2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Foto: Archiv/Harald Tittel
Foto: Archiv/Harald Tittel

»Ich werde 60, bin aber noch nicht in Rente«

Triers Fußball-Urgestein Paul Linz blickt anlässlich seines runden Geburtstags zurück auf seine Karriere

Er ist ein Typ, wie man ihn heute im Fußball immer seltener antrifft. Einer, der immer geradeaus seine Meinung sagt, und damit natürlich auch mal aneckt. In seiner Karriere als Spieler und Trainer hat er viele Erfolge gefeiert und auch einige Misserfolge hinnehmen müssen. Sein Lebensmotto: "Man muss immer wieder aufstehen und nach vorne blicken." Heute wird Paul Linz 60 Jahre alt.
Trier. Im Leben von Paul Linz dreht sich auch mit 60 Jahren noch fast alles um den Fußball: Der gebürtige Trierer trainiert den Oberligisten FSV Salmrohr, und wenn es die Zeit erlaubt, taucht er persönlich bei der Fußballgolf-Anlage in Riol auf, die er zusammen mit seinem Spezi und früheren Eintracht-Geschäftsführer Dieter Lüders betreibt. "Mit 60 noch Trainer? Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht - nur nach dem Aus in Neunkirchen habe ich mal kurz gedacht: Muss das noch sein? Wenn man aber sieht, dass Jupp Heynckes mit 68 mit dem FC Bayern München noch das Triple gewonnen hat, dann kann ich mir noch alles vorstellen. Ich würde es mir auch zutrauen, noch einmal einen Zweitligisten zu trainieren."
Das ist typisch für Paul Linz - immer den Blick nach vorne gerichtet, nichts ist unmöglich. Mit dieser Einstellung gelangen ihm die Rettungsmissionen bei den Zweitligisten SV Meppen 1996 und Kickers Stuttgart 1998. Und mit dieser Einstellung nahm er am 6. Oktober 1999 auch die Herausforderung bei der zu diesem Zeitpunkt insolventen Trierer Eintracht an. Triers Ex-Oberbürgermeister Helmut Schröer hatte den Trierer Jung’ zurück an die Mosel gelotst, und "Linze Paul", wie er von den Fans gerufen wird, hielt das schlingernde Eintracht-Schiff auf Kurs. Er formte eine Mannschaft, die nach dem um nur ein Tor verpassten Zweitliga-Aufstieg 2001 zusammenblieb und der im Jahr darauf nach 21 Jahren die Rückkehr in die zweite Liga gelang.
Der Aufstiegsjubel in Hoffenheim und die Siegesfeier in Trier mit Autokorso durch die Innenstadt und Party vor der Porta Ni gra mit Tausenden Eintracht-Anhängern - "das kann mir keiner mehr nehmen", sagte Linz schon 2002. Das sind sportlich gesehen Momente für die Ewigkeit, aber für Linz ist "jeder Aufstieg schön, auch der 1976 mit dem VfL Trier in die Rheinlandliga, denn so oft steigt man nicht auf. Die wenigsten Fußballer erreichen ihre Ziele, letztlich zählt immer nur der erste Platz."
Die Ära bei der Eintracht beendete Linz im Mai 2005 nach dem Zweitliga-Abstieg selbst. Nach einem Handgemenge zwischen ihm und einem Anhänger der Eintracht erklärte er seinen Rücktritt - "das war vielleicht ein Fehler. Der zweite Abstieg von Eintracht Trier 2006 aus der Regionalliga wäre mit mir wahrscheinlich nicht passiert, das war das eigentlich Schlimme. Aber darüber spricht keiner, jeder thematisiert nur den Abstieg 2005. Die drei Zweitligajahre sollte man aber nicht vergessen, zuvor stand ja alles auf der Kippe."
Sein bisher letztes Engagement als Zweitligatrainer hatte Linz beim LR Ahlen. Als 50-Jähriger lebte er in einer Wohngemeinschaft mit seinem langjährigen Co-Trainer Arno Michels, den er zu den Westfalen geholt hatte. Doch der Klassenerhalt mit Ahlen gelang nicht, ebenso wenig wie die Qualifikation für die 3. Liga mit dem früheren DDR-Europapokalsieger 1. FC Magdeburg.
Nach einem Intermezzo bei Oberligist Borussia Neunkirchen trainiert Linz nun seit September 2014 wieder den FSV Salmrohr. Die Arbeit macht ihm nach wie vor großen Spaß: "Ich habe viel mit jungen Spielern zu tun, das hält mich selber jung. Ich muss etwas anders trainieren als bei den Profis und versuche, die richtige Mischung hinzubekommen. So richtig selbst mitspielen kann ich aber nicht mehr." Vier Mal pro Woche wird abends trainiert, im Sommer kommt dann noch das Fußballgolf dazu - da wird die Zeit knapp für die kleine Tochter Paula, seit wenigen Tagen vier Jahre alt, und für seine Lebensgefährtin Martina, mit denen er zusammen in Waldrach wohnt.
Der Fußball steht eben weiter im Mittelpunkt des Lebens von Paul Linz, den der Ehrgeiz noch nicht losgelassen hat: "Den Rheinlandpokal habe ich als Spieler und Trainer schon sieben oder acht Mal gewonnen. Da darf ruhig noch ein Sieg dazukommen." Extra Stationen als Spieler: 1974 - 1978 VfL Trier, 1978 - 12/1979 Werder Bremen, 01/1980 - 06/1980 OSC Bremerhaven, 07/1980 - 1982 Freiburger FC, 1982 - 1984 Waldhof Mannheim, 1984 - 1988 VfL Osnabrück, 1988 - 1989 Eintracht Trier (Spielertrainer), 1989 - 1994 FSV Salmrohr (Spielertrainer). Größte Erfolge als Spieler: Bundesliga-Aufstieg mit Waldhof Mannheim unter Trainer Klaus Schlappner in der Saison 1982/83; Aufstieg in die 2. Bundesliga mit dem VfL Osnabrück in der Saison 1984/85; Deutscher Amateurmeister 1990 und Meister der Oberliga Südwest 1992 mit Salmrohr. 33 Bundesligaspiele/5 Tore, 233 Zweitligaspiele/115 Tore (Platz 9 in der ewigen Torschützenliste der 2. Liga) Stationen als Trainer: 1994 - 1996 FSV Salmrohr, 1996 - 12/1997 SV Meppen, 02/1998 - 1999 Stuttgarter Kickers, 10/1999 - 2005 Eintracht Trier, 10/2005 - 2006 LR Ahlen, 12/2007 - 03/2009 1. FC Magdeburg, 01/2011 - 12/2011 Borussia Neunkirchen, seit 09/2014 FSV Salmrohr. Größte Erfolge als Trainer:Nichtabstiege mit den beiden Zweitligisten SV Meppen 1996 und Kickers Stuttgart 1998; Aufstieg in die 2. Bundesliga mit Eintracht Trier in der Saison 2001/02. fan
Aufrufe: 04.1.2016, 10:42 Uhr
volksfreund.de/Stefan StrohmAutor