteidigt“, pointierte Alsenztals Trainer Maxi Bauer und fand den Ursprung einer laschen Vorstellung in der „Einstellungssache“. „Zu lustlos, zu wenig Elan.“ Viktorias Top-Scorer Christian Mitchell (9., 45.), Viktor Max (12.), Keven Lang-Lajendäcker (67.), Tobias Demand (84.) und Maximilian Angene (86.) schossen den Spitzenklub ab – mit dem immer wiederkehrenden Bogenball in die Offensive. Ioan-Alexandru Baltateanu markierte nur den Ehrentreffer (78.). „Der ein oder andere kam nicht richtig in Tritt“, so Bauer. „Man will die Runde sauber zu Ende spielen. Das war nichts.“ Big Points für Merxheim.

Eintracht Kreuznach II – Bollenbacher SV 3:2. – „Ein guter Gaul springt nicht höher als er muss.“ Auf diesen simplen Nenner brachte es SGE-Coach Ercan Ürün nach Abpfiff. Trotz des knappenAusgangs war der Erfolg der Hausherren nicht wirklich in Gefahr. Berat Sayim hatte den Kreuznachern die Führung beschert (23.), die Felix Kosek ausbaute (52.). Timo Leismann gelang der Anschluss (57.). In der Nachspielzeit erhöhte zunächst Ali Jito, ehe Christian Mayer für den Endstand sorgte. Sami Azzaoui sah Gelb-rot. Ürün: „Wir haben wieder sehr viele Chancen liegengelassen und müssen nun versuchen, die Spannung bis zur Relegation hochzuhalten.“



Aufrufe: 019.5.2019, 21:50 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor