2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Silas Zehnder kehrt zu Viktoria Aschaffenburg zurück.
Silas Zehnder kehrt zu Viktoria Aschaffenburg zurück. – Foto: Moritz Hahn

»Ich dachte ans Aufhören, aber die Viktoria hat mich überzeugt!«

Silas Zehnder (21) über seinen Wechsel von Darmstadt nach Aschaffenburg im Sommer

Ob Viktoria Aschaffenburg nächste Saison in der Regionalliga Bayern oder der 3. Liga antreten wird, ist noch unklar. Mit welchen Spielern der SVA dann an den Start geht, kristallisiert sich hingegen immer weiter heraus. Schulz, Baier und Beinenz haben ihre Verträge zuletzt verlängert – Raimondo-Metzger wurde bereits in der Winterpause verpflichtet. Und seit vergangenem Mittwoch ist auch der erste Neuzugang für nächste Saison fix: Silas Zehnder kehrt nach der laufenden Spielzeit von Zweitligist Darmstadt 98 an den Schönbusch zurück. Wieso der 21-Jährige diesen Schritt geht, weshalb kein anderer Verein für ihn in Frage kam und warum er kurz ans Aufhören gedacht hatte, erklärt er im FuPa-Interview…

Silas, warum hast Du dich dazu entschieden, nach der Saison zu Viktoria Aschaffenburg zurückzukehren?
Silas Zehnder (21): Mein Vertrag in Darmstadt läuft im Sommer aus, deshalb habe ich mich umgeschaut. In Aschaffenburg hatte ich bereits zwei schöne Jahre und ich kenne das Umfeld – das ist ein großer Pluspunkt. Zuletzt hatte ich gar keine Spielzeit und deswegen möchte ich bei der Viktoria wieder in den Rhythmus kommen. Das Komplett-Paket stimmt einfach!

Kam für Dich ein anderer Verein in Frage?
Es gab noch zwei weitere interessierte Teams, aber das wäre jeweils auch in der Regionalliga gewesen und ich hätte dafür umziehen müssen. Ich wohne in Stockstadt am Rhein und bin wirklich heimatverbunden. Deswegen passt es mit Aschaffenburg gut, da kann ich immer in 50 Minuten mit dem Auto zum Training pendeln. Deswegen war meine Entscheidung: Wenn ich mit dem Fußball weitermachen möchte, dann beim SVA.

Der 21-Jährige (r.) ist auf der linken Außenbahn zuhause.
Der 21-Jährige (r.) ist auf der linken Außenbahn zuhause. – Foto: Günther Perzl

War also zeitweise unklar, ob Du überhaupt noch auf dem Platz stehen willst?
Ja. Ich bin gerade einmal 21 Jahre alt, aber hatte schon viel Verletzungspech. Ich wurde sogar schon an der Hüfte operiert und hatte immer wieder Rückschläge. Nach zwei Jahren Leihe nach Aschaffenburg, wollte ich es diese Saison noch einmal in der 2. Liga bei Darmstadt versuchen. Nachdem es nicht funktioniert hat, musste ich alle Optionen abwägen und schauen, was Sinn macht. Ich dachte ans Aufhören, aber die Viktoria hat mich überzeugt! Jetzt möchte ich es nochmal versuchen, denn der Fußball liegt mir schon am Herzen. Zudem hat man mit dem SVA die Chance auf einen Aufstieg in die 3. Liga.

Schon von 2018 bis 2020 warst Du an Aschaffenburg verliehen. Was hat Dich am Schönbusch so überzeugt?
Ich kam nach einer schweren Verletzung damals dort an und es war am Anfang schwer, ich musste mich rankämpfen. Aber schon zu dieser Zeit war das Umfeld, waren die Trainer und war der Sportvorstand Benni Hotz für mich da. Ich wurde nicht im Regen stehen gelassen, das Team funktioniert gut. Und seit Sommer 2020 hat sich am Kader nicht allzu viel verändert, deswegen bin ich mir sicher, dass ich mich dort wieder wohlfühlen werde. Das ist mir persönlich wichtig, Geld ist für mich nicht der Hauptgrund für einen Transfer.

2013 bist Du in den Lillien-Nachwuchs gewechselt. Wird Dir der Abschied nach so vielen Jahren schwerfallen?
Es ist nicht einfach! Ich habe eine Bindung zum Verein und bin in Darmstadt geboren. Ich bin dankbar für eine so lange Zeit, es war eine tolle Erfahrung. Als Jugendlicher habe ich einige Angebote von Top-Klubs abgelehnt, um in Darmstadt bleiben zu können. Allerdings hatte ich mir die aktuelle Saison anders vorgestellt. Denn das Sportliche steht für mich im Vordergrund und jeder Fußballer freut sich natürlich über Einsatzzeiten.

In der 2. Bundesliga kam der Linksfuß in der aktuellen Spielzeit bisher nicht einmal zum Einsatz.
In der 2. Bundesliga kam der Linksfuß in der aktuellen Spielzeit bisher nicht einmal zum Einsatz. – Foto: Helmut Weiderer

Bist Du aber enttäuscht, dass es mit dem Durchbruch in der 2. Liga bislang nicht geklappt hat?
Definitiv, sonst wäre ich im Profi-Sport ja falsch! Ich hatte mir vor der Saison viel vorgenommen und bin ambitioniert in die Vorbereitung gestartet. Ich habe immer alles abgerufen und vollen Einsatz gezeigt. Deswegen trauere ich dem Jahr jedoch nicht nach, denn ich kann mir selbst nichts vorwerfen.

Blicken wir auf die Zukunft: Ob Du nächste Saison mit dem derzeitigen Regionalliga-Spitzenreiter Viktoria Aschaffenburg in der der 3. Liga oder weiter in der Viertklassigkeit spielst, ist noch unklar. Ist Dir das egal?
Natürlich habe ich die Möglichkeit des Aufstiegs bedacht, das würde mich schon freuen. Aber wenn es nichts wird, gilt mein Vertrag auch für die Regionalliga Bayern. Das Risiko trage ich gerne mit. Im Vordergrund steht für mich, wieder Spielzeit zu bekommen und mich wohlzufühlen. Und wenn es mit dem Aufstieg diese Saison nichts wird, dann wäre er nächste Saison immer noch ein attraktives Ziel!

Wie schätzt Du sportlich die Aufstiegschancen der Aschaffenburger ein?
Super, auch wenn aktuell vieles unklar ist. Aber geht man davon aus, dass es in die Play-Offs gegen Bayreuth und Schweinfurt geht, dann ist alles offen. Es waren immer enge Duelle gegen diese beiden Teams und die Viktoria hat oft bewiesen, dass sie sich auch durchsetzen kann. Vor allem der Team-Geist in Aschaffenburg ist ein Pluspunkt. Es bleibt aber abzuwarten, wie die Mannschaften aus der langen Pause zurückkommen werden.

32 Spiele hat Zehnder (r.) für den SVA zwischen 2018 und 2020 bereits absolviert.
32 Spiele hat Zehnder (r.) für den SVA zwischen 2018 und 2020 bereits absolviert. – Foto: Frank Scheuring

Mit 21 Jahren stehst Du weiter am Anfang Deiner sportlichen Karriere: Welche Ziele hast Du noch?
Ich würde zunächst einmal gerne mit Aschaffenburg in der 3. Liga spielen und mich dort beweisen – alles weitere bleibt abzuwarten. Wenn es ideal läuft, sehe ich dann eventuell nochmal die Chance, es doch noch in die 2. Bundesliga zu schaffen. Die 1. Bundesliga halte ich aber für unrealistisch.

Bleibt der Profi-Fußball also weiterhin Dein Ziel?
Ja, aktuell konzentriere ich mich voll darauf. Sonst hätte ich den Vertrag in Aschaffenburg gar nicht erst unterschrieben. Allerdings hat man als Fußballer glücklicherweise genug Zeit, um nebenbei etwas zu machen. Ich studiere etwa Ernährungswissenschaften. Außerdem habe ich bereits einige Scheine im Präventionstrainingsbereich abgeschlossen. Ich hätte also einen guten Plan B.

Aufrufe: 05.4.2021, 10:00 Uhr
Kilian AmrheinAutor